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Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition)
Autoren: Alisha Bionda
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Schwanz und die Beine sind mit großen, harten Stacheln
besetzt. Und ihre fantasievoll gefärbte Haut ist von Furchen durchzogen. Ihr
wisst, dass es hier nachts sehr kalt wird. Die Haut der Dornenteufel ist am
frühen Morgen von Tautropfen überzogen. Und diese fließen dann durch die
Furchen direkt in den Mund. Das verleiht ihnen magische Kräfte. Dort, wo sie
sind, ist der Ort des Inneren Blicks. Dorthin müssen wir als Nächstes gehen, um
unsere Vollkommenheit zu erreichen.”
    Dahsani öffnete den Mund. Aber bevor er auch nur einen Laut von
sich geben konnte, kam ihm Ishtar zuvor. „Wieso verleiht das Wasser den
Dornenteufeln magische Kräfte?”, wollte er wissen.
    Imans lange, schlanke Hände fuhren – wie zu einer Antwort – über
das morgenfeuchte Gras. „Tau ist das Wasser des Magiers”, flüsterte sie so
leise, dass Ishtar sie beinahe nicht verstanden hätte. „Und gestern ...”, fuhr
Iman fort, „... und gestern war die perfekte Nacht – windstill und klar.
Deshalb sind die Dornenteufel weggezogen. Sie haben den magischen Tau getrunken
und sind nun an dem Ort des Inneren Blicks.”
    „Ich verstehe zwar kein einziges Wort”, krakeelte Dahsani. „Aber
ich schlage vor, wir gehen schleunigst weiter. Seit uns dieser Todesfürst
überrascht hat, verspüre ich keine große Lust, länger als nötig an ein und
demselben Ort zu verbringen, wo uns womöglich wieder irgendein Unhold an den
Pelz will.”
    „Du hast doch gar keinen.” Barb kicherte und erntete einen
erstaunten Blick von Maiitsoh. Sie ignorierte ihn meisterlich. Eigentlich war
sie über sich selbst erstaunt und verstand Maiitsohs Reaktion. Sie wusste
selbst nicht, weshalb sie so blendender Laune war. Die Erfahrung hatte sie
gelehrt, dass immer wieder Gefahren auf sie lauerten. Die Fünfte Welt war
durchaus nicht so paradiesisch, wie sie immer geglaubt hatte, und stellte keine
Ausnahme dar. Selbst sie hatte ihre Schattenseiten. Aber vielleicht konnte das
Gute nicht ohne das Böse existieren. Vielleicht ergänzte das eine das andere
sogar.
     

     
    Sie folgten immer den Spuren der Dornenteufel und suchten einige
Monde lang den Ort des Inneren Blicks. Den Ort der Erleuchtung. Und fanden ihn
in einem verwunschenen Tal. Einem Tal mit abertausend, nein, abermillionen
Farbtupfern, die durch die Luft tanzten.
    Dem Tal der Schmetterlinge.
    Schmetterlinge, wohin das Auge reichte. Schmetterlinge, unter
deren Gewicht sich Grashalme bogen. Sie tropften von Stengeln, Halmen und
Ästen. Tänzelten durch die Luft, dass es eine wahre Freude war. Barb verspürte
bei ihrem Anblick eine seltsame Seelenverwandtschaft. Konnte sie sich aber
nicht erklären. Nicht mehr erklären.
    Sie spürte Uhuras Blick auf sich ruhen und erwiderte das Lächeln
in den Augen der Eule.
    „Sind die schön”, entfuhr es Saha. Auch sie fühlte beim Anblick
der Schmetterlinge ein sonderbar vertrautes Gefühl. Graziös flatterten die
bunten Schönheiten durch den Sonnenschein.
    Als es dämmerte, suchten sich die Freunde einen geeigneten Platz
für die Nacht. Und zum ersten Mal seit langer Zeit saßen sie wieder einträchtig
beisammen. Genossen ihre Gegenwart. Es waren friedliche Stunden, und Saha
wünschte sich in der Zukunft mehr solcher wundervollen Nächte. Sie blickte gen
Himmel. Unzählige Sterne funkelten über ihr. Wohl die ganze Milchstraße, dachte
Saha versonnen. Ihr Blick schweifte weiter. Der Mond wanderte über die
entfernten Hügel des Schmetterlingstals. Es herrschte absolutes Schweigen. Sah
man von Dahsanis gewohnten Schnarchgeräuschen ab. Saha streckte die
schmerzenden Beine von sich. Ihr Körper war längst nicht mehr so belastbar.
Belastbar wie früher?, fragte sie sich und wusste es nicht zu beantworten. Sie
wusste nicht mehr, wer sie gewesen war. WAS sie gewesen war. Aber mittlerweile
interessierte es sie auch nicht mehr. Viel brennender züngelte die Frage in
ihr, wann sie endlich dem Geheimnis auf die Spur kamen, wie sie auf die Erde
unter ihnen gelangen konnten. Und ob sie überhaupt dafür auserwählt wurden.
    Etwas regte sich neben ihr.
    Iman!
    Saha lächelte sie müde an. „Es ist wunderschön hier. Man möchte
am liebsten gar nicht mehr fort.”
    „Darin liegt auch die Gefahr. Du darfst dich diesem Gefühl nicht
ausliefern. Es macht dich träge und könnte den Wunsch in dir töten,
weiterzugehen.”
    „Aber es erfüllt mich mit Traurigkeit, diesen wunderschönen Ort
zu verlassen.”
    Iman lächelte. „Das muss es nicht. Auch auf dem Planeten
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