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Recht und Gerechtigkeit: Ein Märchen aus der Provinz (German Edition)

Recht und Gerechtigkeit: Ein Märchen aus der Provinz (German Edition)

Titel: Recht und Gerechtigkeit: Ein Märchen aus der Provinz (German Edition)
Autoren: Jörg Kachelmann , Miriam Kachelmann
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Prozesstage unbemerkt tragen können, wenn da nicht der indiskrete Vorsitzende gewesen wäre.
    Hätten wir eine öffentliche Anteilnahme an unserer Hochzeit gewünscht, hätten wir die Presse darüber informiert. Das haben wir aber nicht getan, wie unschwer nachvollziehbar ist. Spekulationen über Prozesstaktik und Scheinehe verboten sich also schon allein vor diesem Hintergrund, ganz abgesehen davon, dass es einem Gericht letztlich vollkommen egal sein kann, ob es einen verheirateten Mann verurteilt oder einen unverheirateten. Aus meiner Sicht war die Heirat bei diesem Gericht, das alles andere als neutral war und sich nicht selten von Bauchgefühl und Klischees leiten ließ, eher ein Nachteil. Für mich war daher nicht undenkbar, dass die Richter meiner Aussage nun mit noch mehr Vorurteilen begegneten, auch wenn ich sie gemacht hatte, bevor ich überhaupt wieder Kontakt zu Jörg hatte. Aber da die Aussagen der »Beziehungszeuginnen« juristisch sowieso vollkommen irrelevant waren und wir mit Schwenn nun endlich einen Anwalt hatten, der das auch verteidigte, hat uns diese Möglichkeit nicht weiter bekümmert.
    Den nächsten Absatz von Schwarzers Artikel muss man wörtlich zitieren, sonst glaubt es keiner:
    »Eines ist vermutlich kein Zufall: Dass die Eheschließung ausgerechnet jetzt eine weitere Ohrfeige ist für die zahlreichen Frauen, die Kachelmann über Jahre miteinander betrogen hat. Und die nun auch noch öffentlich gedemütigt sind. Denn trotz alledem hatte sich die eine oder andere noch immer Hoffnungen gemacht …«
    Dieser Absatz zeichnet in wunderbarer Kürze den Großteil von Schwarzers Argumentation im Verfahren nach und gipfelt mittels des Seidler’schen Zirkelschlusses in einer kompletten argumentativen Selbstzerstörung.
    »Ausgerechnet jetzt« also heiratet Jörg Kachelmann – damit will Schwarzer offenbar suggerieren, dass wir eigens am Wochenende vor der erneuten Vernehmung der Nebenklägerin am 25. März 2011 geheiratet hätten, wie das der Spiegel in einem Artikel behauptete. Das war eine der vielen Falschinformationen, die den Prozess begleiteten. In Wirklichkeit haben wir zwei Wochen zuvor geheiratet und den Termin festgelegt, bevor uns bekannt war, wann wer noch aussagen würde. Das einzige Kriterium bei der Suche nach einem Termin war das eines garantiert prozessfreien Tages, und mit Sicherheit ist dabei nicht an eine Nachvernehmung der Nebenklägerin gedacht worden. Zudem weiß jeder, der verheiratet ist, dass einer Eheschließung ein längeres bürokratisches Verfahren vorangeht, und auch wenn die Schweiz in der Erledigung dieser Dinge schneller ist als Deutschland, so ist sie dennoch nicht Las Vegas.
    Absolut unverständlich ist mir, warum diese Heirat ein Schlag ins Gesicht all derjenigen Frauen gewesen sein soll, die zuvor ihren Rachegefühlen vor Gericht und in den Medien freien Lauf gelassen und sich mit aller Deutlichkeit ab der ersten Woche von Jörg distanziert hatten, teilweise um ihre Bekanntschaft mit Jörg zu Geld zu machen, teilweise unter dem Vorwand, »andere Frauen vor ihm zu warnen und zu schützen«. Kurz zuvor hatte Schwarzer noch entrüstet über angebliche zeitgleiche und uneingelöste Heiratsversprechen von Jörg geschrieben, ein Artikel, dessen Onlinefassung unter anderem wegen der Unwahrheit dieses Vorwurfs von Bild gelöscht werden musste. Und wenn er dann heiratet, ist es plötzlich ein Schlag ins Gesicht all der Frauen, die ihn mit aller Deutlichkeit verurteilt hatten und nie wieder etwas mit ihm zu tun haben wollten? Das begreife, wer will.
    Schwarzers Erklärung für diesen Widerspruch: »Denn trotz alledem hatte sich die eine oder andere noch immer Hoffnungen gemacht …«
    Seltsame Worte aus der Feder von Deutschlands Cheffeministin, die früher die Ehe als Unterdrückungsinstrument des Patriarchats betrachtet und dem Rollenbild von Ehefrau und Mutter nichts abgewinnen konnte. Man kann es ihr als Mann aber auch wirklich nicht recht machen. Heiratet man nicht, ist man ein Schwindler und Betrüger oder bietet nicht den nötigen Rückhalt; heiratet man, nimmt man den Frauen, die Schwarzer in ihren Beiträgen vor dem von ihr eigens kreierten »Beziehungs-Monster« Kachelmann beschützt und deren »Opferstatus« sie herbeigeschrieben hat, eine dennoch existierende Hoffnung auf Eheschließung. Ein schönes Beispiel dafür, dass Schwarzer jedes Mittel recht war und ist, auf Jörg einzuschlagen, selbst dann, wenn sich die Argumente gegenseitig ausschließen und
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