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Rebella - Verliebt oder was?

Rebella - Verliebt oder was?

Titel: Rebella - Verliebt oder was?
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH , Co. KG
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Raoul lachend. »Bei mir zu
Hause sind sie auch so.«
    Möglichst unauffällig blicke ich zur Seite. Raoul schaut
angestrengt nach vorn, als hätte er Angst, die Straße könnte
plötzlich verschwinden. Er sieht wirklich gut aus. Vielleicht
sogar ein wenig zu gut. Selbst die kleine Narbe, die seine Augenbraue in der Mitte unterbricht, sieht gut aus. Sogar
sexy.
    »Ruf deine Mutter doch kurz an«, sagt er. »Dann weiß sie
schon mal, dass du unterwegs bist.«
    Jetzt? Hier neben ihm? Lieber lasse ich mir drei Zähne auf
einmal ziehen, als dass Raoul mitbekommt, wie meine Mutter
mir eine Standpauke hält.
    »Ach.« Ich mache eine wegwerfende Handbewegung. »Ich
bin ja gleich da.«
    Soll ich jetzt überhaupt noch was über die SMS von Sonntag
sagen? Ihm erzählen, dass die nicht für ihn bestimmt
war? Oder ist das blöd?
    »Hey«, sagt Raoul plötzlich. »Mach dir bloß nichts aus all
den Scherzen heute Abend, ja?«
    »Nein, natürlich nicht«, sage ich entschlossen. Er braucht
ja nicht zu wissen, dass ich heute Nacht noch stundenlang
darüber nachgrübeln werde.
    »Dann ist gut. Dass Benjamin mich aufzieht, verstehe
ich ja noch. Das mache ich auch immer bei ihm, wenn ihm
jemand gefällt. Aber was diese Saskia sich einbildet, weiß ich
nicht. Ich kenne sie nicht mal.«
    Ich halte die Luft an. Das macht er auch immer bei ihm,
wenn ihm
jemand gefällt
, hat er das echt gesagt?
    »Das Mädchen, das fast bei Tim auf dem Schoß saß?«,
frage ich.
    Raoul lacht wieder. »Ja, sie ist ganz schön aufdringlich.
Verstehst du, was Tim an ihr findet?«
    Mir wird ganz warm von innen. Ich gefalle Raoul, das hat
er gerade selbst gesagt. Und er hat gelacht. Über eine Bemerkung
von mir.
    »Keine Ahnung«, antworte ich. »Aber ich verstehe zum
Beispiel auch nicht, was Lynn an Jasper findet.«
    »Hohoho«, sagt Raoul lachend und lässt den Lenker los,
um beide Hände hochzuhalten. »Pass ja auf, Jasper ist einer
meiner allerbesten Freunde.«
    Mein Gesicht fängt wieder an zu glühen. Es lief gerade so
gut. Warum muss ich gleich alles wieder kaputt machen?
    »So habe ich es nicht gemeint«, murmele ich.
    »Macht nichts. Ehrlich gesagt verstehe ich auch nicht, was
Jasper an Lynn findet.«
    »Hey!«, rufe ich. »Sie ist meine beste Freundin!«
    »So habe ich das doch nicht gemeint«, ahmt er mich nach.
»Nein, im Ernst, Lynn ist voll nett, aber sie ist mir viel zu
anwesend.«
    »Und du hast lieber jemanden, der …« – was ist denn das
Gegenteil von anwesend? – »… abwesend ist?«
    »So ungefähr, ja«, sagt Raoul grinsend.
    »Da wohne ich.« Ich nicke zu unserem Haus, das ein paar
Meter weiter steht, und bremse langsam. Das letzte Stück
fahre ich allein. Meine Mutter braucht nicht zu sehen, dass
mich ein Junge nach Hause gebracht hat. Sonst will sie am
Ende noch, dass ich ihn beim nächsten Mal mitbringe, damit
sie ihn kennenlernen kann.
    »Weiß ich«, sagt Raoul.
    Ich schaue erstaunt auf. Woher weiß er das? Hat er es
ge googelt? Steht es in meinem SchülerVZ? Oder hat er etwa
Lynn gefragt? Er mag mich wirklich!
    »Von Josse«, sagt Raoul und bremst mit den Füßen ab.
»Der wohnt doch auch hier?«
    Natürlich. Josse. Mein Bruder.
    In meiner Hosentasche fängt mein Handy wieder an zu
vibrieren. 10 : 1, dass es meine Mutter ist.
    »Ich, äh …«
    Umständlich versuche ich, mein Rad gerade zu halten und
mein Telefon auszuschalten.
    »Schon klar.« Raoul zwinkert mir zu.
    Und ehe mir klar ist, was passiert, küsst er mich auf den
Mund. Es geht so schnell, dass ich es erst richtig merke, als es
schon vorbei ist.
    Ich kann nicht mal mehr die Augen schließen, so schnell
geht es. In meiner Nase bleibt der Duft seines Rasierwassers
hängen. Meine Unterlippe ist feucht von seiner Zungenspitze.
    »Bestell Josse schöne Grüße.« Er fährt weg. Ich will ihm
etwas nachrufen, aber ich weiß nicht, was.
    Es ist auch egal.
    Raoul hat mich geküsst.
    Ich liege auf dem Bett und starre die Decke an.
    Meine Mutter war ziemlich wütend. Woher ich die Frechheit
nähme, so spät nach Hause zu kommen? Und dann auch
noch allein, denn ich brauchte nicht zu denken, sie hätte nicht gemerkt, dass ich nicht mit mehreren nach Hause gefahren
war. Eine Woche Ausgehverbot bekam ich, und wehe mir,
wenn ich mich darüber beschweren würde.
    Aber ich beschwerte mich nicht.
    Raoul hatte mich geküsst. Schon wieder. Als wäre es die
normalste Sache der Welt, hatte er sich zu mir gebeugt und
mir einen Kuss gegeben. Als wären wir schon seit Jahren ein
Paar und
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