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Raus mit der Sprache

Titel: Raus mit der Sprache
Autoren: Ursula Steinbuch
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zwei Teufelskreise, ein subjektiver und ein objektiver, die sich bis zu dem bekannten Blackout aufschaukeln können.

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|30| Ansatzpunkte für Veränderung
    Reden in (fremden, großen) Gruppen ist immer mit einem gewissen Maß an Anspannung verbunden. Wenn diese jedoch nicht als normale Stressreaktion auf die Situation des Redens erlebt wird, sondern als Befürchtung, der Situation nicht gewachsen zu sein, dann ist die Anspannung ein Hauptmerkmal der Redeangst.
    Untersuchungen, in denen Redeängstliche mit Nicht-Redeängstlichen verglichen wurden, haben gezeigt, dass beide Gruppen sich nicht in ihren körperlichen Reaktionen unterschieden, jedoch in der Interpretation derselben. Ein Nicht-Redeängstlicher sagt sich: »Ich bin jetzt aufgeregt, das ist okay, denn ich will ja auch gleich etwas Wichtiges sagen/fragen.« Beim Redeängstlichen hingegen ist der innere Dialog von Befürchtungen geprägt, den Erwartungen nicht zu genügen und sich in der einen oder anderen Weise zu blamieren.
    Das zweite Hauptmerkmal der Redeangst sind also die Befürchtungen, in einer exponierten Situation zu versagen.
    Damit haben wir die beiden Ansatzpunkte für Veränderung: Wir setzen einmal bei der Anspannung an, die man mit gezielten Entspannungsübungen vermindern kann, zum andern bei den Selbstwert bedrohenden Befürchtungen, die sich in realitätsangemessene Selbstaussagen umformulieren lassen. Bei intensiver Praxis entsteht im Laufe der Zeit eine veränderte innere Haltung und Einstellung zu Herausforderungen wie Redebeiträgen und Referaten.
    Wie Sie das im Einzelnen erreichen können, zeigen Ihnen die beiden folgenden Kapitel. Damit sollte auch deutlich geworden sein, dass es nicht darum geht, erst einmal die Angst zu unterdrücken oder loszuwerden und dann zu reden, sondern das Ziel ist, mitsamt der Angst zu reden und sie mittels Übung und Erfahrung allmählich abzubauen.

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|31| 3. Entspannungstraining - Die Aufregung dämpfen

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Wie es funktioniert
    Entspannung ist ein Mittel zur Reduzierung von Anspannung; denn Anspannung und Entspannung sind antagonistisch, das heißt, sie können nicht gleichzeitig nebeneinander auftreten.
    Als erster hat Jacobson (1938) folgenden Zusammenhang festgestellt: Bei seinen Untersuchungen beobachtete er, dass jedesmal, wenn jemand von Angst berichtete, eine durch Muskelkontraktion bedingte Spannung bei der betreffenden Person festzustellen war und dass die Angst durch eine Behebung der Spannung deutlich nachließ oder sogar gänzlich beseitigt werden konnte. Entspannung bewirkt demnach eine Hemmung der physiologischen Reaktionen, also der Anspannung, die ihrerseits ausgelöst wird durch ängstigende Vorstellungen.
    Wenn es Ihnen gelingt, sich zu entspannen, können Sie sich damit Stresssituationen erleichtern. Mit anderen Worten: Wenn Sie die Erfahrung machen, dass Sie die physiologischen Reaktionen und damit einen wichtigen Anteil von Redeangst-Symptomen kontrollieren können, wird Ihnen der Umgang mit der Redeangst selbst erleichtert werden. Denn offensichtlich wird man eine Situation, in der man Redeangst empfindet, leichter überstehen, wenn wenigstens ein Teil der Begleiterscheinungen, wie beipielsweise Herzklopfen, gemäßigt werden kann.
    Auch der oben beschriebene Teufelskreis kann mit Entspannung durchbrochen werden. Denn Symptome, welche die Redeangst |32| begleiten, können ja bei vermehrter Selbstaufmerksamkeit ihrerseits die Redeangst noch verstärken. Konzentration auf das Herzklopfen macht also noch mehr Herzklopfen, und das verstärkt wiederum die Angst. Diese negative Rückkopplung wird gebremst in dem Maße, in dem Entspannung erfolgt.
    Damit Sie in der Lage sind, in Stresssituationen Entspannung zu erreichen, müssen Sie diese sehr gut beherrschen und vorher intensiv geübt haben. Im Prinzip sollten Sie so weit kommen, dass sich Entspannung einstellt – nahezu automatisch –, wenn Sie sich nur einen Stimulus aus dem gesamten Ablauf vergegenwärtigen, wenn Sie zum Beispiel bewußt auf die Atmung achten und einmal tief durchatmen.
    Es gibt verschiedene Entspannungsmethoden. Ich habe in meinen Redetrainings mit der Progressiven Muskelentspannung nach Jacobson gearbeitet. Wenn Sie bereits eine andere Entspannungstechnik erlernt haben und damit gut klarkommen – etwa Autogenes Training oder Yoga –, können Sie damit weiter arbeiten und diese vertiefen.
    Untersuchungen zufolge ist das Entspannungstraining signifikant
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