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Raumschiff der Rätsel

Raumschiff der Rätsel

Titel: Raumschiff der Rätsel
Autoren: James White
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Oder irgend jemand hat Ihnen eine Gehirnwäsche verpaßt.«

 
4
     
    Das Abschußgerät bestand aus einer Anzahl Leichtmetallröhren, die fugenlos zu einer etwa fünfzehn Meter langen Stange zusammengesetzt wurden. Diese Stange wurde derart mit dem Schiff verbunden, daß sie eine Verlängerung der Längsachse bildete. Der Schub, mit dem man das menschliche Geschoß in den Weltraum hinausbeförderte, wurde durch die Zündung eines nach vorn gerichteten Raketensatzes ausgeglichen, so daß sich Kurskorrekturen erübrigten. Natürlich mußte das Schiff während des Starts mit dem Bug genau auf das Ziel gerichtet sein, was mit Hilfe der Radaranlage keine Schwierigkeit war.
    Berryman befestigte das Startgestell am ersten Röhrenteil, während Walters das Gerät noch einmal überprüfte. Dann wurde McCullough auf die Vorrichtung geschnallt. Es war seltsam, überlegte McCullough, daß das Startgerät plötzlich einen so gefährlichen Eindruck machte, nachdem es ihm bei den Versuchen auf der Erde noch höchst sinnvoll und narrensicher vorgekommen war.
    Das eigentliche Startgestell bestand aus einem scheinbar etwas aus dem Gleichgewicht geratenen Röhrengestänge, das sich um die Startröhre gruppierte. Auf der einen Seite waren die unförmigen Sauerstoff- und Treibstofftanks befestigt, während die andere Seite für den Mann vorgesehen war. Wenn sich der Pilot des seltsamen Fahrzeugs an Ort und Stelle befand – mit auf dem Rücken verschränkten Armen und angezogenen Beinen –, erhielt das Ganze eine gewisse Symmetrie. Die Stellung war nicht gerade bequem, wurde jedoch durch entsprechende Stützen und Griffe sehr erleichtert. Jedenfalls hatte das vollbeladene Startgestell einen Schwerpunkt, der mit dem Zentrum des Raketenschubs in etwa zusammenfiel, so daß das Kreiseln nach dem Start auf ein Minimum reduziert wurde.
    »Wir werden Sie mit etwas über zwanzig Stundenkilometern auf die Reise schicken«, teilte ihm Berryman zum dritten- oder viertenmal mit, »so daß Sie sich in acht nehmen müssen. Wenn wir nämlich zu genau zielen und Sie mit dieser Geschwindigkeit auf die P-Eins prallen, könnten Sie sich gleich an eine Backsteinmauer schießen lassen. Ohne Verletzungen kämen Sie sicherlich nicht davon, vielleicht ginge auch Ihr Anzug dabei drauf. Ganz zu schweigen von dem Schaden, den der Aufprall am anderen Schiff ...«
    »Machen Sie über solche Dinge keine Witze, Berryman! Das macht unseren Doktor nur nervös!«
    »Ich mache keine Witze, Colonel«, erwiderte der Pilot und wandte sich an den Arzt: »Ich wollte Sie nicht nervös machen, Doktor. Aber Sie müssen vorsichtig sein. Sie müssen unbedingt daran denken, Ihre Geschwindigkeit in bezug auf das andere Schiff rechtzeitig zu überprüfen. Fangen Sie mit dem Abbremsen an, wenn Sie noch etwa zwei Kilometer entfernt sind, und wenn Sie dann ganz stoppen, tun Sie das nicht zu nahe, sondern benutzen Sie Ihre Steuerdüsen. Sie haben dafür ausreichend Treibstoff, außerdem Luft für sechs Stunden. Die ganze Reise wird übrigens nur etwa dreieinhalb Stunden dauern. Die P-Eins ist nicht ganz siebzig Kilometer von uns entfernt ...«
    »Und wenn sie nach dreieinhalb Stunden nicht auftaucht, was dann ...?« fragte McCullough. »Sie ist ein sehr kleines Schiff ...«
    »Was für düstere Gedanken«, sagte Walters tadelnd. »Wie unpassend für einen Herrn von der psychologischen Fakultät!«
    »Alles startbereit, Doktor!« sagte Berryman. »Geben Sie mir noch zehn Minuten, um wieder im Schiff zu verschwinden und die P-Eins noch einmal anzuvisieren. Walters, verschwinde vom Starter!«
    Der Start war überraschend angenehm; der leichte Druck erinnerte McCullough an die ersten Sekunden in einem Expreßfahrstuhl. Dann war die Startröhre zu Ende, und er begann langsam zu kreiseln.
    Hastig löste er Arme und Beine aus den Halterungen und versuchte die Bewegung unter Kontrolle zu bekommen. Walters und Berryman schwiegen, doch das Geräusch ihrer Atemzüge war in den Kopfhörern deutlich zu vernehmen. Auch McCullough schwieg. Das Schiff schrumpfte so langsam hinter ihm zusammen – es schien sich nicht von ihm zu entfernen, sondern einfach kleiner zu werden –, daß die beiden Astronauten das Startgerät abmontiert hatten und wieder in der Schleuse verschwunden waren, ehe McCullough die P-Zwei aus den Augen verlor.
    Als das Schiff schließlich zu einem unbestimmten silbrigen Schimmer zusammengeschrumpft war, drehte er sich herum, so daß er in die Flugrichtung blickte, und begann nach
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