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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig
Autoren: James Clavell
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Glück besteht aus harter Arbeit und Planen und noch etwas dazu, und nicht aus Glücksspiel. Zumindest nicht, wenn es kein berechnetes Glücksspiel war. Wie etwa heute und der Diamant. Vier Karat! Endlich wußte er, wie er an ihn kommen konnte. Wenn er bereit war. Und wenn er dieses eine Geschäft machen konnte, würde es das letzte sein, und es würde keine Notwendigkeit zum Glücksspiel mehr bestehen – hier in Changi nicht.
    »Das Glück wird Sie verlassen«, sagte Grey böse. »Wissen Sie, warum? Weil Sie wie alle Verbrecher sind. Sie sind voller Habgier …«
    »Ich brauche mir diesen Mist nicht von Ihnen bieten zu lassen«, unterbrach der King, und der Zorn riß ihn fort. »Ich bin ebensowenig ein Verbrecher wie …«
    »Aber ja sind Sie es. Sie verstoßen die ganze Zeit gegen das Gesetz.«
    »Den Teufel tu ich! Nach Japsengesetz vielleicht …«
    »Zum Teufel mit Japsengesetz. Ich rede vom Lagergesetz. Nach Lagergesetz ist Handel verboten. Das aber tun Sie!«
    »Beweisen Sie es!«
    »Das werde ich zu gegebener Zeit tun. Sie werden einen Fehler machen. Und dann werden wir sehen, wie Sie zusammen mit uns anderen überleben. In meinem Käfig. Und ich werde persönlich dafür sorgen, daß Sie zur Utramstraße geschickt werden, nach meinem Käfig!«
    Der King spürte, wie ihm eisiges Entsetzen in Herz und Hoden schoß. »Bei Gott«, preßte er hervor. »Sie sind gerade der Schweinehund, der das tun würde!«
    »In Ihrem Fall«, erwiderte Grey, und Schaum stand auf seinen Lippen, »wäre es ein Vergnügen. Die Japsen sind Ihre Freunde!«
    »Verdammt, Sie verfluchter Schweinehund!« Der King ballte eine Faust von der Größe einer Hammelkeule und ging auf Grey los.
    »Was geht hier vor, he?« fragte Oberst Brant, als er die Treppe hinaufstampfte und in die Baracke trat.
    Er war ein kleines Männchen, kaum einssechzig groß, und sein Bart wallte nach Art der Sikhs unterm Kinn. Er trug ein Ausgehstöckchen. Seine Dienstmütze besaß keinen Schirm mehr und war überall mit Sackleinen geflickt; in der Mitte leuchtete das Emblem eines Regimentes wie Gold, glatt vom Polieren vieler Jahre.
    »Nichts … nichts, Sir.« Grey wehrte den plötzlichen Fliegenschwarm ab und versuchte sein heftiges Atmen zu unterdrücken. »Ich habe gerade … die Durchsuchung von Korporal …«
    »Kommen Sie, Grey«, unterbrach Oberst Brant gereizt. »Ich habe gehört, was Sie über die Utramstraße und über die Japsen gesagt haben. Es ist völlig in Ordnung, ihn zu durchsuchen und zu verhören, jeder weiß das, aber es besteht kein Anlaß, ihm zu drohen oder ihn herunterzumachen.« Er wandte sich an den King, seine Stirn war mit Schweißperlen bedeckt. »Sie, Korporal, Sie sollten Ihrem Glücksstern danken, daß ich Sie nicht Hauptmann Brough zur disziplinarischen Bestrafung melde. Sie sollten wirklich vernünftig genug sein, nicht so angezogen herumzulaufen. Es reicht, jeden um den Verstand zu bringen. Sie fordern nur Unheil heraus.«
    »Jawohl, Sir«, antwortete der King, äußerlich ruhig, innerlich sich aber verfluchend, daß er sich hatte hinreißen lassen – genau das, was Grey beabsichtigt hatte.
    »Sehen Sie sich meine Kleidung an«, sagte Oberst Brant gerade. »Wie, zum Teufel, glauben Sie wohl, daß ich mir vorkomme?«
    Der King erwiderte nichts. Das ist dein Problem, Mac, dachte er. Kümmere du dich um dich. Ich kümmere mich um mich. Der Oberst trug nur ein Lendentuch, aus einem halben Sarong gefertigt und um die Hüften verknotet – wie ein Kilt –, und unter dem Kilt war nichts. Der King war der einzige in Changi, der Unterhosen trug. Er besaß sechs Paar.
    »Glauben Sie, ich beneide Sie nicht um Ihre Schuhe?« fragte Oberst Brant gereizt. »Wo ich als einziges diese verfluchten Dinger zum Anziehen habe?« Er trug gewöhnliche Kommiß-Sandalen – ein Stück Holz und ein Segeltuchstreifen für den Rist.
    »Keine Ahnung, Sir«, antwortete der King mit verschleierter Demut, die in Offiziersohren so lieblich klingt.
    »Ganz recht. Ganz recht.« Oberst Brant wandte sich an Grey. »Ich denke, Sie sollten sich bei ihm entschuldigen. Es ist völlig falsch, ihm zu drohen. Wir müssen gerecht sein, was, Grey?« Er wischte sich erneut Schweiß vom Gesicht.
    Es kostete Grey ungeheure Anstrengung, den Fluch zu unterdrücken, der seine Lippen beben ließ. »Ich entschuldige mich!« Die Worte kamen leise und scharf, und dem King fiel es schwer, das Lächeln aus dem Gesicht zu halten.
    »Sehr gut.« Oberst Brant nickte und sah
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