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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig
Autoren: James Clavell
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zurückblinzelte. Sie würden die Zigarette nach dem Essen teilen. Immer teilten sie, was sie finden oder stehlen oder erwerben konnten. Max und Dino waren eine Einheit.
    Überall in der ganzen Welt Changis war es das gleiche. Die Männer aßen und lebten in Einheiten. Zweier, Dreier, selten Vierer. Ein einzelner konnte nie weit genug herumkommen oder etwas Eßbares finden und ein Feuer machen und es kochen und essen – ganz allein nicht. Drei war die vollkommene Einheit. Einer, um Essen zu organisieren, einer, zu bewachen, was organisiert worden war, und einer als Ersatz. Wenn der Ersatz nicht krank war, organisierte oder bewachte auch er. Alles wurde auf drei verteilt: wenn man ein Ei bekam oder eine Kokosnuß stahl oder bei einem Arbeitseinsatz eine Banane fand oder irgendwo einen glücklichen Fang machte – es ging an die Einheit. Das Gesetz war einfach, wie jedes Naturgesetz. Nur durch gemeinsame Anstrengungen blieb man am Leben. Etwas der Einheit vorzuenthalten war tödlich, denn wenn man aus einer Einheit ausgestoßen wurde, sprach es sich herum. Und es war unmöglich, allein am Leben zu bleiben.
    Aber der King hatte keine Einheit. Er war sich selbst genug.
    Sein Bett stand in der begünstigten Barackenecke, unter einem Fenster, gerade richtig gestellt, daß es auch die leiseste Brise auffing. Das nächste Bett stand drei Meter entfernt. Sein Bett war gut. Stahl. Die Federn waren stramm, und die Matratze war mit Kapok gefüllt. Das Bett war mit zwei Decken abgedeckt, und saubere Laken blitzten unter der oberen Decke neben dem in der Sonne verblichenen Kopfkissen hervor. Über dem Bett, straff zwischen Pfosten gespannt, ein Moskitonetz. Es war makellos.
    Der King besaß auch einen Tisch und zwei Sessel und einen Teppich zu beiden Seiten des Bettes. Auf einem Regal neben dem Bett lag sein Rasierzeug – Rasierapparat, Pinsel, Seife, Rasierklingen. Daneben seine Teller und Tassen und die selbstgebastelte elektrische Kochplatte und Koch- und Eßgeschirr. An der Eckwand hingen seine Kleider, vier Hemden und vier lange Hosen und vier kurze Hosen. Sechs Paar Socken und Unterhosen lagen auf einem Gestell. Unter dem Bett standen zwei Paar Schuhe, Badesandaletten und ein Paar glänzende indische Chappals.
    Der King setzte sich in einen der Sessel und vergewisserte sich, ob alles an Ort und Stelle war. Er sah, daß das Haar, das er so geschickt auf seinen Rasierapparat gelegt hatte, nicht mehr da war. Mistkerle, dachte er. Soll ich mir eure Krätze holen? Aber er sagte nichts, nahm sich in Gedanken nur vor, ihn in Zukunft wegzuschließen.
    »Hallo«, sagte Tex. »Bist du beschäftigt?«
    ›Beschäftigt‹ war ein anderes Kennwort. Es bedeutete: ›Bist du bereit, Ware zu übernehmen?‹
    Der King grinste und nickte, und Tex übergab ihm vorsichtig das Ronson-Feuerzeug. »Danke«, sagte der King. »Möchtest du heute meine Suppe?«
    »Worauf du dich verlassen kannst«, antwortete Tex und zog ab.
    Gemächlich untersuchte der King das Feuerzeug. Wie der Major gesagt hatte, war es fast neu. Ohne Kratzer. Es funktionierte jedesmal. Und sehr sauber. Er drehte die Feuersteinschraube heraus und untersuchte den Feuerstein. Es war ein billiger einheimischer Feuerstein und beinah aufgebraucht, deshalb öffnete er die Zigarrenkiste auf dem Gestell, nahm die Ronson-Feuersteinschachtel heraus und setzte einen neuen ein. Er drückte auf den Verschluß. Es funktionierte. Eine sorgfältige Einstellung des Dochtes, und er war zufrieden. Das Feuerzeug war keine Fälschung und würde sicherlich achthundert, neunhundert Dollar einbringen.
    Von der Stelle aus, an der er saß, konnte er den jungen Mann und den Malaien sehen. Sie waren noch immer feste dabei, papperlapapp, papperlapapp.
    »Max«, rief er ruhig.
    Max eilte die ganze Barackenlänge zu ihm hinauf. »Jaa?«
    »Siehst du den Kerl da?« fragte der King und nickte zum Fenster hinaus.
    »Welchen? Den Wog?«
    »Nein. Den andern. Hol ihn mir bitte her.«
    Max stieg aus dem Fenster und ging über den Weg. »He! Mac«, sagte er zu dem jungen Mann. »Der King will mit dir reden«, und er zeigte mit dem Daumen zur Baracke hinüber. »Aber ein bißchen dalli.«
    Der Mann starrte Max an und sah dann in die vom Daumen angegebene Richtung zur amerikanischen Baracke. »Ich?« fragte er ungläubig und blickte dabei zu Max zurück.
    »Ja, du«, bestätigte Max ungeduldig.
    »Wozu?«
    »Woher soll ich das wissen, verdammt noch mal!«
    Der Mann sah Max stirnrunzelnd an und wurde hart. Er dachte
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