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Ratgeber Übergewicht

Ratgeber Übergewicht

Titel: Ratgeber Übergewicht
Autoren: Volker Pudel
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Anwendung ist noch nicht in Sicht.
    Halten wir fest:
    Die „Ausreden der Dicken“ sind keine Ausreden. Viele biologische Regulationsprozesse sind erforscht worden, die auf das Gewicht einwirken. Auch evolutionsbiologische Programme (Genetik) für die Gewichtsregulation sind inzwischen bewiesen, die früher den Menschen durch Fettspeicherung das Überleben von Notzeiten ermöglichten.
2.3 Übergewicht: Schuld oder Schicksal?
    Die weit verbreitete Schuldzuweisung an die „Dicken“, sie seien selbst schuld an ihrem Übergewicht, muss als Vorurteil zurück gewiesen werden. Wir wissen heute, dass die Natur eine Vielzahl von genialen Programmen entwickelt hat, die die Menschheit in Notzeiten vor dem Verhungern geschützt haben. Da seit fast 60 Jahren in Europa keine Hungersnot mehr eingetreten ist, läuft das Fettspeicherprogramm sozusagen „leer“, es sorgt mit prall gefüllten Fettzellen für Notzeiten, die nicht mehr erlebt werden.
    Aber es sind nicht nur die evolutionsbiologischen Programme, die für Übergewicht verantwortlich sind. Die modernen Lebensverhältnisse fördern ebenfalls eine Gewichtszunahme. Die körperliche Bewegung wird nicht mehr verlangt, sie ist von der Technik übernommen worden. Rolltreppen und Lifts ersparen das Treppensteigen, Fahrräder und Autos entlasten von Fußwegen, die Fernsteuerung für den Fernseher garantiert das bequeme Sitzen im Sessel, die Küchenmaschine knetet den Hefeteig. So ist der Alltag von körperlicher Anstrengung nahezu befreit und der Arbeitsumsatz ist erheblich gesunken.
    Die Supermärkte sind übervoll. Die Lebensmittel werden über Discountpreise vermarktet. Sonderangebote locken zum Einkauf. Die Packungsgrößen werden immer größer. Inzwischen sind XXL-Portionen der Regelfall. Mit dem Einkauf beginnt das Essverhalten, denn was eingekauft wurde, wird auch gegessen.
    So treten die genetischen Programme mit den Lebensverhältnissen in eine Wechselwirkung und verstärken sich gegenseitig. Was die Natur als Hilfe gegen die Not entwickelt hat, potenziert die Wirkung unter Überfluss. Die Frage, zu wie viel Prozent Genetik und zu wie viel Prozent Umwelt am Übergewicht beteiligt sind, ist daher falsch gestellt. Die Wechselwirkung zwischen Evolutionsprogrammen und Überfluss (mit Immobilität) ist es, die als Ursache zählt. In der Nachkriegszeit bei gleichem Genpool wie heute gab es kein Übergewicht, denn unter Nahrungsmangel hat die Genetik keine Chance.
    Inzwischen sind über 50 % der Deutschen übergewichtig – Übergewicht ist längst kein individuelles, sondern ein kollektives Problem. Darum macht es keinen Sinn, von individueller Schuld zu sprechen. Es ist vielmehr ein kollektives Schicksal, das über 40 Millionen Deutsche ins Übergewicht gebracht hat.
    Doch die Gewichtszunahme ist dennoch kein unentrinnbares Schicksal, denn Sie haben die Chance, Ihren Lebensstil und Ihre Lebensverhältnisse selbst zu gestalten. Die wesentlichen Faktoren der Energiebilanz, nämlich den Input (Nahrungsaufnahme) und den Output (Arbeitsumsatz) können Sie selbst verändern. Das ist – zugegeben – nicht einfach. Und Sie können auch eine Menge falsch machen, dann nämlich nehmen Sie zu und nicht ab. Über Ihre Möglichkeiten sprechen wir im nächsten Kapitel.
    Halten wir fest:
    Weder Genetik noch Umwelt alleine verursachen die Gewichtszunahme. Es ist die Wechselwirkung zwischen Genetik und Umwelt, die zählt. Die erbliche Veranlagung zu Übergewicht ist bewiesen, doch wird die Energiebilanz erst positiv, wenn die Energieaufnahme zu hoch oder der Energieverbrauch zu tief ist. Ihre Chance: Wirken Sie auf Energieverbrauch und Energieaufnahme ein. Übergewicht ist kein unentrinnbares Schicksal.

3 Was kann ich gegen mein Übergewicht tun?
    Kein Thema wird in den Medien so breit behandelt wie Übergewicht und Diät. Der Buchmarkt bietet unzählige Titel an, die versprechen, die Pfunde schmelzen zu lassen. Seminare und Kurse, auch im Internet, bieten sich als Helfer an. Wenn sie alle wirklich das leisten, was sie versprechen, wären Millionen Übergewichtige inzwischen schlank. Doch ganz im Gegenteil: Das durchschnittliche Gewicht der Bundesbürger steigt weiter an und der Ausdruck „Jojo-Effekt“ ist längst in der Umgangssprache bekannt.
3.1 Gewichthalten ist wichtiger als Gewichtsabnahme
    Diäten versprechen unisono eine Gewichtsabnahme. „Zehn Kilo in 14 Tagen“ heißt es da. Oder: „Abnehmen, ganz ohne zu hungern“. Solche Diätversprechen motivieren natürlich viele,
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