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Ratgeber Übergewicht

Ratgeber Übergewicht

Titel: Ratgeber Übergewicht
Autoren: Volker Pudel
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Größe, während der Arbeitsumsatz erheblich durch körperliche Aktivität gesteigert werden kann.
    Zurück zur positiven Energiebilanz, die auf der einen Seite durch die verzehrten (festen und flüssigen) Kalorien, auf der anderen Seite durch Grundumsatz und Arbeitsumsatz bestimmt ist. Mit Essen und Trinken, aber auch mit körperlicher Bewegung kann der Mensch also selbst Einfluss auf seine Energiebilanz nehmen. Das ist die Chance!
    Jeder hat Menschen beobachtet, die viel essen und normalgewichtig sind, aber auch übergewichtige Menschen, die eher wenig essen. Es gibt also nicht die absolute Energiebilanz, die für alle Menschen gilt, sondern entscheidend ist nur die relative, individuelle Energiebilanz. Damit ist ihr Erklärungswert schon arg eingeschränkt, denn sie sagt nicht, dass Übergewichtige überdurchschnittlich viel essen müssen. Lediglich bezogen auf ihren individuellen Energieverbrauch essen sie einen „kalorischen Überschuss“.
    Halten wir fest:
    Wer an Gewicht zunimmt, isst oder trinkt mehr Kalorien als sein Körper verbraucht. Der Verbrauch wird durch Grundumsatz und Arbeitsumsatz bestimmt. Die Energiebilanz ist eine individuelle Bilanz, für die es keine absoluten Zahlenwerte gibt.
2.2 Vererbung oder Umwelt?
    Was sind die Gründe dafür, dass manche Menschen mehr essen und schlank bleiben, andere eher weniger essen und an Gewicht zunehmen? Gibt es gute und schlechte Futterverwerter? Oft wird beobachtet, dass dicke Kinder bei Eltern aufwachsen, die eher kräftig sind. Wird Übergewicht auch vererbt? Oder hängt es wirklich nur davon ab, wie viel ein Mensch isst und wie intensiv er sich bewegt? Sind gar „die Drüsen“ schuld? Oder bestimmt der „starke Knochenbau“ das Gewicht?
    Jahrzehntelang wurden diese „Erklärungen“ als „Ausreden der Dicken“ abgetan. Doch inzwischen liegen eindrucksvolle, wissenschaftliche Untersuchungen vor, die beweisen, dass die so genannten „Ausreden der Dicken“ tatsächlich zutreffen. Lediglich der „starke Knochenbau“ blieb als Ausrede auf der Strecke, denn so schwer kann das Skelett überhaupt nicht sein, um damit das Übergewicht zu erklären.
    Albert Stunkard, Professor in Philadelphia, wollte beweisen, wie wichtig die Lebensbedingungen für die Entstehung von Übergewicht sind. Seine Studie allerdings bewies genau das Gegenteil! Er untersuchte in Dänemark und Schweden 540 Kinder, die in frühester Kindheit adoptiert wurden. Das Körpergewicht der Adoptivmütter und -väter verglich er dann mit dem Gewicht der Adoptivkinder, die mit ihnen zusammen gegessen und gelebt haben. Trotz der gleichen Umwelt zeigte sich keine Übereinstimmung zwischen dem Gewicht der Adoptivkinder und ihren Adoptiveltern. Erst als Professor Stunkard dann die biologischen Eltern besuchte und gewogen hat, war die Überraschung perfekt: Das Körpergewicht der leiblichen Eltern korrespondierte perfekt mit dem Gewicht ihrer Kinder, die zur Adoption freigegeben wurden.
    Seither haben viele Studien mit eineiigen, also erbidentischen Zwillingen und zweieiigen Zwillingen, die gemeinsam oder getrennt aufgewachsen sind, deutlich gezeigt: Es gibt eine genetische Disposition für die Regulation des Körpergewichts. Das bedeutet aber nicht, dass Übergewicht direkt vererbt wird. Die Veranlagung dazu ist zwar in den Genen programmiert, aber deshalb muss ein Mensch nicht zwangsläufig übergewichtig werden.
    Claude Bouchard, Professor in Toronto, hat ein tolles Experiment durchgeführt. Er nahm 26 junge Männer für 100 Tage stationär auf und servierte ihnen täglich ihr gewohntes Essen. Allerdings mussten seine Versuchspersonen jeden Tag 1.000 Extrakalorien zusätzlich essen (das entspricht etwa zwei Tafeln Schokolade). Ein Mastversuch! Natürlich nahmen alle Männer zu. Doch die Gewichtszunahmen variierten von gut vier bis knapp 14 Kilogramm. Professor Bouchard hat damit bewiesen, dass es „gute“ und „schlechte Futterverwerter“ gibt. Seine Versuchspersonen waren jeweils eineiige Zwillinge, die relativ ähnliche Gewichtszunahmen zeigten. Damit ist bewiesen, dass auch das Ausmaß der Gewichtszunahme ins genetische Programm geschrieben ist.
    In den letzten Jahren entdeckten Forscher auch bestimmte Hormone, die im Magen- und Darmtrakt dafür verantwortlich sind, wie die Hunger- und Sättigungsregulation funktioniert. Im Fettgewebe wurde der Stoff „Leptin“ entdeckt, der auf das Körpergewicht einwirkt. Doch bis heute werden alle diese Stoffe noch erforscht. Eine praktische
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