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Rasputins Tochter

Rasputins Tochter

Titel: Rasputins Tochter
Autoren: Robert Alexander
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war es nicht … es war er. Unser Vater, der den Jungen und alle anderen leidenden Seelen rettete. Es war Gott, der sie heilte, nicht ich! Es waren seine Wunder, nicht meine, doch zog ich daraus Vorteil. Die Macht, das Geld, die Frauen … ich hatte alles, nahm alles. Und nun werde ich bestraft … bestraft für meine Eitelkeit!“
    „Nein, Papa, das ist nicht wahr! Du gabst so vielen - du gabst und gabst! Denke, wie vielen du geholfen hast, denke, wie viel Geld du denen in Not übergeben hast!“
    Ganz plötzlich blieb mein Vater stehen und fasste nach seinem Bauch. „Ah!“
    In schrecklichen Schmerzen zusammenzuckend stolperte er in mich, und wenn ich ihn gerade dann nicht umfasst hätte, wäre er sicher gestürzt.
    „Nur ein wenig weiter, Papa“, sagte ich und hielt ihn bei der Schulter und bat ihn weiterzugehen. „Wir müssen weiter.“
    „Ich … ich …“
    Er konnte nichtmehr sagen. Auch konnte er sich nicht bewegen. War es die Kugel, die in ihn biss? Hatte sie sich innen verschoben?
    „Ich bin hier“, schmeichelte ich. „Und es wird dir gutgehen. Nur ein bisschen weiter. Nur ein paar weitere Schritte!“
    „Ohhhh …“, stöhnte er.
    O Gott, ich konnte ihn jetzt nicht verlieren, nicht wahr? Wir hatten es aus dem Palast geschafft, wir waren so weit gekommen. Wenn wir es nur bis zur Troika schaffen könnten, wenn wir nur -
    „Ich … ich -“
    „Beruhige dich, Papa. Atme durch. Wir werden uns hier eine Minute ausruhen.“
    „Ich … ich fürchte, dass meine Zeit … gekommen ist“, sagte er traurig und blickte zu mir hoch.
    „Nein, Papa, du darfst nicht aufgeben!“
    „Wenn es … es …“
    „Pst. Rede nicht. Sei einfach still und atme durch.“
    „Wenn sie es ist, meine süße Tochter, musst du … musst du mich gehen lassen.“
    Tränen stiegen in meine Augen hoch, als ich ihn hielt. Wie könnte ich je meinen Vater gehen lassen? Überwältigt starrte ich hinauf zu dem dunklen Himmel über mir. Es begann wieder zu schneien, die Flocken dick und schwer. War dies, wie alles enden sollte, hier in einem Hof eines fürstlichen Heims? Ich hatte eine Vision von so etwas gehabt, aber warum, lieber Gott, warum hatte es nicht mein talentierter Vater?
    Papa bat: „Kind, tröste mich mit einem Gedicht, wirst … wirst du? Wie ist es mit dem einen, das mir so sehr gefällt? Du kennst das eine, von diesem Schriftsteller, diesem … diesem Kerl, nach dem alle Mädchen verrückt sind.“
    Ich nickte und versuchte meine Stimme zu stabilisieren, als ich so sanft wie ein Gebet die Worte des großen Aleksander Blok rezitierte:
„Schamlos, endlos zu sündigen,
Die Übersicht von Tag und Nacht verlieren;
Und mit einem Kopf ungestüm vor Trunkenheit,
Seitwärts in den Tempel Gottes zu gehen.“
    „Ja, das ist nett, sehr nett … ja, seitwärts.“ Nicht ohne geringe Mühe packte Papa mich bei einer Hand. „Mein süßes, liebes, schönes Mädchen … ich muss dir ein Geheimnis sagen.“
    Indem ich auf meine Lippe biss und mein Bestes versuchte, nicht schluchzend zusammenzubrechen, nickte ich bloß.
    „Ich weiß sicher, dass das der Himmel ist“, sagte er und zeigte schwach zum Himmel. „Aber jetzt … jetzt sehe ich auch, dass dies“ - er blickte sich um - „nicht die Erde, sondern die Hölle ist.“
    „Papa, nein. Du darfst nicht so reden.“
    Er nickte. „Ja, das … das ist die Hölle.“
    Während ich meine Augen mit dem Ärmel meines Umhangs abtupfte, stand ich vor Furcht wie gelähmt. Wenn nur die Welt ihn jetzt sehen könnte, Rasputin der Teufel, wer er wirklich war: mein Vater, ein muzhik , der unbewaffnet und ahnungslos wie ein verrückter Hund erschossen wurde. Wie leicht er heruntergebracht worden war… und wie leicht er sich selbst hinuntergebracht hatte. Aber ich konnte nicht zugrunde gehen, nicht jetzt.
    „Papa, hör mir zu. Ich habe eine Troika, die gleich um die Ecke wartet. Ich werde den Fahrer holen und wir beide werden dich holen kommen.“
    Der Körper meines Vaters wurde steif durch einen starken Krampf, und er schrie vor Schmerzen auf. Ich hielt ihn um die Taille und Schulter und fühlte, wie sein ganzer Körper schrecklich zitterte.
    „Ja … geh“, murmelte er schließlich.
    „Ich beeile mich!“
    Indem ich Vater vorsichtig losließ, begann ich mich wegzuziehen. Er begann zur Seite zu taumeln, und für einen Augenblick dachte ich, er würde gleich da und dort in dem Seitenhof zusammenbrechen.
    Seine geröteten Augen zu mir hebend, befahl Papa: „Geh!“
    Ich hob meinen
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