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Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)

Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)

Titel: Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)
Autoren: Michaela B. Wahl
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dafür, dass du mich magst, wie ich bin. Weil ich mich meistens selbst nicht ausstehen kann! Du bringst mich zum Lachen und verdammt, auch zum Weinen!«, versucht sie mich aufzumuntern.
    Der Schmerz lässt mich zu Boden gehen. Claire kniet sich neben mich. Da ist sie wieder, meine Claire.
    »Du bist zäh, Coggswell. Ich mache mir keine Sorgen um dich.«
    »Och, das ist ja rührend«, unterbricht Chaske mich.
    Ich spüre die Kälte auf dem Asphalt, wie sie an mir hochkriecht und mich frösteln lässt. Ich greife nach Claires Hand und halte sie fest in meiner. Die Tränen laufen jetzt ungehindert, als sie erkennt, was gerade passiert. Wenn ich Chaske gehöre, werde ich sterben.
    Lebe den Augenblick.
    Genau das habe ich getan. Für zehn irrwitzige Minuten habe ich jedes Gefühl durchlebt, das man erfahren kann. Die Zärtlichkeit, mit der Claire mich betrachtet, reicht für ein ganzes Leben. Für ganze zehn Minuten. Was für eine Ironie des Schicksals. Ich, Rashen de Andiel, am Ende meines Lebens. Doch ich würde immer und immer wieder dafür sterben, nur um noch einmal das Gefühl zu erleben, wie sie mich ansieht. Das kann mir niemand nehmen. Weichspüler hin oder her.
    Ihre Hände umschließen meine mit einem festem Griff.
    »Nicht weinen, Schätzchen«, versuche ich sie zu trösten, und ein tiefes Schluchzen entfährt ihrem knochigen Körper. Die nächste Schmerzwelle trifft mich mit voller Wucht, und ich ringe nach Atem. »Bleib, wie du bist, versprich mir das.«
    Claire schüttelt den Kopf.
    »Natürlich verspreche ich es.« Ihre qualvollen Laute schneiden mir schlimmer ins Herz als die Wogen des Schmerzes.
    »Ich habe James gemocht, aber verliebt habe ich mich in dich«, höre ich ihre zarte Stimme an meinem Ohr und schließe die Augen. Verliebt. In mich. Das ist mehr, als ich mir jemals erhofft habe. Mehr, als ich verdient hätte.
    Die reine, pure Liebe eines Mädchens, das so unschuldig und liebreizend ist. Es gibt das Reine auf dieser Welt, es gibt es, zwischen all den grauen Orten, zwischen all dem Schmutz.

    Chaske schweigt. Er ist mein Bruder. Auch wenn ich vieles falsch gemacht habe, er wird es immer bleiben.
    Ich höre in mich hinein, spüre, wie mein Herz müde wird. Mein neues, so wertvolles Herz. Müde vom Kampf mit dem Leben. Wahrscheinlich hat Pragaz mir ein todkrankes Herz gegeben, es würde zu einem der sieben gefallenen Engel passen.
    Ich verspüre keinen Groll auf ihn. Er hat getan, was seine Aufgabe, was seine Bestimmung ist. Es ist okay so.

    Claires Lippen streifen die meinen. So sanft wie durch einen Nebel suche ich ihren Blick und halte ihn fest. Ein, zwei Herzschläge lang. Bumm-Bumm. Ich lausche meinem Herzschlag, spüre Claires Tränen an meinem Hals. Oh, ich werde sie vermissen. Aber jetzt weiß ich, wie es sich anfühlt zu leben. Und zu lieben. Claire zu lieben. Ja, in gewisser Weise tue ich das. Meine Seele, die eine so lange Zeit hatte, zu begreifen, dass die Unsterblichkeit nichts ist im Gegensatz zu dem bittersüßen Augenblick des Lebens. Bumm-Bumm.
    »Pass auf dich auf, Coggswell«, sage ich rau, und meine Worte verschmelzen mit dem Wind, der sie davonträgt.

Kapitel 26

    Einmal Tartarus und zurück.

    I ch schreie. Heiß. Diese unsägliche Hitze, die sich um meinen Leib schließt, an mir emporzüngelt, sich in meinen Körper bohrt. Wimmernd sacke ich zusammen, senke den Kopf, lausche den Schreien der anderen armen Seelen, die die Bekanntschaft mit dem Tartarus machen dürfen. Ihre Schreie branden in meinem Innern, ich sauge jeden einzelnen von ihnen auf, während das Feuer meinen gequälten Körper liebkost.
    Es riecht nach versengtem Fleisch, frisch gebraten, Angstschweiß und Blut. In einem Nebelschleier aus blutigen Wunden und höllischen Schmerzen klammere ich mich an das Einzige, was mir in der immer wieder durchlebten Qual geblieben ist: Claire.
    Mit jeder Faser meiner Seele bewahre ich mir die Erinnerung ihrer Persönlichkeit, die einzige Aussicht, die mich die Leiden des Tartarus Mal um Mal überleben lässt. Jeder Tod, den ich hier Tag für Tag neu durchlebe, lässt mich nicht an meinem Glauben zweifeln, dass es ihr auf der Erde gut geht. Dass sie über meinen Tod hinwegkommt, Kraft schöpft, ihren Weg weitergeht, sich nicht beirren lässt und vielleicht jemanden findet, dem sie sich wieder öffnen kann. Ich denke an sie. Jede Sekunde, in der sich das lechzende Feuer mehr und mehr in mir versenkt und ein Teil meiner Seele wird. Ich habe die Tage und Nächte nicht
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