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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter
Autoren: Robin Hobb
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davon erfahren. Deshalb durfte er nicht zulassen, dass es in Trehaug oder Bingtown bekannt wurde. Und Sa stehe ihm bei, dass die Drachin selbst davon erfuhr! Er würde alles tun, um die Entdeckung geheim zu halten.
    Es wurmte ihn, dass er einen Schatz, den er bis vor einiger Zeit noch öffentlich und meistbietend hätte versteigern können, nun unter der Hand und im Geheimen veräußern musste. Trotz allem gab es einen Markt dafür, einen Markt mit guten Preisen. In einer vom Wettbewerb bestimmten Stadt wie Bingtown fanden sich stets Händler, die bereit waren, Ware unter der Hand zu kaufen, und nicht danach fragten, woher sie stammte. Um beim Satrapen von Jamaillia Gunst zu erlangen, war manch ehrgeiziger Händler willens, mit illegaler Ware zu handeln.
    Die höchsten Gebote und das meiste Geld würde man aber von den Kaufleuten aus Chalced erhalten. Der zerbrechliche Friede zwischen Bingtown und Chalced war noch sehr jung. Bisher waren nur einige belanglose Verträge un terzeichnet worden, aber die wichtigen Fragen, welche Grenzverläufe, Ein- und Ausfuhrzölle und Durchreiserechte betrafen, mussten erst noch verhandelt werden. Gerüchten zufolge stand es nicht gut um die Gesundheit des chalcedanischen Herrschers. Botschafter aus Chalced hatten bereits versucht, den Regenwildfluss hinaufzureisen, doch man hatte ihnen die Passage auf den Flussschiffen verweigert. Schließlich wusste jeder, was sie dabei im Schilde führten: Sie wollten Körperteile von Drachen kaufen, Drachenblut für ihre Elixiere, Drachenfleisch als Verjüngungskuren, Drachenzähne für Dolche, Drachenschuppen für leichte und bewegliche Rüstungen, Drachenpenisse für die Zeugungskraft. Dem chalcedanischen Adel waren offenbar die zahlreichen Altweibermärchen über die medizinischen und magischen Kräfte von Drachenorganen zu Ohren gekommen. Die Adligen schienen sich in ihren Bemühungen, die Gunst des Fürsten zu erlangen, gegenseitig übertrumpfen zu wollen, suchten ihm ein Mittel darzubringen, mit dem das Siechtum ihres Herrn kuriert werden konnte. Dabei ahnten sie nicht, dass Tintaglia aus dem letzten Stück Hexenholz geschlüpft war, das die Leute der Regenwildnis besessen hatten. Es gab keine weiteren ungeborenen Drachen, die man hätte schlachten und nach Chalced bringen können. Sei’s drum. Wie die meisten Händler war auch Leftrin der Ansicht, dass es für den Handel und die Menschheit umso besser war, je früher der Fürst von Chalced unter die Erde kam. Gleichzeitig sah er die Sache pragmatisch: Solange der alte, kranke Kriegstreiber noch atmete, konnte man getrost noch etwas Gewinn aus dem Handel mit ihm schlagen.
    Sollte er sich für diesen Weg entscheiden, musste er nur noch eine Möglichkeit finden, das unhandliche und schwere Holzstück heil nach Chalced zu schaffen. Für die Überreste des halb entwickelten Drachen in dem Block würde der bestimmt einen fantastischen Preis erzielen. Einfach nur den Kokon nach Chalced bringen. Wenn er sich das so vorsagte, klang es fast einfach, als bräuchte man weder Winden noch Umlenkrollen, um den Kokon zwischen den Stämmen hervorzuzerren und ihn an Bord des Kahns zu hieven. Ganz zu schweigen davon, eine solche Fracht geheim zu halten und einen Weg zu finden, wie der Schatz von der Mündung des Regenwildflusses nach Chalced gelangte. Mit seinem Kahn würde er die Reise niemals selbst in Angriff nehmen können. Aber wenn er all dies geregelt hätte und auf seiner Reise nach Norden und zurück weder ausgeraubt noch ermordet wurde, könnte ihn dieses Abenteuer zu einem reichen Mann machen.
    Er humpelte schneller voran. Das leichte Brennen in seinem Stiefel hatte sich in schmerzhaftes Stechen verwandelt. Mit ein paar Blasen konnte er leben. Eine offene Wunde dagegen würde bald eitern und ihn wochenlang lahmlegen.
    Als er aus dem Dickicht auf das einigermaßen freie Ufer trat, roch er den Rauch aus der Kombüse und hörte die Stimmen seiner Männer. Es duftete nach gerösteten Brotfladen und frisch gebrühtem Kaffee. Zeit, an Bord zu gehen und aufzubrechen, bevor irgendeiner sich fragte, was der Kapitän während seines Morgenspaziergangs getrieben hatte. Eine fürsorgliche Seele hatte am Bug eine Strickleiter für ihn heruntergelassen. Wahrscheinlich Swarge. Sein Steuermann war dem Rest der Mannschaft immer zwei Gedanken voraus. Der massige Eider saß schweigend auf der Reling am Bug und rauchte seine morgendliche Pfeife. Er nickte dem Kapitän zu und blies zum Gruß einen Rauchring in die
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