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Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Titel: Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio
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plötzlich auf, dämpfte das Scheinwerferlicht. Zuckende Blitze fuhren nieder, ähnlich denen, die Nadja zuvor verschossen hatte.
    Vernichten! Das Theater vernichten! Alles, alles, alles vernichten ...
, zischte die boshafte Stimme.
    Es war vorbei. Wenn sie die Elfen auf der Bühne und die Zuschauer noch retten wollte, musste sie sich mit Karkino vereinigen. Nur so konnte sie die Maske unter Kontrolle halten. Vielleicht vermochte sie ihn dazu zu bewegen, zumindest ihre Freunde freizulassen. Wäre das nicht ein Opfer wert?
    Je näher sie dem Halbgott kam, desto unwichtiger wurde alles. Nadja versank in seinen mahagonifarbenen Augen, wurde weniger, löschte sich aus. Teilnahmslos sah sie auf Chiyo, Naburo, Torio und Kush, die langsam erwachten und sich im magischen Sturm in ihren Fesseln wanden.
    Karkino wird mich führen. Er wird mich schützen. Alles, was ich tun muss, ist, ihm zu vertrauen
.
    David war an einem düsteren Ort. Kein Licht, keine Sonne, nur Steine ringsum. Es gab kein Leben, keine Pflanzen. Die Luft stank, der Geruch war brackig. Wie er hierher geraten war, hatte er längst vergessen. Seit Wochen saß er auf einem der größeren Steine und starrte teilnahmslos auf das Land, tat hin und wieder Dinge, die er nicht verstand – wann immer ihn die Stimme des Meisters rief –, und verharrte anschließend wieder an diesem unseligen Ort mit dem rot-schwarzen Himmel ohne Sonne, ohne Mond. Niemals hatte ein Stern geblüht. Ewig gleich war das Bild, das ihn hielt, aber nun war etwas anders.
    David richtete sich ganz auf und lauschte. Es war immer still gewesen in dieser Welt, in die Cagliostro seinen Geist gebannt hatte – in diesem Albtraum, der ihm allein gehörte. Aber jetzt war da ein Geräusch. Es war unendlich weit weg, ganz am Rande seiner Wahrnehmung, aber es ging nicht fort. Beständig rührte es etwas in dem Elfenprinzen an, was er längst für tot gehalten hatte.
    Da weint ein Kind. Ein Säugling
. David stand auf. Kein Zweifel: Ein Kind war in Not, und es brauchte ihn. Der Elfenprinz wollte ergründen, woher das Weinen kam, doch es ließ sich keiner bestimmten Richtung zuordnen. Es kam von allen Seiten zugleich. Leise, fern, aber stetig.
    Davids Brust brannte. Schmerzen überkamen ihn, die ihn überraschten.
    Was hat das zu bedeuten? Wer ist dieses Kind?
    Er berührte sein schmerzendes Brustbein und versuchte, sich ganz auf den Klang der feinen Stimme zu konzentrieren. Nach und nach stieg ein Bild in ihm auf. Ein Baby mit golden schimmernder Haut und großen nachtblauen Augen. Sie sahen ihn an, schienen ihn verschlingen zu wollen – und plötzlich war da ein Wort, das den schwarzroten Himmel in einem grellroten Licht aufleuchten ließ: »Vater!«
    Hatte die Stimme es wirklich gesprochen, oder war er es selbst, der da rief? David wusste es nicht, aber irgendjemand schrie dieses Wort! Es wurde immer lauter, erschütterte ihn bis ins Mark. Er sank auf den steinernen Boden. Langsam kam alles zurück: sein Zusammentreffen mit Cagliostro, der Kampf gegen dessen Diener, das Pendel, die Gefangennahme und die entsetzliche letzte Zeit, in der er in seinem eigenen Geist gefangen gehalten worden war. Mit einem Mal wusste er wieder, wie das Kind hieß, das ihn über Zeit und Raum hinweg so verzweifelt rief, als läge es im Sterben.
    »Talamh!« Das Wort brach mit Urgewalt aus ihm heraus. »Talamh! Wo bist du, mein Sohn?«
    Als hätte die Stimme nur auf die Kraft seiner Worte gewartet, kamen nun neue Bilder. Bilder von einer Frau, unendlich schön und traurig, gefangen von einer venezianischen Maske. Auch ihr Name drängte sich ihm auf, klang in seinem Inneren wie der volle Ton eine Glocke.
    »Nadja!«
    Er musste aufwachen! Er musste die Barrieren aus Zaubern und Albträumen durchbrechen! Wütend begann er, auf den schwarzen Steinbrocken neben sich einzuschlagen.
    Ihm war, als höre er Talamhs Stimme erneut. Sein Sohn wollte ihm etwas sagen, doch er war zu schwach, zu verzweifelt. Die Angst, seine Mutter zu verlieren, ließ ihn weinen, als wolle er aus Tränen sein eigenes Meer erschaffen. Alles, was er noch sagte, war
Mutter
.
    David atmete tief ein. »Niemand nimmt dir deine Mutter!«, erklärte er seinem verzweifelten Sohn mit Nachdruck. »Und niemand nimmt mir Nadja!«
    Dann riss Fanmórs Sohn, der Prinz der Sidhe Crain, die Augen auf.
    »David!« Toms Stimme drang an sein Ohr, begrüßte ihn. David erkannte das Theater, in dem er zusammen mit Rian die letzten Tage – oder waren es Wochen gewesen? –
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