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Rächende Geister

Rächende Geister

Titel: Rächende Geister
Autoren: Agatha Christie
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meinen Vater eben.«
    »Ja, und damit rechnet er! Immer nimmst du alle Schmach auf dich und tust Abbitte für Dinge, die gar nicht durch deine Schuld entstanden sind! Du solltest widersprechen wie Sobek. Sobek fürchtet sich vor keinem Menschen!«
    »Ja, aber vergiss nicht, Satipy, dass mein Vater mir vertraut, nicht Sobek. Mein Vater überträgt Sobek keine Verantwortung. Alles bleibt meiner Entscheidung überlassen.«
    »Und darum solltest du endlich eine führende Stellung einnehmen! Es ist nicht recht, dass du immer noch wie ein Kind behandelt wirst. Du solltest Teilhaber, Mitbesitzer werden.«
    »Mein Vater möchte die Zügel in der Hand behalten«, sagte Yahmose zögernd.
    »Das ist es ja! Alles soll von ihm abhängen – von seiner augenblicklichen Laune. Schlimm ist das, und es wird immer schlimmer. Wenn er diesmal heimkommt, musst du ihm kühn entgegentreten – du musst auf einer schriftlichen Vereinbarung bestehen, durch die du in eine rechtsgültige führende Position versetzt wirst.«
    »Er würde mich nicht anhören.«
    »Du musst ihn eben dazu zwingen. Oh, wenn ich doch ein Mann wäre! Ich an deiner Stelle wüsste, was ich zu tun hätte. Manchmal ist mir, als wäre ich mit einem Wurm verheiratet.«
    Yahmose errötete.
    »Ich will schauen, was sich tun lässt. Vielleicht könnte ich meinen Vater bitten…«
    »Nicht bitten – fordern! Schließlich bist du der einzige, dem er die Verantwortung übertragen kann. Sobek ist zu wild, dein Vater vertraut ihm nicht, und Ipy ist noch zu jung.«
    »Du vergisst Hori.«
    »Hori gehört nicht zur Familie. Dein Vater gibt etwas auf sein Urteil, aber die Verantwortung würde er nur seinem eigenen Fleisch und Blut übertragen. Aber ich sehe, wie es sich verhält – du bist zu schwach und sanft, du hast Milch in den Adern, kein Blut! Du denkst weder an mich noch an deine Kinder. Erst wenn dein Vater tot ist, werden wir die uns gebührende Stellung einnehmen.«
    Yahmose sagte düster: »Du verachtest mich, Satipy, nicht wahr?«
    »Du erweckst Zorn in mir.«
    »Höre, ich will mit meinem Vater reden, wenn er zurückkommt. Ich verspreche es dir.«
    Satipy murmelte: »Ja, aber wie wirst du reden? Wie ein Mann oder wie eine Maus?«
     
    Kait spielte mit ihrem jüngsten Kind, der kleinen Ankh. Das Kind lernte laufen, und Kait ermunterte es mit fröhlichen Zurufen, während sie mit ausgestreckten Armen vor ihm kniete. Kait wollte Sobek zeigen, was Ankh schon gelernt hatte, aber sie merkte plötzlich, dass er nicht Acht gab, sondern mit gerunzelter Stirn vor sich hin starrte.
    »O Sobek, du siehst ja gar nicht zu. Schau doch her!« Sobek gab gereizt zurück: »Ich habe andere Sorgen.« Kait kauerte nieder und strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Wieso? Was gibt es denn?«, fragte sie mechanisch. »Mich bekümmert es, dass man mir kein Vertrauen schenkt«, erwiderte Sobek ärgerlich. »Mein Vater ist ein alter Mann mit veralteten Anschauungen, und er besteht darauf, jede Kleinigkeit selbst anzuordnen. Er will nichts meinem Urteil überlassen.«
    Kopfschüttelnd sagte Kait leise: »Ja, ja, das ist schade.«
    »Wenn nur Yahmose etwas mehr Mut hätte und mich unterstützen würde! Aber Yahmose ist zu zaghaft. Er führt jede Anweisung meines Vaters ganz genau aus.«
    Kait hielt dem Kind einige Perlen hin und murmelte: »Ja, das ist wahr.«
    »Was diesen Holzverkauf betrifft, so werde ich meinem Vater sagen, dass ich da ganz selbständig vorgegangen bin. Es war viel vernünftiger, den Preis in Flachs und nicht in Öl festzusetzen.«
    »Ich bin sicher, dass du Recht hast.«
    »Aber mein Vater will immer, dass alles nach seinem Kopf geht. Er wird ein Geschrei erheben: ›Ich habe dir gesagt, dass der Verkaufspreis in Öl festgesetzt werden soll. Du bist ein törichter Knabe, der nichts weiß!‹ Für wie alt hält er mich eigentlich? Um Reichtum zu erwerben, muss man etwas wagen. Ich habe Voraussicht und Mut. Mein Vater hat keines von beiden.«
    Die Augen auf das Kind gerichtet, sagte Kait: »Du bist so kühn und so klug, Sobek.«
    »Diesmal wird er die Wahrheit zu hören bekommen, wenn er es wagt, mich zu beschimpfen! Er muss mir freie Hand lassen, oder ich gehe fort.«
    Kait, die der Kleinen die Hand hinstreckte, wandte jählings den Kopf.
    »Du willst fortgehen? Wohin willst du gehen?«
    »Irgendwohin! Es ist unerträglich, von einem alten Mann gescholten zu werden, der einem keine Möglichkeit gibt zu zeigen, was man kann.«
    »Nein«, entgegnete Kait scharf. »Ich sage nein,
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