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Rachespiel

Rachespiel

Titel: Rachespiel
Autoren: Niamh O'Connor
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gerade mit seiner Mutter da, wo es passiert ist. Hier geht alles seinen gewohnten Gang, Fred. Nichts ist abgeriegelt worden.«
    Er schnaufte laut, und Jo merkte, wie sich seine Stimme beim Aufsetzen veränderte. »Sie wissen, wer sie ist, oder?«
    Jo kehrte Tara den Rücken zu. »Was soll das heißen, Fred?«
    »Um Sie ins Bild zu setzen, Birmingham – wir haben uns mit ihrer Chefin unterhalten, ›Agentin‹ ist wohl der korrekte Ausdruck. Sie hat uns im Vertrauen erzählt, dass unsere Tara ein ziemliches Talent zum Flunkern hat. Der genaue Begriff, der fiel, war ›Münchhausen-Syndrom‹. Mich wundert’s, ehrlich gesagt, dass diese Parker Trench noch nicht groß in allen Zeitungen steht. Ich würde meine eigene Mutter darauf verwetten, dass es das ist, was dahintersteckt. Sehe schon die Schlagzeile vor mir: ›Wie mein Sohn entführt wurde‹. Presse, Publicity, Prominenz. Läuft immer alles aufs Geld raus letzten Endes. Sehen Sie sich diese Jordan-Tusse an. Hat ein Vermögen mit einem Paar Titten gemacht.«
    Jo seufzte.
    »Sie wissen, was Münchhausen ist, oder?«, fragte Oakley. »Wenn Mütter ihre Kinder ins Krankenhaus bringen, nachdem sie sie absichtlich krank gemacht haben, damit sie selbst mehr Beachtung finden.«
    Jo warf einen Blick auf Tara. Sie hatte die Arme um sich geschlungen und trug denselben Plüschhund mit sich herum, den sie schon auf dem Revier in der Hand gehalten hatte. Jo senkte ihre Stimme. »Ja, ich weiß, was das ist, Fred, trotzdem bleibt immer noch die Frage: Wo ist der kleine Presley?«
    Oakley ließ sich Zeit mit der Antwort. »Bei der Person, die auf ihn aufgepasst hat, als Madame gestern Abend aus Marrakesch zurückkam, nehme ich an.«
    »Nehmen Sie an? Haben Sie das nachgeprüft?«
    »Seien Sie vorsichtig«, erwiderte Oakley. »Wollen Sie mir unterstellen, ich würde meinen Job nicht richtig machen? Ich kenne die Grundlagen der Polizeiarbeit.«
    »Okay«, sagte Jo. Sie wollte ihn nicht unnötig provozieren.
    »Ich bin sicher, dass sie weiß, wo das Kind ist«, fuhr Oakley fort. »Falls Sie noch einen Beweis brauchen, dass sie auf Aufmerksamkeit aus ist, denken Sie nur an den Schwuchtelnamen dieses Jungen … Sie hat Ihnen doch gesagt, dass sie außer Landes war, oder?«
    Jo entfernte sich noch ein paar Schritte von Tara. »Nein, hat sie nicht, aber das ändert überhaupt nichts, Fred. Vor allem nicht, was diese Tankstelle hier betrifft, von der Presley verschwunden ist. Als Erstes hätte ich mal eine Liste aller von der Videoüberwachung aufgezeichneten Fahrzeuge angelegt, die zur fraglichen Zeit rein- und rausgefahren sind, angefangen von zehn vor neun bis zehn nach, und hätte mich dann von beiden Eckpunkten her vorangearbeitet. Ich hätte die Namen der Fahrzeughalter in die Spalte daneben geschrieben, und in die nächste Spalte eventuelle Vorstrafen. Sie aber haben nichts von alledem getan, und die Frage, die ich gleich im Revier stellen werde, ist, warum?«
    Sie legte auf und drehte sich wieder zu Tara um. »Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass Sie verreist waren? Warum haben Sie mir irgendwelchen Blödsinn über einen Fototermin am Flughafen erzählt?«
    Tara hatte angefangen zu zittern. »Ich hab den Shoot wirklich gemacht, als ich zurück war. Ich dachte nicht, dass die Reise wichtig wäre.«
    »Sie haben mich über die Umstände im Dunkeln gelassen, die dem Verschwinden Ihres Sohnes vorausgegangen sind, und Sie denken, das ist nicht wichtig? Ich habe Sie gewarnt – wenn Sie mich anlügen …« Als sie näher an Tara herantrat, bemerkte sie die winzigen geplatzten Äderchen unter ihren Augen, und wie dünn sie unter ihrer teuren Designerjacke war. Sie dachte an die Prellungen an ihrem Bauch und fragte sich, was sie hervorgerufen hatte. »Sogar Ihre Agentin bezeichnet Sie als Lügnerin. Was hat Imogen gegen Sie?«
    Tara holte tief Luft. »Ich schlafe mit ihrem Mann.«
    Jo starrte sie an. In dem Moment kam der Tankstelleninhaber zurück, hielt die Bescheinigung über die Alkohollizenz an die Scheibe und warf einen Schlüssel in die Durchreiche.
    »Machen Sie die Tür auf«, befahl Jo, auf die Tür zum Kassenbereich zeigend.
    Er zog eine Miene, als wollte er sich weigern, schlurfte dann aber darauf zu.
    »Hey, ich habe hier was abzuliefern«, rief ein Pizzabote aus der Schlange hinter ihnen.
    »Ja, macht mal ’n bisschen fix da vorn, wir haben alle Essen zu kochen und Kinder zu versorgen«, sagte eine Frau laut.
    »Ruhe, jetzt!«, rief Jo und drehte sich um. »Wir suchen
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