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Rachel

Rachel

Titel: Rachel
Autoren: Linda Lael Miller
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draußen im Westen auf der einsamen Ranch bedeutete.
    Nachdem sie sich mit einem Handtuch abgetrocknet hatte, das an einem hölzernen Haken über dem Waschstand hing, nahm Rachel ein Nachthemd aus ihrer Reisetasche. Der Stoff war kühl und ein bisschen feucht - zweifellos die Folge der Überquerung des Willow Creek, aber es war trotzdem ein wunderbares Gefühl, wieder frische Wäsche zu tragen, nachdem sie in den letzten Wochen ihre Kleidung praktisch nie gewechselt hatte. Darm legte sie sich ins Bett, streckte sich aus und fiel in einen tiefen Schlaf. Sie bemerkte nicht einmal, als Jacob und Trey später ins Zimmer kamen, um die Badewanne rauszutragen.

2
     
    Das Schulhaus war kaum mehr als ein besserer Hühnerstall! Zuerst war Rachel tief enttäuscht, aber dann entschloss sie sich, das Beste aus der Situation zu machen, da ihr ohnehin keine Wahl blieb. Das >Haus< bestand aus einem einzigen Raum in einer Größe von etwa vier mal vier Meter und der Fußboden war nicht mit Holzbohlen ausgelegt, sondern bestand nur aus gestampftem Lehm. Der Ofen war kaum größer als eine Milchkanne und sie konnte sich nicht vorstellen, dass man damit an einem Wintertag, der in Montana eisig sein konnte, überhaupt einen Raum heizen konnte - auch wenn er so klein wie dieser war. Es gab keine Pulte für die Schüler, sondern nur drei Reihen Bänke, die aus rohen Planken gezimmert waren und deren Kanten noch rau und splitterig waren. Unter dem Dach nisteten Vögel und es gab nur ein einziges Fenster hinter dem schlichtem Holztisch, der als Lehrerpult gedacht war. Die Scheibe war so verdreckt, dass das wenige Tageslicht, das ins Klassenzimmer fiel, fast ganz ausgefiltert wurde.
    Natürlich war alles unvollkommen und unzulänglich, aber Rachel machte sich klar, dass das Schulhaus von Springwater das Ergebnis der gemeinsamen Anstrengung aller Bürger der kleinen Gemeinde war. Die Leute hatten alles, was noch irgendwie verwertbar war, zusammengetragen, alles, worauf sie notfalls verzichten konnten, spendiert und vor allem hatten sie kostbare Zeit geopfert, die ihrer Farm-oder Rancharbeit abging, um die Schule überhaupt zu bauen.
    Rachel war froh, dass der Schulunterricht erst Ende August beginnen würde. Das gab ihr Zeit, einige Vorbereitungen zu treffen. Sie trocknete die Schulbücher, die sie aus Pennsylvania mitgebracht hatte und die zum Glück bei der unglückseligen Überquerung des Willow Creek nur wenig gelitten hatten, und ordnete sie. Sie wischte den Fußboden und putzte das Fenster, sie verscheuchte die Vögel und machte Jagd auf alle Arten von Ungeziefer, das sich im Schulhaus breit gemacht hatte. Sie bereitete den Unterricht für verschiedene Altersstufen vor und schrieb Bettelbriefe an alle möglichen Hilfsorganisationen und karitativen Einrichtungen im Osten, in denen sie um Schiefertafeln und Kreide bat, um Landkarten und all die anderen Dinge, an denen es fehlte.
    All diese Arbeiten hatte sie innerhalb von zwei Wochen erledigt und danach fand Rachel sich in einer für sie ungewöhnlichen Situation: Sie hatte nichts mehr zu tun. June erlaubte ihr nicht, in der Küche bei den Vorbereitungen der Mahlzeiten zu helfen und sie wollte auch nichts davon hören, dass die Frau Lehrerin aus dem Osten beim Frühjahrsputz, als das ganze Haus auf den Kopf gestellt wurde, mitarbeitete. Rachel konnte es zwar kaum erwarten, endlich ihre Freundin Evangeline wieder zu sehen, aber die Wainwright-Ranch lag ziemlich weit von der Kutschstation in Springwater entfernt. Auf jeden Fall war es zum Laufen zu weit, und als sie vorschlug zur Ranch zu reiten, meinte Jacob, dass es für eine Frau zu gefährlich sei, sich allein in das unwegsame Gelände zu begeben.
    Anfangs verbrachte Rachel eine Menge Zeit damit, einfach in der Tür >ihrer< Schule zu stehen und zum Brimestone Saloon zu starren, der sich genau auf der gegenüber liegenden Seite der Straße - falls dieses Wort überhaupt zutreffend war - befand. Sie ärgerte sich maßlos über die Ungerechtigkeit. Der Saloon entsprach in keinster Weise den Vorstellungen, die sie sich von einem Etablissement dieser Art in einer Stadt am Rande der Zivilisation gemacht hatte. Das Gebäude war keine schlichte Blockhütte und es war auch keine halb verfallene Bruchbude. Tatsache war vielmehr, dass es sich bei der Bar um ein gepflegtes Haus handelte, dessen Außenwände weiß gestrichen waren und in dessen Obergeschoss die Fenster in einer Reihe angeordnet waren. Von dem Eingang wuchs Gras, das regelmäßig
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