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Rache@

Rache@

Titel: Rache@
Autoren: Antje Szillat
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oder kommst du runter?“, fragte Ben.
    Marcel zögerte einen Moment. Dann schlug er vor: „Treffen wir uns in einer halben Stunde hinterm Neukauf?“
    Ben dachte an Johannes und seine Clique. Denen wollte er heute auf keinen Fall mehr begegnen. Das sagte er auch Marcel.
    â€žWarum? Hast du wieder Ärger mit den Trotteln gehabt?“ Marcels Stimme klang erstaunt.
    In zwei Sätzen berichtete Ben Marcel von der Aktion in der Schulcafeteria.
    â€žBlödes Arschloch“, ärgerte sich Marcel. „Dann werde ich den wohl mal wieder in seine Schranken weisen müssen. Bin gleich unten!“
    Ben dachte noch darüber nach, was er damit gemeint haben könnte, als sich die Haustür öffnete und Marcel heraustrat.
    â€žIch muss nur noch schnell in die Apotheke, um für meine Mutter etwas zu besorgen. Aber die in der Friedrichstraße hat mittwochnachmittags zu. Hast du dein Fahrrad nicht dabei?“
    Ben schüttelte den Kopf.
    â€žWir müssen in den Nachbarort. Die Markt-Apotheke hat Notdienst. Egal, nimmst du eben das Rad von meiner Mutter. Das merkt die heute sowieso nicht.“
    Er verdrehte bedeutungsvoll die Augen und gab Ben mit dem Kopf ein Zeichen, ihm in den Keller des Mehrfamilienhauses zu folgen.
    Im Keller wurden sie von einer feuchten Kälte empfangen. Ben fröstelte. Es roch stark nach modrigen Kartoffeln und Fahrradschmiere. Einige Räder standen in zwei gegenüberliegenden Reihen in den dafür vorgesehenen Ständern. Die helle Farbe an den Wänden war an vielen Stellen abgesprungen. Der Fußboden war rissig und ziemlich dreckig. Mehrere zerfledderte Werbeblätter lagen herum. Nicht gerade das beste Haus, in dem man wohnen konnte, fuhr es Ben durch den Kopf. Im nächsten Moment kam er sich deswegen äußerst mies vor.
    Nur weil er mit seinen Eltern in einem schicken Einfamilienhaus wohnte, hatte er noch lange nicht das Recht, schlecht über Marcels Wohnsituation zu denken. Außerdem hatte Marcel ihm ja erzählt, wie es dazu gekommen war.
    â€žDas kann verdammt schnell gehen, Alter. An einem Tag stehst du noch auf der Sonnenseite und am nächsten liegst du schon mitten im schlimmsten Dreck.“ Seine Stimme klang sehr bitter.
    â€žIch habe echt nicht gedacht, dass wir nach dem Tod meines Vaters aus unserem Haus raus müssten. Mein Alter war immer so ein Überkorrekter, dachte ich jedenfalls. Da hätte man doch eigentlich auch erwarten können, dass der seine Familie für so ‘nen Fall absichert.“
    Er spielte den Lässigen. Aber Ben konnte ihm trotzdem ansehen, wie schwer er an seinen eigenen Worten schlucken musste.
    â€žWarum hat er das nicht getan?“, fragte Ben nur, um überhaupt was zu sagen.
    Die Frage überraschte Marcel anscheinend. Er dachte einen Moment angestrengt darüber nach, bevor er mit zusammengebissenen Zähnen zischte: „Keine Ahnung. Weil er sich wohl für unsterblich gehalten hat.“ Marcel atmete scharf ein, bevor er weitersprach. „Er war wohl schlicht der Typ, der sich über so etwas keine Gedanken gemacht hat. Nach mir die Sintflut, oder so ähnlich. Hat er ja schließlich schon mal ...“ Er stockte. Fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht und durch die Haare. Für einen Moment wirkte er weich und verletzlich. Doch genauso schnell, wie der Moment gekommen war, war er auch schon wieder vorbei. „Was für ein Idiot. Lässt uns einfach sitzen. Völlig ohne Kohle“, regte er sich auf. „Na ja, wenigstens habe ich seinen PC geerbt. Und die neue Spielekonsole.“ Marcels Stimme war laut und hart geworden, als ob er mit der Lautstärke und Härte seiner Worte ihre Richtigkeit erzwingen könnte.
    â€žDer Tod meines Vaters macht mir nichts aus! Absolut gar nichts!“
    Doch seine Augen, sein Gesichtsausdruck, seine ganze Körperhaltung sagten etwas ganz anderes darüber aus, wie es tief in ihm drinnen aussah.
    Das alles wusste Ben über Marcel und schämte sich deshalb seiner überheblichen Gedanken.
    Sie schleppten die Räder die Kellertreppe hoch und radelten los. Seite an Seite fuhren sie auf dem schmalen Radweg entlang der Landstraße, die in den Nachbarort führte.
    â€žWir schreiben morgen Bio. Hat die Müller heute angekündigt.“
    â€žIch glaube nicht, dass ich in die Schule komme. Meine Mutter hat es diesmal echt schwer erwischt“, sagte Marcel und starrte stur
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