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Rache@

Rache@

Titel: Rache@
Autoren: Antje Szillat
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wirklich nichts ein. Außerdem war es sowieso völlig egal, was er sagen würde. Wenn der Seidel in dieser Stimmung war, dann war jedes Wort falsch. Also zuckte er nur mit den Schultern und schwieg.
    â€žFalsche Antwort!“, schnauzte der Lehrer.
    Und du kannst mich mal, dachte Ben und schwieg weiter.
    â€žDiese Sauerei hier“, er tippte mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf Bens Heft herum, „machst du gefälligst noch einmal. Ist das klar?“
    Ben nickte, während er stur auf sein Matheheft starrte. Bloß nicht zur Seite schauen, dachte er. Nur nicht Susannas mitleidigen oder vielleicht sogar amüsierten Blick auffangen.
    â€žIch habe dich was gefragt. Antworte mir gefälligst!“, blökte der Seidel. Ben spürte, wie ihm der Schweiß aus sämtlichen Poren rann, und sein Herz zu rasen begann. Mit zitternder Stimme antwortete er: „Ja, ich mache die Hausaufgaben noch einmal.“
    Der Lehrer richtete sich wieder auf und straffte die Schultern. Im Weggehen sagte er: „Warum nicht gleich so?“, und Ben war einfach nur erleichtert, dass er endlich von ihm abließ.
    Doch er hatte zu früh aufgeatmet. Plötzlich blieb Herr Seidel stehen und drehte sich langsam wieder zu ihm um. Er sah ihn eine Weile durchdringend an, bevor er mit ironischer Stimme sagte: „Sag mal, was ist eigentlich mit Marcel? Wann darf man denn wohl mal wieder mit seiner Anwesenheit rechnen?“
    Das geht dich einen Scheißdreck an, dachte Ben.
    â€žEr ist krank“, antwortete er leise.
    Der Lehrer versuchte noch nicht einmal, die Abneigung, die er offensichtlich gegen Marcel hegte, zu verbergen. Er verzog angewidert sein Gesicht und sagte höhnisch: „Von wegen krank. Die einzige Krankheit, die der hat, ist seine Blödheit.“
    Bens Nackenhaare richteten sich auf. Er ließ mit den Fingern seinen Bleistift auf der Tischplatte hin- und herrollen, nur um mit seinen Händen etwas anderes zu machen, als dem Lehrer mitten in sein fieses Gesicht zu schlagen. Einige Schüler kicherten leise. Die anderen schwiegen betroffen. Herr Seidel blieb noch einen Moment mitten im Klassenzimmer stehen, und ließ seinen Blick über die Reihen der Schüler gleiten. Dann räusperte er sich geräuschvoll, ging zurück zum Lehrerpult und sagte: „Holt eure Federmappen raus. Wir schreiben einen Test!“
    Das entsetzte Gemurmel und unterdrückte Geschimpfe seiner Schüler ignorierte er einfach. Er kramte aus seiner braunen Tasche einen Stapel Blätter hervor und verteilte sie an die Schüler.
    â€žIhr habt dreißig Minuten Zeit“, sagte er nachdem alle Schüler ein Arbeitsblatt vor sich liegen hatten. „Ab ... jetzt!“
    â€žAber Herr Seidel“, wagte Svenja einen halbherzigen Einwand. „Das ist echt nicht okay. Sie haben doch für heute gar keinen Test angekündigt.“
    Herr Seidel bedachte Svenja mit einem Blick, der ihr jede Lust auf weitere Kommentare nahm. „Die Zeit läuft!“, sagte er mit drohendem Unterton.
    Marcel beugte sich vor und schlug mit der geballten Hand auf die Tischplatte seines Schreibtisches.
    â€žDieser Arsch! Den mach ich fertig!“ Marcel umklammerte die Tischplatte so fest, dass seine Knöchel ganz weiß wurden. Ben wurde fast ein wenig mulmig zumute, so sehr regte Marcel sich auf.
    Er war sofort nach der Schule zu ihm gerannt und hatte geklingelt. Eigentlich wollte er vorher anrufen – Ben wusste ja, wie sehr Marcel solche unangemeldeten Besuche hasste. Aber auf seinem Handy war kein Guthaben mehr und vorher nach Hause zu laufen, nur um zu telefonieren, das wollte er nicht. Also hatte er einfach geklingelt und mit rasendem Herzen darauf gewartet, dass sich die Tür endlich öffnete. Dann war er die Treppenstufen hochgestürmt und keuchend vor Marcels Wohnungstür stehen geblieben.
    Doch nicht Marcel hatte ihm geöffnet, sondern seine Mutter. Ben hatte sie vorher nur ein paar Mal gesehen. Obwohl er nun schon seit Monaten fast täglich mit ihrem Sohn zusammen war. Aber die meiste Zeit hingen sie sowieso draußen herum oder in Bens Zimmer. Er war erstaunt, wie gut sie aussah. Irgendwie hatte er etwas anderes erwartet. Nach dem, was Marcel ihm in letzter Zeit berichtet hatte.
    â€žKomm doch rein, Ben“, sagte sie freundlich und machte eine einladende Handbewegung.
    â€žDanke“, murmelte Ben etwas irritiert darüber, wie vertraut sie ihn
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