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Rache - 01 - Im Herzen die Rache

Rache - 01 - Im Herzen die Rache

Titel: Rache - 01 - Im Herzen die Rache
Autoren: Elizabeth Miles
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da.«
    Chase war schon ein paarmal bei den Minsters gewesen, doch plötzlich konnte er sich nicht mehr daran erinnern, wo die Toilette war. Er lief ins Fernsehzimmer, vorbei an dem riesigen Plasmabildschirm, und landete im Wohnzimmer. Auf einer Anrichte in der Ecke entdeckte er eine Whiskeyflasche. Perfekt – der Minster’sche Geheimvorrat. Er ging lässig darauf zu, kippte dabei den Rest seines Bieres hinunter und nahm den Whiskey zur Hand. Kein Mensch würde merken, wenn oben ein bisschen fehlte, sagte er zu sich selbst und goss zwei Fingerbreit in seinen Plastikbecher. Dann blieb er einen Moment stehen und beobachtete die Leute. Der kräftig-torfige Geschmack des Whiskeys brannte ihm in der Kehle, als er einen großen Schluck davon trank.
    Sämtliche Anwesenden unterhielten sich plötzlich über Sasha Bowlder. Sie alle waren von den grausigen Details genauso betrunken wie von dem wässrigen Bier. Hatte sie einen Abschiedsbrief hinterlassen? War sie wirklich gelähmt? Lag sie hier im Krankenhaus oder hatte man sie schnell nach Portland gebracht oder nach Boston geflogen?
    Chase hatte das Gefühl, dass sich der Raum um ihn herum zusammenballte und wieder öffnete wie eine riesige Faust. Selbstmord. Das Wort schoss ihm immer wieder durch den Kopf. Selbstmord. Und die Sasha, an die er jahrelang nicht gedacht hatte – die ganz normale Sasha, die Beste-Freundin-Sasha seiner Kindheit mit ihrem Zahnlückenlächeln –, ging ihm nicht mehr aus dem Sinn.
    Er kippte einen letzten Schluck Whiskey hinunter und setzte sich in Bewegung, weg von der Bar und vom Wohnzimmer, dem Hin und Her zwischen den Unterhaltungen. Es war ihm zuwider, wie die Fotos an den Minster’schen Wänden – Der lächelnde glückliche Großvater! Die lächelnde glückliche Mom! Die lächelnden glücklichen Brüder! – ihn höhnisch grinsend mit ihren Blicken zu verfolgen schienen. Im Vorbeigehen schnappte er sich ein Bier von einem Bücherregal im Fernsehzimmer und leerte es mit einem Zug. Mann, war das heiß hier drin! Schließlich kam er an der Toilette vorbei, wo eine lange Schlange Mädchen wartete. Ihre Gesichter schienen alle miteinander zu verschwimmen. Es bereitete ihm Schwierigkeiten, sie zu erkennen, so als spielte sich alles hinter einer Rauchwolke ab. Er musste sich am Türrahmen abstützen, bevor er zurück in die Küche schlurfte, wo sich eine größere Gruppe versammelt hatte. Gabby hielt noch immer Hof, plauderte weitere Einzelheiten aus, die sie von ihrer Mom gehört hatte – und fügte wahrscheinlich jede Menge selbst erfundene hinzu. Obwohl alle anderen standen, ließ Chase sich auf einen der Küchenstühle plumpsen.
    »Alles in Ordnung mit dir?« Chase sah auf und erblickte Zach, der sich mit fragendem Blick über ihn beugte und ihm ein frisches Bier hinhielt.
    »Ja, danke, ich hab bloß …« Chase wechselte das Thema. »Und, was hast du für Pläne in den nächsten paar Wochen? Du hast ja sturmfreie Bude!« Er warf rasch einen Blick zu Gabby hinüber, um festzustellen, ob sie ihn gehört hatte, doch sie war zu sehr in ihre Unterhaltung mit Fiona Marcus vertieft.
    »Sturmfrei – ja, klar. Würde mich nicht wundern, wenn Gabby ’ne Videokamera in meinem Wecker installiert hätte.« Zachs heiterer Tonfall klang gezwungen. Sie waren heute Abend wohl alle ein wenig angespannt.
    »Tja, dumm gelaufen.« Chase beugte sich vor und boxte Zach freundschaftlich gegen den Arm. »Soll der Guitar Hero-Wettbewerb bei dir etwa schon alles sein, was in den Ferien so abgeht?«
    »Na ja, das und das Büffeln für den College-Aufnahmetest.«
    »Klar. Wenn du da nicht die ultimative Punktzahl schaffst, müssen wir aufpassen, dass dein Stiefvater sich nicht von der Brücke stürzt.«
    Betroffen sahen sie sich an. Das Thema Selbstmord war an diesem Abend zu heiß, um darüber Witze zu machen.
    Und währenddessen erklang Gabbys Stimme glasklar über dem dumpfen Partylärm. »Wir sollten eine Selbsthilfegruppe für Selbstmordgefährdete aufmachen, für die ganzen depressiven Schüler«, hörte Chase sie posaunen. Lauren nickte begeistert. Und Fiona schien fast in Tränen auszubrechen.
    Er verzog das Gesicht und legte die Stirn in Falten. Dieses ganze Trübsalgeblase war zu viel für ihn. Er ging zu Gabby, packte sie am Arm und zog sie zu sich heran.
    »Seit wann interessiert ihr euch überhaupt alle so für Sasha?« Er merkte, dass er lallte. »Sie war eine Loserin. Kein Mensch wird sie vermissen.«
    Die Gruppe um Gabby verstummte und Gabby verpasste
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