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Rache - 01 - Im Herzen die Rache

Rache - 01 - Im Herzen die Rache

Titel: Rache - 01 - Im Herzen die Rache
Autoren: Elizabeth Miles
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kommen. Keine Ahnung, wieso sie so lange braucht.«
    Chase nickte und stupste Nell an. »Kennst du die große Zehntklässlerin da drüben?« Nell war Tutorin und schaffte es irgendwie, sich die Namen jedes einzelnen Schülers an der Ascension zu merken. Sie folgte seinem Blick.
    »Die Blonde? Jess Carlsen.« Nell hielt zögernd inne, während Chase sie erwartungsvoll ansah. »Sie steht auf Schauspiel oder Gesang oder so. Hab vergessen, welches von beiden«, fuhr sie dann fort und verdrehte die Augen.
    Zach lachte. »Na, sondierst du schon mal die Lage, Singer?«
    Chase hob in gespielter Unschuld die Hände. »Ich versuche bloß, ein paar neue Gesichter kennenzulernen«, antwortete er.
    »Du meinst, du nimmst ’ne neue Fährte auf«, schaltete Gabby sich ein und Chase bemerkte, wie sie Zachs Arm ein bisschen fester umklammerte.
    Und dann fragte sie, ohne jede Vorwarnung: »Habt ihr das von Sasha Bowlder gehört?«
    Im selben Augenblick musste sich jemand gegen den Lichtschalter gelehnt haben. Die Deckenbeleuchtung ging an und plötzlich war der ganze Raum und jeder, der darin war, in grelles Licht getaucht. Einen kurzen Moment lang hatte Chase den Eindruck, dass alle wie versteinert waren. Dann wurde das Licht wieder gedimmt.
    Chase und Zach warfen sich einen kurzen Blick zu.
    Zach räusperte sich und fragte: »Was ist denn mit ihr?«
    »Sie hat versucht, sich umzubringen«, antwortete Gabby mit gedämpfter Stimme.
    Jetzt kam es Chase so vor, als sei der Raum ganz dunkel geworden, obwohl das Licht kein bisschen flackerte.
    »Sie hat sich von der Piss-Brücke gestürzt«, fügte Gabby hinzu und meinte die große Überführungsstraße, die ganz in der Nähe des Fritzroy’s den Highway überspannte. Die Stammgäste dieser berühmt-berüchtigten Spelunke wankten oft hinaus auf die Brücke, um zu pinkeln, wenn sie im Freien eine rauchten; daher der Spitzname. »Habt ihr vorhin nicht die ganzen Sirenen gehört? Die waren doch echt, na ja, ohrenbetäubend. Ich dachte schon, es hätte einen Terroranschlag gegeben oder so.«
    Zach lächelte milde. »Schätzchen, Ascension in Maine ist wohl kaum ein Top-Ziel für Terroristen. Hier passiert schon nichts Schlimmes.«
    »Na ja, was mit Sasha passiert ist, ist schlimm«, erwiderte Gabby und warf ihre Haare über die Schulter.
    Etwas in Chases Brust verkrampfte sich. Sasha war die Außenseiterin an der Ascension, doch das war nicht immer so gewesen. Erinnerungen überkamen ihn, wie heftiger, dichter Schneefall: Sasha als kleines Mädchen, wie sie mit ihm zwischen den Bergen von Müll und kaputten Möbeln rund um die Wohnwagensiedlung herumstromerte. Sie wohnte damals dort, nur ein paar Wohnwagen weiter, auf Stellplatz 37. Sie hatten zusammen Verstecken und Fangen gespielt. Und Geheimnisse geteilt. An manchen Abenden, wenn sein Dad allzu betrunken war und echt ausrastete, hatte seine Mom Chase rüber zu Sasha gebracht, um ihn aus der Schusslinie zu bekommen. Und als sein Dad dann bei dem schlimmen Unfall in der Fabrik ums Leben kam, war Chase ganze fünf Tage bei Sasha geblieben, während seine Mom sich um die Beerdigung, die Gläubiger und ihre Trauer kümmerte.
    Er und Sasha hatten sich das Bett geteilt, einer mit dem Kopf am oberen, einer am unteren Ende, und einander bis tief in die Nacht Gespenstergeschichten erzählt. Der erfundene Gruselkram war ihnen lieber als der echte. In Erzählungen verschwanden die Monster wenigstens, wenn man das Licht anmachte. Und das erste Mal, dass Chase Mädchen als etwas anderes als die zierlichere Ausgabe von Jungs betrachtete, war, als er sich vorstellte, wie es wohl wäre, Sasha zu küssen.
    Doch dann wurde plötzlich alles anders. Sashas Mom lernte einen reichen Zahnarzt aus New York kennen – mir nichts, dir nichts war er in Ascension und kaufte ein großes Haus drüben bei den McCords. Und mit einem Mal trug Sasha hippe Klamotten, konnte freitagabends zum Pizzaessen ausgehen und Leute zu sich einladen, um auf dem Flachbildschirm ihres Großbildfernsehers gemeinsam Filme anzuschauen. Das war in der sechsten Klasse und plötzlich schien Sasha vergessen zu haben, dass Chase existierte. Es war seltsam – zuerst hasste er sie eine Zeit lang, aber in gewisser Weise war die Tatsache, dass Sasha ihn abserviert hatte, das Beste, was ihm passieren konnte. Denn da kapierte er, wie die Sache lief: Solange man die richtigen Outfits trug, die richtigen Dinge von sich gab und es schaffte, bei den richtigen Leuten Eindruck zu schinden, konnte man
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