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Rabenblut drängt (German Edition)

Rabenblut drängt (German Edition)

Titel: Rabenblut drängt (German Edition)
Autoren: Nikola Hotel
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    Was hatte der Mann gesagt? Wenn seine Atemmuskulatur gelähmt ist, wird er in wenigen Minuten ersticken.  
    Das war es also. Wenn er nicht atmen konnte, weil seine Muskeln gelähmt waren, dann musste ich ihn doch am Leben erhalten können, wenn ich für ihn atmete! Wieder und wieder berührten meine Lippen seinen Mund, und sein Brustkorb hob und senkte sich. Nach etlichen Atemzügen warf ich einen fragenden Blick zu Timo und er tastete nach seinem Puls.
    Dieser Moment war der Schlimmste: dieses Bangen darauf, ob sein Herz noch schlug oder nicht.
    Wenn wir doch nur wüssten, was für ein Gift ihm verabreicht worden war! Vielleicht würde es ein Gegenmittel geben?
    »Timo!«, rief ich hektisch zwischen zwei Atemzügen. »Such die Kanüle. Wenn du sie findest, können wir sie dem Notarzt zeigen!« Hastig beugte ich mich wieder hinab. Alexejs Augen waren bis auf wenige Millimeter geschlossen.
    »Er ist so kalt!« Ich konnte nicht verhindern, dass mir erneut die Tränen über die Wangen liefen.
    »Ich habe Lara angerufen und ihr gesagt sie soll Decken mitbringen. Mach dir keine Sorgen, sie wird jeden Moment kommen. Ich hoffe nur, der Notarzt findet den Weg schnell genug!«
    Mein Nacken stand in Flammen und brannte. Alle Glieder schmerzten mir, aber ich durfte keine Pause machen. Alexejs Lippen waren blau angelaufen und ich betete darum, dass der Grund dafür nur die Kälte war.
    »Bitte atme doch!«, flehte ich ihn an. Aber sobald sich mein Mund von seinem löste, senkte sich sein Brustkorb und wollte sich auch von alleine nicht wieder anheben. Der Stoff, den ich auf seine Schulterwunde gepresst hatte, war blutdurchtränkt und dieser metallische Geruch lag satt in der Luft, ich konnte ihn sogar auf meiner Zunge schmecken.
    »Wie lange macht sie das jetzt schon?«
    Ich erschrak, denn es war Sergius’ Stimme.
    Timo war zu überrascht, um zu antworten. Er räusperte sich, und aus dem Augenwinkel sah ich, wie seine Hand noch einmal an Alexejs Hals entlangtastete.
    »Darf ich mal fragen, warum du hier nackt herumläufst? Bisschen kalt, oder?«
    Ich war unheimlich froh, dass Timo hier war. Sergius würde mich wohl kaum angreifen, wenn mein Bruder neben mir stand und Alexej mit dem Tode rang.
    Sergius gab ihm darauf keine Antwort. »Meinst du nicht, es wäre bald mal gut?«, fragte er stattdessen. »Sieht doch jeder, dass unser Fürst hinüber ist!«
    Timo gab ein seltsam würgendes Geräusch von sich. Mein Kopf flog zu Sergius herum, der in lässiger Pose dastand. Obwohl er keine Kleidung trug, stellte er eine völlig entspannte Überheblichkeit zur Schau, die mich bis aufs Blut reizte.
    »Gib auf!«, sagte Sergius.
    »Nein!«, keuchte ich aufgebracht.
    »Gib schon auf!«, wiederholte er.
    »Niemals!« Ich sah ein beinahe zufriedenes Grinsen auf seinem Gesicht, wie das einer Raubkatze, die sich, nachdem sie ihre Beute verspeist hatte, genüsslich das Maul leckte.
    Dieses Schwein! , tobte es in mir.  
    »Was stehst du hier rum, während dieser Mörder im Wald frei herumläuft?«
    Im ersten Moment stutzte er.
    »Was erwartest du denn von mir? Soll ich ihn verfolgen? Ihn umbringen?« Sein Gesicht glich dem eines Engels. Mir war noch nie jemand begegnet, dessen Aussehen so wenig zu seinem Wesen passte.
    »Sag schon! Soll ich ihn für dich umbringen?«
    Ich warf ihm einen entsetzten Blick zu. Er gehörte doch auch zum Schwarm, und dieser Mann versuchte sie alle zu töten. Sie mussten sich gegen ihn wehren! Sollten die anderen ihm denn auch zum Opfer fallen? Auch Jaro?
    »Was soll diese Frage?«, keuchte ich. Ich war so erschöpft, dass ich befürchtete gleich umzukippen.
    »Mädchen«, er gurrte wie eine Taube. »Du weißt nicht, was du willst!«
    »Ich weiß nicht was ich will?«, kreischte ich auf. »So ein Blödsinn! Ich weiß genau, was ich will! Ich will, dass Alexej lebt, verstehst du? Und ich will, dass dieses verfluchte Schwein dafür bezahlt, was er ihm angetan hat!«
    »Das ist doch mal eine klare Ansage!«
    Timo warf hektische Blicke zwischen uns hin und her.
    »Was heißt das jetzt? Was hast du vor?«, wollte er wissen. Aber Sergius hatte sich schon abgewandt. Plötzlich lief er los und verwandelte sich innerhalb von Sekundenbruchteilen.
    Timo war völlig entgeistert. »Gott, hast du das gesehen? Hast du das gesehen?«
    Ich murmelte etwas Unverständliches.
    »Spinn ich denn? Hast du gesehen, was da eben passiert ist?« Fassungslos rieb er sich über die Augen. Ich stöhnte innerlich. Hatte Sergius das unbedingt
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