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Quicksilver

Quicksilver

Titel: Quicksilver
Autoren: Neal Stephenson
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bereitstand und deren polierte Schalen ihm unergründliche Signale zublinkten, während sie an den Enden ihrer schimmernden Ketten leise schwangen. Hooke, stets der Empiriker, würde den Stein natürlich wiegen, sobald er heraus war.
    »In Wirklichkeit seid Ihr immer noch am Leben und werdet es noch für viele Jahre sein – mehr Jahre, als mir noch bleiben. Zwar gibt es manche, die am Schock sterben, und vielleicht ist das ja auch der Grund, warum alle Eure Freunde zu erscheinen und mit Euch zusammenzusein wünschten, bevor ich anfinge. Doch wenn ich mich recht entsinne, seid Ihr einmal mit einer Donnerbüchse angeschossen worden und davongekommen. In dieser Hinsicht habe ich also keine Bedenken. Die hellen Lichter, die Ihr seht, sind brennende Phosphorstäbe. Und ich bin Robert Hooke, und kein Mensch war je besser geeignet, diese Arbeit auszuführen.«
    »Nicht, Robert.«
    Hooke machte sich Daniels Bitte zunutze, um ihm einen Lederriemen in den Mund zu stopfen. »Ihr könnt darauf beißen, wenn Ihr wollt, oder ihn ausspucken und nach Herzenslust schreien – wir sind hier in Bedlam, und keiner wird etwas dagegen haben. Auch wird niemand es beachten oder Mitleid zeigen. Am allerwenigsten Robert Hooke. Denn wie Ihr wisst, Daniel, fehlt es mir völlig an der Eigenschaft des Mitleids. Das ist auch gut so, denn sonst wäre ich vollkommen unfähig, diese Operation auszuführen. Ich habe Euch vor einem Jahr im Tower gesagt, dass ich Euch eines Tages Eure Freundschaft vergelten würde, indem ich Euch etwas schenke – eine Perle von unschätzbarem Wert. Nun ist die Zeit gekommen, dieses Versprechen einzulösen. Als einzige Frage bleibt noch zu beantworten, wie viel die Perle wiegen wird, wenn ich Euer Blut davon abgewaschen habe und sie auf die Waagschale dort klappern lasse. Es tut mir Leid, dass Ihr aufgewacht seid. Ich werde Euch nicht durch den Vorschlag beleidigen, dass Ihr Euch entspannen sollt. Bitte werdet nicht wahnsinnig. Auf der anderen Seite des Styx treffen wir uns wieder.«
    Als er, Hooke und Wilkins während des Pestjahrs Hunde bei lebendigem Leib aufgeschnitten hatten, hatte Daniel in ihre gequälten braunen Augen geblickt und zu ermessen versucht, was in ihrem Bewusstsein vor sich ging. Am Ende war er zu dem Schluss gekommen, dass dort nichts vor sich ging, dass Hunde kein Bewusstsein, keinen Begriff von Vergangenheit oder Zukunft hatten, sondern einzig und allein im Hier und Jetzt lebten, und dass es dadurch noch schlimmer für sie war. Denn sie konnten weder ein Ende der Pein absehen, noch sich an Zeiten erinnern, da sie auf Wiesen Kaninchen gejagt hatten.
    Hooke nahm seine Klinge zur Hand und griff nach Daniel.

Personenverzeichnis
    Angehörige des Adels hatten mehrere Namen: ihre Familiennamen, ihre Vornamen und dann noch ihre Titel. Der jüngere Bruder von König Charles II. zum Beispiel trug den Familiennamen Stuart, war auf den Namen James getauft und hätte somit James Stuart heißen können; den größten Teil seines Lebens war er jedoch Herzog von York und könnte so, jedenfalls in der dritten Person, einfach »York« genannt werden (in der zweiten jedoch »Eure Königliche Hoheit«). Titel änderten sich oft im Laufe eines Lebens, denn damals war es durchaus üblich, dass Bürgerliche geadelt und Angehörige des niederen Adels auf einen höheren Rang erhoben wurden. Damit konnte eine Person nicht nur zu einem bestimmten Zeitpunkt mehrere Namen haben, sondern manche dieser Namen konnten sich auch ändern, wenn die Person durch Adelung, Erhebung auf einen höheren Rang, Eroberung oder Heirat (was man als Kombination dieser drei betrachten könnte) neue Titel erwarb.
    Diese Menge von Namen wird vielen Leserinnen und Lesern, die östlich des Atlantik leben oder die immer wieder Bücher wie dieses lesen, vertraut sein. Anderen mag sie eher verwirrend oder gar aufreibend erscheinen. Das nachfolgende Personenverzeichnis kann vielleicht zur Klärung von Mehrdeutigkeiten beitragen.
    Wird es allerdings zu früh und zu oft konsultiert, lässt es womöglich Katzen aus Säcken, indem es zum Beispiel die Leserin und den Leser darüber informiert, wer demnächst sterben wird und wer nicht.
    Der Verfasser einer solchen Aufstellung begegnet einem ähnlichen Problem wie dem, das Leibniz plagte, als er versuchte, der Bibliothek seines Gönners eine Systematik zu verleihen. Die Einträge (in Leibniz’ Fall Bücher, im vorliegenden Personen) mussten nach einem voraussagbaren Muster linear geordnet werden. Im
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