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P.S. Ich liebe Dich

P.S. Ich liebe Dich

Titel: P.S. Ich liebe Dich
Autoren: Cecelia Ahern
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knochigen kleinen Hintern auf die Theke gegenüber von Holly. Leo war schon fünfzig, hatte aber immer noch eine makellose Haut und natürlich einen perfekten Haarschnitt, sodass er gut als fünfunddreißig durchgehen konnte. Mit seinen blonden Haaren, die genau zu seiner das ganze Jahr über honigfarbenen Haut passten, wirkte er enorm jung. Außerdem war er immer sehr gut angezogen. Im Vergleich zu ihm konnte man sich leicht verwahrlost vorkommen.
    »Mir geht es schrecklich«, beantwortete sie seine Frage.
    »Ja, das sieht man dir auch an.«
    »Danke.«
    »Na ja, wenn du hier wieder rausmarschierst, dann hast du wenigstens eins von deinen Problemen im Griff.«
    Holly lächelte dankbar, denn auf seine etwas eigene Weise zeigte Leo, dass er sie verstand.
    »Sag mal, Holly, als du hier hereinspaziert bist, hast du da vielleicht das Wort ›Zauberer‹ an der Tür gesehen? Oder stand da nicht schlicht und einfach ›Friseur‹? Vorhin war nämlich diese Frau hier, Schaf als Lämmchen verkleidet. Ging schon stark auf die sechzig zu, würde ich sagen, hält mir eine Zeitschrift mit Jennifer Anniston auf dem Cover hin und sagt: ›So möchte ich aussehen.‹«
    Holly lachte. Leo hatte nicht nur sehr ausdrucksvolle Gesten, auch seine Mimik war nicht zu verachten.
    »Herrje, hab ich gesagt, ich bin bloß Friseur, kein Schönheitschirurg. Die einzige Chance, dass Sie dem Bild ähnlich sehen, besteht darin, dass Sie’s sich übers Gesicht kleben.«
    »Nein! Das hast du ihr doch nicht wirklich gesagt, Leo!«
    »Natürlich hab ich das! Wie hätte ich der Frau denn sonst helfen sollen? Kommt hier reingesegelt wie eine Teenie-Version von sich selbst.«
    »Und was hat sie gesagt?« Holly wischte sich die Tränen aus den Augen. So hatte sie seit Monaten nicht mehr gelacht.
    »In der Zeitschrift war auch ein sehr hübsches Foto von Joan Collins, und da habe ich die Dame überzeugt, dass so etwas eher ihrem Stil entspräche. Damit schien sie ganz zufrieden zu sein.«
    »Aber Leo, wahrscheinlich hatte sie nur Angst, dir zu gestehen, dass sie es scheußlich fand.«
    »Ach, wen kümmert’s, ich hab genug Freunde.«
    »Kann man sich kaum vorstellen«, lachte Holly.
    »Nicht bewegen!«, befahl Leo. Plötzlich war er schrecklich ernst und zog vor lauter Konzentration eine Schnute, während er Hollys Haare fürs Auftragen der Farbe scheitelte. Bei seinem Anblick bekam Holly den nächsten Lachanfall.
    »Na, reiß dich zusammen, Holly«, meinte Leo ungeduldig.
    »Ich kann nichts dafür, Leo, du hast mich zum Lachen gebracht, und jetzt kann ich gar nicht mehr aufhören!« Leo hielt in seiner Arbeit inne und betrachtete seine Kundin amüsiert.
    »Ich hab schon immer den Verdacht gehabt, dass man dich eigentlich im Irrenhaus unterbringen sollte. Aber auf mich hört ja keiner.«
    Sie lachte noch lauter.
    »Oh, tut mir echt Leid, Leo, ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Ich kann einfach nicht aufhören.« Inzwischen tat ihr schon der Bauch weh und sie merkte, dass die anderen Kunden sie verstohlen musterten, aber sie kam einfach nicht dagegen an. Es war fast, als müsste sie das gesamte Lachen nachholen, das ihr in den letzten Monaten entgangen war.
    Leo legte Kamm und Schere weg, ging zurück zum Spiegel, ließ sich wieder auf der Theke nieder und sah Holly an. »Du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben, Holly, lach ruhig, so viel du willst. Lachen ist gut fürs Herz.«
    »Ach, so hab ich seit Ewigkeiten nicht mehr gelacht«, kicherte Holly.
    »Na, du hattest auch nicht viel zu lachen«, meinte Leo mit einem traurigen Lächeln. Gerry und Leo hatten sich sehr gut verstanden; sie hatten sich gern gegenseitig auf den Arm genommen. Schließlich raffte Leo sich wieder auf, zauste Holly scherzhaft die Haare und drückte ihr einen Kuss auf den Kopf. »Aber du kommst schon wieder zurecht, Holly Kennedy«, versicherte er ihr.
    »Danke, Leo«, sagte sie und beruhigte sich allmählich unter seiner Fürsorglichkeit. Er kehrte an die Arbeit zurück, aber als er sein Konzentrationsgesicht aufsetzte, fing Holly prompt wieder an zu kichern.
    »Oh, jetzt lachst du noch, Holly, aber warte nur, bis du Streifen in den Haaren hast. Dann werden wir ja sehen, wer lacht.«
    Endlich gewann Holly die Fassung zurück.
    »Na, das hat dir jetzt wohl zu denken gegeben, was?«
    »Ach Leo, du irrst dich, wenn du denkst, dass du bloß was für die Haare tust. Du bist auch gut fürs Herz.«
    »Ja, das macht dann zwanzig Euro extra, vielen Dank.«
    »Färbst du nur
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