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P.S. Ich liebe Dich

P.S. Ich liebe Dich

Titel: P.S. Ich liebe Dich
Autoren: Cecelia Ahern
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eine Tasche in die Höhe, die Holly gar nicht aufgefallen war. »Keine Sorge, ich hab das schon geregelt. Wie du aussiehst, hast du seit Wochen nichts mehr gegessen.«
    »Danke, Sharon.« Holly hatte einen dicken Kloß im Hals, Tränen stiegen ihr in die Augen. Sharon war so nett zu ihr.
    »Halt, stopp! Keine Tränen heute. Jetzt aber schnell unter die Dusche!«

    Als Holly aus der Dusche kam, fühlte sie sich fast wieder wie ein Mensch. Sie hatte einen blauen Frottee-Jogginganzug angezogen, und ihr langes blondes Haar (am Ansatz dunkel) fiel locker über die Schultern. Unten im Haus waren alle Fenster offen, und die kühle Luft rauschte durch Hollys Kopf, als wollte sie alle bösen Gedanken vertreiben. Sie lachte, weil ihre Mutter ironischerweise mal wieder Recht gehabt hatte. Dann erwachte sie ruckartig aus ihrer Trance und schnappte unwillkürlich nach Luft, als sie sich im Haus umsah. Sie hatte bestimmt nicht länger als eine halbe Stunde zum Duschen gebraucht, aber in der Zwischenzeit hatte Sharon aufgeräumt und geputzt, Staub gesaugt, die Kissen aufgeschüttelt und in jedem Zimmer Raumspray verteilt. Sie folgte den Geräuschen in die Küche, wo Sharon gerade den Herd schrubbte. Die Arbeitsplatten strahlten bereits vor Sauberkeit, die silbernen Armaturen und das Abtropfgitter an der Spüle glänzten.
    »Sharon, du bist echt ein Engel! Das kannst du doch nicht alles in der kurzen Zeit gemacht haben!«
    »Du warst über eine Stunde weg, ich hatte schon Angst, du wärst durch den Abfluss gerutscht. Wäre durchaus möglich, so dünn wie du geworden bist.« Sie musterte Holly von oben bis unten.
    Eine Stunde! Anscheinend war sie doch wieder in ihre Tagträume versunken.
    »Okay, ich hab ein bisschen Obst und Gemüse mitgebracht, da drin ist Käse und Joghurt und natürlich Milch. Ich wusste nicht, wo Nudeln und so was hinkommen, deshalb steht das alles noch da drüben. Ach ja, im Gefrierschrank sind ein paar Mikrowellengerichte. Das müsste eine Weile reichen, wahrscheinlich ein ganzes Jahr, wenn du weiter so wenig isst. Wie viel hast du abgenommen?«
    Holly sah Sharon überwältigt an. Sie war so nett zu ihr, dass Holly vor Rührung gar nicht wusste, was sie sagen sollte. Aber was war das mit dem Abnehmen? Sie sah an ihrem Körper hinab; der Trainingsanzug warf am Hintern Falten, und obwohl sie den Hosenbund so eng wie möglich zugezogen hatte, rutschte er ihr trotzdem bis auf die Hüften. Ihr war gar nicht aufgefallen, dass sie so dünn geworden war. Wieder holte Sharons Stimme sie in die Realität zurück. »Da sind ein paar Kekse zum Tee. Jammy Dodgers, deine Lieblingssorte.«
    Die Kekse brachten das Fass zum Überlaufen, und schon liefen ihr wieder die Tränen übers Gesicht. »Ach Sharon«, schluchzte sie, »vielen, vielen Dank. Du bist so nett zu mir, und ich bin so eine grässlich miese Freundin.« Weinend saß sie am Tisch, und Sharon, die sich ihr gegenübergesetzt hatte, wartete geduldig, bis es vorüber war. Genau davor hatte Holly sich gefürchtet – dass sie bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit vor anderen Leuten anfangen würde zu weinen. Aber irgendwie war es ihr jetzt gar nicht peinlich. Sharon schlürfte gelassen ihren Tee und hielt Hollys Hand, als wäre alles ganz normal. Schließlich versiegten die Tränen.
    »Danke.«
    »Holly, ich bin deine beste Freundin! Wenn ich dir nicht helfe, wer denn dann?« Sharon drückte ihre Hand und lächelte sie ermutigend an.
    »Eigentlich sollte ich mir selber helfen.«
    »Pah!«, machte Sharon und wedelte abwehrend mit der Hand. »Das kannst du machen, wenn du so weit bist. Kümmere dich nicht um die ganzen Leute, die dir einreden wollen, du sollst nach einem Monat wieder sein wie früher. Weinen gehört dazu.«
    Irgendwie schaffte es Sharon, immer genau die richtigen Dinge zu sagen.
    »Ja, aber das mache ich doch schon so viel. Ich kann schon nicht mehr.«
    »Wie kannst du nur!«, meine Sharon mit gespielter Empörung. »Dabei ist dein Mann gerade mal einen Monat unter der Erde.«
    »Ach, hör auf! Genau das werde ich zu hören kriegen, oder?«
    »Wahrscheinlich schon, aber die können dir allesamt den Buckel runterrutschen. Es gibt schlimmere Sünden auf der Welt, als zu lernen, wieder glücklich zu sein.«
    »Ja, wahrscheinlich.«
    »Wie läuft die Zwiebeldiät?«
    »Wie bitte?«, fragte Holly verdutzt.
    »Ach, du weißt schon: Die ›Ich kann nicht aufhören zu weinen und hab überhaupt keinen Appetit‹-Diät.«
    »Ach, die. Die funktioniert
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