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Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung
Autoren: Sven Böttcher
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mir?«
    Helen lächelte. »Als ich gesagt hab, Philipp kommt gleich, mussten alle Frauen ganz plötzlich los.«
    »Saboteur.« Er sah Mavie an. »Aber die schönste Frau ist ja auch die mutigste. Wollen wir noch irgendwohin?«
    »Ja«, sagte sie. »Ins Bett.«
    »Okay, aber lass mich dir vorher einen Drink ausgeben, ich bin altmodisch.«
    »Allein.«
    Er verzog das Gesicht. » Allein klingt fast so deprimierend wie November. «
    Mavie lächelte weiter. Er meinte es weder ernst noch persönlich. Er sah gut aus, das wusste er, aber er war nicht ihr Typ, und das wusste er erst recht.
    »Daniel«, sagte Mavie, »Philipp. Philipp, Daniel.«
    »Hi«, sagte Philipp, ließ sich ein Klappmessergrinsen ins Gesicht springen, schüttelte Daniel die Hand und sah wieder Mavie an. »Wann fährst du?«
    »Morgen früh.«
    »Nach?«
    »Norwegen.«
    »Bist du sicher?«
    Helen lachte. »Du bist so blöd, Phil.«
    »Nein, ernsthaft, Norwegen? Was gibt’s denn in Norwegen? Sattelst du um, von Klima auf Elche?«
    »Ich bleibe beim Klima«, sagte Mavie. »Für’s NCC , in Oslo, da kann ich weiter meine Eiskerne sortieren. Und ich muss wirklich früh raus.« Sie umarmte Helen. »Danke.« Sie sah Philipp an. »Danke auch dir. War toll, dass wir hier feiern durften.«
    »Jederzeit. Demnächst auch ohne Umzugskisten, nach unserem Candle-Light-Dinner.«
    Mavie sah Daniel an. Er nickte, lächelte Philipp an und schaffte es, dessen souveränen Blick zu kopieren. Dann wandte er sich wieder Mavie zu, wies lässig Richtung Tür und sagte: »Nach dir, Süße.«
    Mavie brauchte fast zehn Minuten, um ihren Chauffeur wieder zu beruhigen. Ja, das hatte gesessen. Ja, sie hatte Philipps Blick bemerkt. Ja, das hatte ihn getroffen. Dass der Typ, den er bis dahin bloß angesehen hatte wie irgendwas, das aus seinem Essen gekrabbelt war, einfach die schöne Frau mitnahm, die er gerade angebaggert hatte.
    »Ha!«, sagte Daniel, inzwischen zum zehnten Mal, und Mavie fand das spätestens seit dem achten Mal lustig.
    »Jetzt hör endlich auf.«
    »Ha!«
    »Daniel!«
    »Der kauft sich jetzt bestimmt einen Porsche! Um das zu kompensieren!«
    »Den hat der vermutlich schon.«
    »Macht nichts, dann kauft er sich halt noch einen. Einen für jedes Mal, wo er gegen einen Verlierer verliert, gegen einen Studenten oder Laborsklaven! Der soll mir nicht zu oft begegnen, sonst wird das sehr teuer!«
    Mavie lachte noch einmal, während der kleine Mazda geräuschlos langsamer wurde und am rechten Straßenrand in eine Parkbucht rollte, direkt vor dem Mietshaus in Eimsbüttel, in dem sie wohnte, auf zwei Zimmern im ersten Stock.
    Der Hybridmotor schaltete sich von selbst ab, und Daniel sah Mavie an. Sie erwiderte den Blick.
    »War ’ne schöne Zeit«, sagte er.
    Sie nickte.
    »Sechs Jahre.«
    Sie nickte wieder.
    Er fasste sich unsicher auf den Kopf, lächelnd. »Ich dachte, ich mach die mal ab, nachdem meine Matte mir auch nichts genützt hat. Aber irgendwie lag’s nicht daran, oder?«
    Sie lachte schallend und zog ihn in ihre Arme. »Du bist so süß«, sagte sie und dachte im gleichen Augenblick, dass genau das sein Problem war. Oder ihres mit ihm, denn sie hatte ihn nie als Mann ernst genommen, immer nur als Kollegen und als guten Freund.
    »Süß«, sagte er. »Na, super. Süß sind Stofftiere.«
    »Gut, so süß dann auch wieder nicht.« Sie küsste ihn auf die Wange, drückte ihn an sich und ließ sich fest umarmen.
    »Du wirst mir fehlen«, sagte er.
    »Und du mir«, sagte sie und löste sich aus der Umarmung. »Aber wir bleiben in Kontakt. Mal sehen, vielleicht komme ich ja wieder.«
    »Ja, Norwegen klingt nicht so spannend.« Er sah sie an, weiterhin lächelnd. »Norwegen?«
    Sie nickte.
    »Norwegen.«
    Sie nickte.
    »Okay.« Er gab sich ächzend geschlagen. »Ich erwarte nicht, dass du mir sagst, wohin du wirklich gehst. Aber sobald du dich von da meldest, weiß ich’s sowieso. Außer, wenn du bei der CIA anfängst und dir von denen die Leitungen verschlüsseln lässt. Alles andere kriege ich raus.«
    Mavie seufzte. »Ja, das befürchte ich.«
    »Das heißt, du meldest dich nie wieder?«
    Sie schwieg für einen langen Augenblick. Dann sagte sie: »Ich kündige dir die Freundschaft«, und ließ es in der Luft hängen.
    »Musst du nicht«, sagte er. »Wohin?«
    »La Palma.«
    Daniel zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Was ist auf La Palma, bitte?«
    » IICO .«
    Diesmal schwieg er. Lange. Und mit ausdauernd hochgezogenen Brauen.
    »Das gibt’s
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