Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pronto 1318

Pronto 1318

Titel: Pronto 1318
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
ausgehalten.“
    „Aber unsere engen Käfiggänge haben bis jetzt gehalten. Das heißt, die links von uns liegenden Röhren sind auch zerdrückt worden. Dabei sämtliche Pronto-Exemplare, die man dort jämmerlich eingesperrt hatte. Etwa viereinhalbtausend, Lastro Vagen.“
    „Woher weißt du das?“ fragte der Alte bedächtig. Er schien plötzlich wieder ruhig zu werden, zumal die harten Beben nachließen. Auch das dumpfe Grollen wurde mäßiger. Es klang jetzt entfernt.
    „Ich weiß es.“
    „Vorsicht“, hauchte die Ärztin. „Da kommt ein Wächter. Es ist einer von denen, die vorher bei uns waren.“
    Pronto hatte ihn schon vernommen. Sein Gesicht erstarrte zu einer Maske. Dabei lauschte er aufmerksam auf die Bewußtseinswellen fremder Hirne, doch da schien niemand mehr in der Nähe zu sein. Natürlich, es war spät in der Nacht gewesen, und die ansonsten recht belebte medizinische Station hatte außer der diensthabenden Ärztin nur den alten Vagen beherbergt.
    Alle anderen Leute waren weit vorne in den großzügigen Quartieren untergebracht gewesen. Es war niemand mehr von ihnen am Leben.
    Er hörte aber noch die verhaltenen Rufe einiger Gefährten. Demnach schien der Käfiggang mit seiner eigenen Zelle nicht verschüttet zu sein.
    Reglos stehend starrte er dem Wächter entgegen, der seine Schockwaffe in der Rechten hielt.
    Lastro Vagen stand bebend vor dem Bio. Er schien etwas zu ahnen, als er das grelle Flimmern in dessen Augen gewahrte.
    „Nicht“, wisperte er hilflos. „Wenn der elektrische Schockstrahl das Gehirn trifft, bist du erledigt. Nicht –!“
    „Vielleicht bist du bald hier, Affe!“ brüllte der Wächter. „Ich habe Arbeit für dich!“
    „Wer sagt das?“ kam es kalt zurück.
    „Bist du es nicht, dessen Koppelzeug ich putzen sollte?“
    Der Wächter erstarrte. Dann flog die Mündung der Schockpistole nach oben. Antra schrie. Der Laut verhallte an den teilweise eingedrückten Wänden, und da verstummten auch die wilden Flüche des Wächters.
    Sein Gesicht lief plötzlich rot an. Kurz darauf kamen feine Schweißperlen, die sich wenig später zu einem Strom verdichteten.
    Es war ein lautloser Kampf, der auf der einen Seite mit unbegreiflichen Kräften geführt wurde. Pronto sagte „Vraazen“ dazu.
    Der Wächter war nicht fähig, den Feuerknopf zu drücken.
    Eine unbegreifliche Gewalt drückte die Waffe mitsamt seiner Hand zur Seite. Immer weiter, bis er in die eigene Mündung sah und abdrückte.
    Lastro Vagen stöhnte. Mit gespreizten Beinen stand er an der Wand, als der kalte Blick auf ihn fiel.
    „Nicht, ich …!“
    Er verstummte, und Pronto wandte sich ab. Gemächlich ging er zu dem gefallenen Wächter hinüber und hob die Waffe auf.
    Dann wandte er sich wieder an den Alten.
    „Warum hast du nicht geschossen, Vagen?“ kam die sanfte Frage. Er schüttelte nur stumm den Kopf.
    „Das solltest du nicht fragen“, flüsterte er. „Ich weiß es nicht. Warum habe ich überhaupt Mitleid mit dir, Bio? Ich bin ein Trottel.“
    Pronto lachte.
    „Alter, ich habe dir einmal gesagt, daß ich dich sehr gern mag. Willst du wieder mit Sie angesprochen werden? Oder soll ich einfach ‚Mensch’ sagen?“
    Der Veteran schluckte.
    „Mensch?“ echote er dumpf. „Bio, halte mich nicht zum Narren. Ich weiß, daß ich einer bin. Du weißt doch genau, daß ich mit deiner Intelligenz nicht mitkann. Was willst du also?“
    „Ich will dir nicht dankbar sein, Alter, denn Dankbarkeit kann schmerzen. Nicht mich, aber dich. Dafür will ich dir sagen, daß ich dich immer für einen Menschen gehalten habe. Dich und Dr. Maybord. Ihr habt mir geholfen. Pronto 1318 wird das nicht vergessen.“
    „Fang nicht an zu spinnen“, fuhr der Alte streitlustig auf. „He, vielleicht mag ich dich auch, wie? Jetzt hör du mal zu, Lümmel, was dir ein alter Waffensergeant sagt. Ich war auf der ‚Kolossa’, verstehst du?“
    „Ich glaube, ich habe es schon einmal gehört“, grinste Pronto. „Und was wolltest du sagen?“
    „Daß du ein Lümmel bist“, schrie Vagen wütend. Seine dürre Faust reichte am Endes seines ebenso dürren Armes gerade an Prontos Nasenspitze heran.
    Der Alte schnappte nach Luft, und Pronto tippte ihm lachend auf die Nasenspitze.
    „Akzeptiert, Sergeant, nur glaube ich dir nicht alles. Du magst mich doch.“
    „Mach mich nicht fertig“, hauchte der alte Mann, und seine geballte Faust sank kraftlos nach unten. „Wir sind unter uns. Hör zu, Kleiner, ich war immer ein Befehlsempfänger,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher