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Projekt Wintermond

Projekt Wintermond

Titel: Projekt Wintermond
Autoren: Glenn Meade
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Bootshaus und der Steg lagen im Dunklen. Wellen spülten gischtend über das Dock. Staves öffnete die Tür zum Bootshaus. Der Strahl der Taschenlampe glitt über das Motorboot, die Regale mit den Ersatzteilen und das verrostete Werkzeug.
    »Steigen Sie ins Boot«, sagte Staves. »Durchsuchen Sie jeden Winkel.«
    Jennifer gehorchte und begann ihre Suche in der kleinen Kabine und im Steuerhaus. Staves beleuchtete den Motorraum. Seine rechte Hand glitt durch sämtliche Ritzen. Anschließend suchte er in den Regalen. Er nahm das Werkzeug und die Motorteile herunter. Seine Augen funkelten gefährlich. Als er die Regale ausgeräumt hatte, trat er wütend gegen den Bootsrumpf. Jennifer bekam es mit der Angst.
    »Wo ist die Kassette, Jennifer? Denken Sie nach! Wo kann sie sein? Wo?« Als Jennifer schwieg, drehte Staves sich zu ihr um, packte ihr grob ins Haar und verpasste ihr eine schallende Ohrfeige. Jennifer prallte taumelnd gegen die Wand. »Ich hab Sie was gefragt, verdammt!«
    Jennifer war wie gelähmt. Zitternd suchte sie nach Halt. Ihre Wange brannte. Kein Wort kam über ihre Lippen. Staves geriet in Rage. »Sie verheimlichen mir etwas! Die Kassette muss hier irgendwo sein. Wo, verdammt nochmal?«
    »Ich… ich weiß es nicht.« Staves’ Wutausbruch jagte Jennifer so schreckliche Angst ein, dass sie versuchte, die Flucht zu ergreifen. Staves holte sie mühelos ein und umklammerte ihr Handgelenk. »Wohin so eilig, junge Frau?«
    »Lassen Sie mich los. Sie tun mir weh. Bitte…«
    »Halten Sie den Mund!«, brüllte Staves und zerrte sie aus dem Bootshaus hinaus auf den nassen Rasen.
    In der Küche zog Staves das Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer. »Ich bin’s. Bringt ihn zum Nebeneingang.«
    Wenige Sekunden später erhellten zwei Scheinwerfer die Einfahrt. Bremsen quietschten; ein Wagen hielt. Ein übergewichtiger Mann mit schwarzem Schnurrbart quälte sich aus dem Sitz. Es war Marty, der ihnen auf dem Kennedy-Flughafen zur Flucht verholfen hatte. Als der zweite Mann aus dem Wagen stieg, zuckte Jennifer zusammen. Sie erkannte den blonden Killer, dem sie auf Vogels Bauernhof begegnet waren, auf den ersten Blick. Die beiden zerrten einen dritten, schmächtigen Mann aus dem Auto. Im strömenden Regen konnte Jennifer sein Gesicht nicht erkennen. Die Killer schleiften ihren Gefangenen ins Haus. Sein Kopf ruhte auf der Brust; seine Füße rutschten über den Schotterweg. Wenige Schritte vom Haus entfernt erhellte ein Blitz das Gesicht des schmächtigen Mannes.
    »Bobby… «
    Jennifer wollte zu ihrem Bruder, doch Staves griff ihr ins Haar. »Bringt ihn rein«, befahl er den Männern; dann führte er ein zweites Telefonat. »Ich hab’ alles versucht, aber es kam nichts dabei heraus, Kelso«, rief er ins Handy. »Die Schlampe weiß nicht, wo die Kassette ist. Was soll ich jetzt tun…? Ja… okay. Ich hab aber keine Lust, die ganze Nacht hier rumzuhängen.«
    Nach dem Gespräch wandte er sich Jennifer zu. »Und jetzt sagen Sie mir endlich, wo Ihr Vater die Diskette versteckt hat.«
    80
    Als Kelsos Handy klingelte, hob Mark den Kopf. Der CIA-Agent lauschte dem Anrufer. »Warten Sie da«, sagte er.
    »Ich komme. Ryan ist bei mir«, stieß er wütend hervor und beendete das Gespräch.
    »Steigen Sie aus«, befahl er Mark in drohendem Tonfall.
    »Warum?«
    Kelso wies ihm mit der Waffe den Weg zu Jennifers Elternhaus. »Stellen Sie mir keine blöden Fragen. Gehen Sie zum Nebeneingang. Los!«

    »Ruhig, Bobby, ruhig. Ich bin bei dir. Bist du verletzt? Sag es mir.«
    Die beiden Männer zerrten Bobby in die Küche und stießen ihn neben Jennifer auf einen Stuhl. Seine Augen waren vom Weinen geschwollen. Seine linke Wange war aufgeplatzt.
    Als Jennifer ihren Bruder in die Arme schloss, begann er zu schluchzen. »Nick mit dem Kopf, wenn du okay bist. Bitte, Bobby.«
    Er schaute sie an wie ein verängstigtes Kind. Als Jennifer mit dem Ärmel die Tränen von seinen Wangen wischte, nickte er verhalten. Doch er war sichtlich verwirrt. Die Entführung aus der vertrauten Umgebung des Pflegeheims war mehr, als er verkraften konnte.
    »Dir geht’s prächtig, Bobby, nicht wahr?«, sagte Staves.
    »Sie Mistkerl! Sie haben ihn geschlagen!«
    »Regen Sie sich nicht auf.« Staves grinste höhnisch und zeigte mit dem Daumen auf seine beiden Komplizen.
    »Kelso ist unterwegs. Er bringt jemanden mit. Setzt euch in den Wagen und haltet Wache.«
    Jennifer sprach ihrem Bruder Trost zu, während die Männer hinausgingen.
    Eine Minute
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