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Prinzessinnensöckchen (German Edition)

Prinzessinnensöckchen (German Edition)

Titel: Prinzessinnensöckchen (German Edition)
Autoren: Carolin Benedikt
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wissen. Der Polizist atmete tief ein und aus, schüttelte den Kopf, das Taschentuch hielt er dabei unschlüssig in der Rechten. »Nee, aber die erste, die ich kenne.«
    Die ganze Zeit versuchte Carmen, sich Herrn Schmieding ohne Uniform vorzustellen. Natürlich nicht sooooo.... Sie kicherte, Schmieding bemerkte es glücklicher Weise nicht. Er hielt noch immer das Taschentuch in der Hand und sah jetzt verlegen zu Boden.
    »Kennen wir uns nicht?«, fragte Carmen. Schmieding blickte erstaunt auf, musterte sie mit einem Stirnrunzeln und sagte dann: »Haben Sie nicht mal bei der alten Frau Conradi gewohnt? In Untermiete, meine ich?« Carmen nickte. »Ja, genau. Und Sie?«
    »Ich wohne halt auch in Oberwied. Das ist ja das Schlimme.« »Das Schlimme?« Der Polizist stöhnte auf. »Ja, alle in Oberwied kennen den Pohland, dem gehört dort das Café und am Beerdigungsinstitut ist er auch beteiligt.« Flimmerte da nicht kurz die Andeutung eines Lächelns durch das noch immer bleiche Gesicht Schmiedings? Mochte sein.
    »Ach, der Tote? Das Café? Dann kenne ich ihn ja vielleicht vom Sehen.« »Bestimmt«, bestätigte Schmieding. »Klein und dick und Glatze, wie die halt so aussehen.« Carmen hatte keine Ahnung, wer »die« waren und wie die halt so aussahen. »Schrecklich«, murmelte sie. »Na ja«, relativierte der Beamte, »wenn er die Socke nicht im Mund gehabt hätte...«
    Er richtete sich nun auf und fixierte Carmen mit dem dienstlichen Blick des geborenen Ordnungshüters. »Das schreiben Sie aber nicht, okay?« »Andeutungen?« versuchte Carmen zu feilschen. »Den Namen wenigstens... Liegt die Leiche im Wald?«
    »Nein, in Pillaus Jagdhütte. Zufall, dass sie überhaupt entdeckt wurde. Sogar noch frisch und nicht... na ja. Der Pillau war schon Monate lang nicht mehr dort und jetzt wollte er halt mal schauen... Und dann gleich so etwas. Okay, Name geht, das hat sich bestimmt auch schon rumgesprochen. Aber das mit der Socke erwähnen Sie nicht, bitte.«
    Er sah sie an mit jenem Dackelblick, den Männer wohl schon lernten, wenn sie noch an den Brüsten ihrer Mütter hingen und um Nachschlag bettelten. »Abgemacht«, sagte Carmen. »Aber ich darf mal in die Nähe von der Hütte, ja? Ich brauch doch ein Foto für das Blättchen.« Schüchterner Kleinmädchenblick. Den lernten Mädchen, noch bevor sie geboren waren.
    Schmieding lächelte und sofort bekam er ein wenig Farbe ins Gesicht. »Na ja, aber den Wagen ein bissel zurückfahren, von dort vorn kommt man sowieso besser hin. Ich kann dann sagen, ich hätte nix gesehen.« Er zögerte und hielt ihr das Taschentuch hin, zog es fort wieder zurück. »Und das da? Ich meine... kann ich Ihnen ja so wohl nicht...«
    Carmen zückte ihr Portemonnaie, entnahm ihm eine Visitenkarte, reichte sie Schmieding. »Einfach mit der nächsten Kochwäsche waschen, mich anrufen, ich hols dann ab. Bin ja sowieso öfter mal in Oberwied.« Das letzte war gelogen.
    Da vorne an der dicken Fichte immer durchs Unterholz, geradeaus, nach fünfhundert Metern komme man zur Hütte, hatte Schmieding noch gesagt. Carmen hatte ihren Wagen zurückgesetzt, war ausgestiegen, Schmieding winkte ihr zu, sie winkte zurück. Und trat in den Wald. Gut, dass sie keine Ballerinas, sondern ihre Turnschuhe an hatte.
    Die Hütte lag auf einer kleinen Lichtung. Eigentlich war es mehr ein Verschlag, grob gezimmert, mit Dachpappe gedeckt. Die Tür stand offen, Carmen zoomte darauf, etwas bewegte sich im Dunkeln dort drin. Dann trat ein älterer weißgekleideter Mann heraus, steckte sich eine Zigarette an, paffte. Ob die Spurensicherung schon da war? Wohl noch nicht. Carmen schoss ihre Fotos und machte sich auf den Rückweg. Näher würde sie heute nicht rankommen.
    Außerdem fühlte sie sich unwohl hier. Ein Mord war geschehen, die Leiche noch »frisch«, wie Schmieding erzählt hatte. Netter Kerl übrigens... Carmen blieb stehen. Ein Geräusch? Im Wald gibt es immer Geräusche, Vögel zwitschern, Füchse schleichen durchs Unterholz. Sie ging weiter. Wer Angst hat, pfeift im Wald, fiel ihr ein. War ihr aber zu blöd. Außerdem konnte sie nicht pfeifen.
    Was war das dort drüben? Jemand hatte auch hier Gras niedergetrampelt und Äste abgebrochen. Konnte noch nicht sehr lange her sein. Sie ging die paar Schritte hinüber und folgte der Spur. Die Spur des Mörders? Von wem sonst. Seit wann war sie so mutig? Seit sie sich einredete, die Sache mit dem Mörder, der an den Tatort zurückkehrt, sei eines der vielen Ammenmärchen, die
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