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Prinzessinnensöckchen (German Edition)

Prinzessinnensöckchen (German Edition)

Titel: Prinzessinnensöckchen (German Edition)
Autoren: Carolin Benedikt
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seinen Atem, wenigstens rauchte er nicht oder er hatte mit einem guten Mundwasser gegurgelt – »und dann – als man sein Haus durchsucht hat, hat man in einem abgeschlossenen Schrank etwas gefunden.« Er sah sich um, machte es spannend. »Und was?«, drängte Carmen.
    Kevin Schmiedings Flüstern wurde noch leiser, sein Kopf kam noch näher, beinahe hätten sich ihre Gesichter berührt. Dann sagte er: »Söckchen. Mädchensöckchen. Nicht nur das Prinzessinnenzeug, aber auch. Insgesamt 12 Paar. Irre, was?«

    *

    »Mein Gott, hör endlich auf zu heulen!« Das musste gerade die sagen! Hanna, die gestern doch auch geheult hatte. Jetzt war Emily dran und hatte sie etwa keinen Grund? Das Päckchen, die Socken. Gestern das dritte Steinchen an die Fensterscheibe. Eine Sekunde lang hatte sie Hanna verdächtigt, sie verarschen zu wollen. Aber nein, dazu war selbst die nicht fähig, schon gar nicht nach allem was geschehen war. Also – daran wagte Emily gar nicht zu denken. Aber irgendwie dachte es in ihr pausenlos daran. Dagegen konnte sie nichts machen.
    Und jetzt heulte sie halt. Um halb fünf war Hanna gekommen, hatte dreimal geklingelt, ihr Zeichen, wenn niemand sonst zu Hause war. »Wo bleibst du, Verpeilte? Hast gepennt?« Da hatte Emily zu zittern angefangen, es hatte sie richtig geschüttelt, heftig und unerwartet, wollte sie gar nicht, aber auch dagegen war sie machtlos gewesen. Hanna hatte sie sofort in den Arm genommen, festgehalten. »Was ist los? Erzähl bitte!« Konnte sie nicht, sie musste weinen. Das war jetzt wie gestern, nur andersrum. Hanna drückte sie, streichelte sie, führte sie nach oben ins Zimmer, sagte »Leg dich mal hin und komm wieder runter und dann erzähl halt«, und dann hatte sie sich hingelegt, war einigermaßen runtergekommen und hatte erzählt. Das mit den Söckchen.
    »Und wo ist das Zeug jetzt?« »Mülltonne«, antwortete Emily knapp und begann wieder zu heulen. Hanna sagte nicht mehr, sie solle aufhören. Sie sah eher selbst so aus, als würde sie gleich flennen.

7

    Harmlos, redete sich Carmen ein und sprang schwungvoll aus dem Bett, das ist nur ein harmloser kleiner Flirt. Sie waren gestern Abend noch in einen Club gegangen, etwas trinken. Kevin und sie. Kevin. So schlimm war der Name gar nicht. Hatten sich noch nicht einmal tief in die Augen geschaut, wie es ja eigentlich üblich gewesen wäre, wenn... Nein, da war nichts. Nur ein schlechtes Gewissen irgendwie, ein mulmiges Gefühl, das aber nicht groß genug war, in Beschämung auszuarten.
    Kevin hatte ihr noch einiges erzählt. Die Hütte, in der Pohlands Leiche gefunden worden war, bestand aus zwei Räumen mit einem schmalen Durchbruch dazwischen. Und in diesem Durchbruch hing ein alter Teppich als Vorhang gewissermaßen. »Ein alter Teppich?«, fragte Carmen nach. »Ja«, nickte Kevin, »so einer zum Zudecken jetzt also, ein blauer, schon leicht verfilzter. Pillau schwört, dass er den nicht kennt. Und vor dem Teppich steht ein Schemel und dahinter ein Stuhl. Beides gehört zwar zum Inventar, aber nicht an diesem Platz. Sagt Pillau. Ach ja, und in dem Teppich ist so ein Schlitz. Unten Mitte, zieht sich dann senkrecht hoch, ungefähr 50 Zentimeter. Nein, kein Riss. Sauber reingeschnitten, mit einer Schere wahrscheinlich.«
    Das fanden sie beide merkwürdig, sehr merkwürdig sogar. Fingerabdrücke? Wieder nickte Kevin. »Ne ganze Reihe. Aber keiner davon in der Datenbank.«
    Nein, sie hatte Kevin gar nicht ausfragen müssen. Der schien heilfroh, ein Thema zu haben, über das er mit ihr reden konnte. Ein schüchterner Junge, fand Carmen, und das wiederum fand sie, wie die meisten Mädchen, ziemlich süß. Nicht so einer wie Max, der Womanizer, der Strahlemann mit den glänzenden schwarzen Haaren, die immer so aussahen, als käme ihr Träger gerade aus der Dusche und hätte sie sich einfach mit Zuckerwasser zurückgekämmt. Das Zuckerwasser war teures, dezent duftendes Gel und die Haare fühlten sich an wie ein Topfreiniger.
    Kevin hatte sie dann heimgefahren. Vor dem Haus, in dem Carmen wohnte, diesem hohen und schäbigen Kasten, waren sie noch eine Weile im Auto sitzen geblieben und hatten auf das gewartet, auf das Mann und Frau in solchen Situationen immer warten. Sie wartet darauf, dass er sich zu einem Kuss durchringt, er, dass sie ihn auf einen Schlummertrunk in ihre Wohnung einlädt oder wenigstens auf eine Tasse koffeinfreien Kaffee. Und das Ganze endet dann dort, wo alle Tragödien ihren Anfang nehmen: im Bett.
    Beides
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