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Prinzessin

Prinzessin

Titel: Prinzessin
Autoren: John Aysa
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Vielleicht wusste der Pachyderm etwas, das Trent nicht wusste. Und wenn es, wie jetzt, erforderlich war, eine Art inquisitorischen Eingreiftrupp loszuschicken, wer war er schon, den Gottchirurgen zu hinterfragen, wo es ihm doch offenkundig an Wissen mangelte?
    Den naiven und weltfremden Gedanken, dass eine Religion eine friedliche Sache sein könnte, fand er ohnehin zum Lachen. Das war Religion in keiner Welt gewesen. Glauben und Krieg gaben sich stets ein Stelldichein.
    Er streckte die Hand gleich einer Waffe einem Ersie entgegen.
    »Du. Lass Clawfinger in mein Büro kommen«, befahl er.
    Damit verließ er das fast sakral anmutende, ehemalige Luxusgebäude, das entschieden anderen als heiligen Zwecken gedient hatte, durch einen Nebeneingang und marschierte den holprigen Weg hinauf zum Hügel, zur Residenz.
    Über der Kleinstadt thronte ein verwitterter, verwinkelter und unheimlicher Riesenbau mit gotischer Fassade, gesprenkelt mit schwarzen Fensteröffnungen.
    Das Haus entsprach nicht der Art, an der Trent Gefallen fand, er bevorzugte klarere Linien. Aber Aussicht und Lage waren großartig und repräsentativ.
    Ringsum befanden sich luxuriöse Anwesen, die sich unaufwendig renovieren ließen, um eines der bedeutenden Zentren der Kirche des Gottchirurgen zu schaffen – und damit den Grundstein für eine neue Zivilisation zu legen.
    Der perfekte Ort, um eine Führungselite anzusiedeln. Glanzvoll, beeindruckend, doch abseits genug gelegen, um den Pöbel fernzuhalten. Die ersten Schritte in die richtige Richtung hatte er gemacht.
    Trent stapfte die Treppen hinauf in jene Räume, die er als Büro annektiert hatte. Vier Sklavinnen warteten auf ihn. Er nahm sie kaum wahr. Für ihn stellten sie nicht mehr als Einrichtungsgegenstände dar. Möbel flüchteten nicht. Sie nutzten sich ab, wurden entsorgt und ersetzt.
    Nach allem, was er den Frauen bisher angetan hatte, nachdem er sie physisch und psychisch missbraucht und gedemütigt hatte, sahen sie sich außerstande, abzuhauen, selbst wenn sie die Chance dazu bekommen hätten.
    Die Angst vor den Folgen, die ihnen eingeimpft war, hielt sie gefangen. Er brauchte nichts zu tun, um sie zu halten. Perfekt abgerichtetes Inventar.
    Es hatte unleugbar positive Seiten, im Dienste des Gottchirurgen zu stehen. Frauen, genügend Essen und Wasser, eine Armee. Luxus pur. Er hatte Freiheiten, musste sich weder in Gefahr begeben, noch allein den Unbilden der Welt ausliefern.
    Er wäre verrückt gewesen, das wegzuwerfen, auch wenn ihm die eher unsinnigeren Ideen, denen der Kirchenfürst nachhing, am Arsch vorbeigingen. Alles in allem hatte er ein besseres Leben als in der guten, alten Zeit.
    Der Mann mochte wahnsinnig sein, aber er wusste, was er tat. Er hatte einen Plan und die Mittel, um ihn umzusetzen. Solange Trent einen Vorteil sah, würde er den Teufel tun und sich bestimmt nicht absetzen. Das konnte er tun, sobald die Sache den Bach runterginge, wonach es im Augenblick absolut nicht aussah.
    Er wedelte flüchtig mit einer Hand, und eine der Frauen setzte sich in Bewegung. Mit einem wohligen Seufzen ließ er sich auf dem ramponierten Chefsessel hinter dem Schreibtisch nieder und sah dem Mobiliar zu, wie es sich in Position brachte. Wie er es ihr beigebracht hatte.
    Immer wieder schön zu beobachten, dieser Gehorsam.
    Clawfinger und sein unvermeidlicher Schatten Wasserkopf traten durch die Tür.
    »Der Gottchirurg hat uns eine Aufgabe gestellt, und du, mein Freund, wirst dich darum kümmern«, sagte er anstelle einer Begrüßung.
    Clawfinger grunzte.
    Dem verrückten Henker mit Floskeln und Einleitungen zu kommen, wäre kontraproduktiv gewesen. Das hätte den Mann nur verwirrt. Simple Fakten, damit konnte er umgehen.
    Wasserkopf hingegen war nicht einmal zuverlässig in der Lage, den simpelsten Anweisungen Folge zu leisten. Auf eine vertrackte Art – der Teufel sollte ihn holen, wenn er verstand, wie das zuging – ergaben die beiden zusammen einen leistungsfähigen, irren Psychopathen von Adjutanten.
    Eines der Rätsel dieser abgefuckten Welt.
    Nö , korrigierte sich Trent amüsiert, das ist die neue, verbesserte, mutierte Natur, Version 2.5. Bizarr, gewalttätig, erbärmlich, brutal. Etwas, das Darwin und Nietzsche schwer beeindruckt hätte .
    »Die Sache ist einfach. Du kennst doch die Legende von dem Schiff, das an einer Küste auf Passagiere wartet, um sie in ein unverseuchtes Land zu bringen.«
    »Hmpf«, machte Clawfinger. Wer hatte nicht von dieser blöden Geschichte
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