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Prinzessin Emmy und ihre Pferde - Endlich Prinzessin! (German Edition)

Prinzessin Emmy und ihre Pferde - Endlich Prinzessin! (German Edition)

Titel: Prinzessin Emmy und ihre Pferde - Endlich Prinzessin! (German Edition)
Autoren: Vincent Andreas
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stank.
    „Nein, nein, der Knöchel ist bestimmt nicht verstaucht, nur … nur ein bisschen verknackst!“, haspelte Emmy. „Heute Nachmittag ist alles wieder gut!“
    „Aber wenn heute Nachmittag nicht alles wieder gut ist, mein liebes Emmchen“, mahnte Karl von Kandis, „dann gibt es nur eins: Frohlindes Salbe! Wir wissen doch alle, wie gut die wirkt!“
    Für einen Augenblick trat betretenes Schweigen ein. Jeder im Hause Kandis hatte heilsame, aber auch sehr leidvolle Erfahrungen mit der Salbe gemacht.
    Moritz guckte ganz zerknirscht, als seine Schwester zum Tisch gehumpelt kam. Doch das sah Emmy nicht. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, ihren Schmerz zu überspielen.
    Während sie ein Brötchen mit Butter und Marmelade bestrich, unterhielten sich die anderen über den Ball. Moritz hatte am Morgen festgestellt, dass sein Anzug ihm zu klein geworden war. Seine Mutter beklagte sich, dass ihm das reichlich spät einfalle. Nach einigem Hin und Her grummelte Frohlinde Schnuck schließlich, sie wollte mal nicht so sein und Moritz einen neuen Anzug schneidern – aber nur unter Protest! Sie hätte eigentlich genug andere Dinge im Haushalt zu erledigen!
    „Unsere gute Seele Frohlinde!“, rief Moritz und schenkte der Haushälterin sein strahlendstes Lächeln.
    „Es gibt aber noch ein anderes Problem!“, warf Karl von Kandis ein, wobei er Emmy mit hochgezogenen Augenbrauen musterte. „Der Schlüsselbund mit dem Ballsaalschlüssel ist weg! Den hat jemand verschusselt!“
    „Und warum guckst du mich dabei an?“, protestierte Emmy. „Ich habe den Schlüssel nicht!“
    Das mit dem Schlüssel war so eine Geschichte. Der Saal wurde regelmäßig abgeschlossen, um das Parkett zu schonen. Schon einmal war der Schlüssel verloren gegangen. Sebastian April hatte damals vorgeschlagen, das Schloss aufzubrechen. Doch das war für Emmys Eltern nicht infrage gekommen. Das Schloss stammte noch aus Zeiten des Ritters Konstantin von Kandis, des Urahnen derer von Kandis und Erbauers des Schlosses Kobalt. Eine solch kostbare Antiquität durfte unter keinen Umständen beschädigt werden. Erst im letzten Augenblick war der Schlüssel wieder aufgetaucht, und der Ball hatte doch noch stattfinden können.

    „Irgendjemand muss den Schlüssel verschusselt haben“, wiederholte Emmys Vater. „Ich weiß genau, dass meine lieben königlichen Anverwandten hin und wieder heimlich in den Ballsaal gehen!“
    Er sah jeden seiner königlichen Anverwandten mit strenger Miene an. Mit gespielt strenger Miene. Aber dieser Blick wirkte immer. Alle fühlten sich ertappt. Moritz sah betreten auf seinen Teller, Karla von Kandis faltete ihre Serviette zu einer kunstvollen Blume, und Emmy zerbröselte ihr Brötchen.
    „Ja, bitte, ich höre?“ Emmys Vater trommelte ungeduldig mit den Fingern auf die Tischplatte.
    Da räusperte sich Karla von Kandis. Während sie ihre Serviettenblume wieder auseinanderfaltete, gestand sie, dass sie tatsächlich im Ballsaal gewesen war. Dort war es einfach am ruhigsten im Schloss.
    „Zum Schreiben meiner Kinderbücher brauche ich Ruhe!“, verteidigte sie sich.
    Das war nämlich ihre große Leidenschaft: Kinderbücher schreiben. Doch sie versicherte, dass sie den Schlüsselbund garantiert wieder zurück an das Schlüsselbrett gehängt hatte.
    Nach diesem Geständnis gab auch Moritz zu, im Ballsaal gewesen zu sein. Er hatte ein Modellraumschiff ausprobiert, und im Saal war am meisten Platz dafür. Aber auch er wusste genau, dass er den Schlüssel zurückgehängt hatte.
     
    „Und ich habe ihn auch zurückgehängt!“, versicherte Emmy, nachdem sie ebenfalls zugegeben hatte, im Saal gewesen zu sein. Einfach deshalb, weil es dort so märchenhaft schön war.
    „Wie wir es auch drehen und wenden, es bleibt die alles entscheidende Frage“, Karl von Kandis setzte eine besonders wichtige Miene auf, „wer hatte den Schlüssel zuletzt und hat ihn nicht zurück ans Brett gehängt?“
    „Vielleicht warst du es ja selber?“, fragte Karla von Kandis spitz zurück.
    „Ich!?“, entrüstete sich Emmys Vater. „Ich verlege doch nie etwas!“
    Emmy, Moritz und Karla von Kandis brachen in schallendes Gelächter aus. Man konnte zwar nicht sagen, dass Karl von Kandis tatsächlich etwas verlegte. Aber er nahm manchmal Dinge „in Verwahrung“, wie er sagte. Damit sie auch wirklich sicher waren. Nur waren sie dann womöglich so gut verwahrt, dass er sie nicht wiederfand: wichtige Dokumente, königliche Anordnungen – sogar seine
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