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Prálinek - Eine Weihnachtsgeschichte

Titel: Prálinek - Eine Weihnachtsgeschichte
Autoren: Axel Hacke
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Kopf. Aus der Waschmittelpackung machte er den Bauch. Aus den Klopapierrollen Beine. Je zwei Korken, mit Draht verbunden: die Arme. Einen Korken schnitt er in Scheiben, und zwei dieser Scheiben wurden die Augen; aus einer dickeren Scheibe machte er die Nase. Aus Draht formte er Lippen und einen Mund.Der Roboter war fertig, und er sah wirklich aus wie ein Roboter. Nur roch er an der Nase, den Augen und den Armen nach Wein, das lag an den Korken, und am Bauch roch er nach Waschmittel und am Kopf nach Pralinen. An den Beinen, den Klopapierrollen, da roch er nach Pappe.
    So lag der kleine Roboter auf Arthurs Schreibtisch. Arthur ging aus dem Zimmer, um etwas zu holen. Kaum war er draußen, wurde es mit einem Schlag gleißend hell im Zimmer, so hell, dass nirgends auch nur der kleinste Schatten war, nicht mal mehr unter dem großen Kleiderschrank war Schatten.
    Eine sehr tiefe und ruhige Stimme von irgendwoher sagte:
    »Da haben wir dich also.«
    Der kleine Roboter schlug seine Weinkorkenaugen auf und blickte in das gleißende Licht.
    »Wer Kakaobutter bin ich?«, fragte er leise und in einer seltsamen Robotersprache, die ich dir noch erklären werde.
    »Dein Name ist Prálinek, du bist ein kleiner Roboter, der noch programmiert werden muss. Außerdem bist du ein Geschenk.«
    »Was ist: ein Geschenk?«
    »Ein Geschenk«, sagte die sehr tiefe und ruhige Stimme von irgendwoher, »bedeutet, dass du jemand anders gegeben wirst. Ein Geschenk soll eine Freude machen. Es bedeutet, dass ein Mensch über einen anderen Menschen nachgedacht hat. Er hat sich mit ihm beschäftigt. Er hat erkannt, was er für Wünsche hat und was ihm eine Freude machen würde, und deshalb macht er ihm ein Geschenk. In einem Geschenktreffen sich zwei Menschen. Wenn es ein gutes Geschenk ist, begegnen sich ihre Seelen, weil der eine gefühlt hat, was dem anderen Freude macht.«
    »Aber … aber …«, stammelte der kleine Roboter. »Ich bin ein kleiner Prálinek und nicht einmal programmiert. Wie soll ich einem Menschen eine Freude machen, den ich nicht kenne und …«
    »Du wirst ein gutes Geschenk sein!«, sagte die sehr tiefe und ruhige Stimme von irgendwoher, und dann war das gleißende Licht wieder weg und die Stimme auch. Arthur stand wieder im Zimmer und malte dem kleinen Roboter mit einem schwarzen Filzstift Brauen über die Augen.
    Als er damit fertig war, richtete der kleine Roboter seinen Oberkörper auf und setzte sich langsam hin. Er hatte nur einen einzigen Wunsch: programmiert zu werden. Darauf hatte er einen Anspruch als Roboter – so wie ein gerade geborenes Menschenbaby Anspruch auf Muttermilch hat. Und er dachte, wenn er nicht gleich programmiert würde, würde er anfangen zu schreien, wie ein Baby schreit, wenn es keine Milch bekommt.
    Lange schaute er Arthur an, dann sagte er mit seiner leisen Stimme: »Bitte knusperzart programmiere mich! Ich bin volle Waschkraft ein kleiner Roboter und brauche Programmierung.«
    »Gut, also, ich programmiere dich«, sagte Arthur. »Achtung! Programmierung! Du bist ein Arbeitsroboter, ein Aufräumroboter für mein Zimmer, und außerdem bist du ein Geschenk.«
    »Danke maslo kakaowe«, sagte der kleine Roboter. »Das sinaasappel marsepein ist nicht viel, aber es wird unverbindliche Preisempfehlung schon reichen.«
    »Wieso sprichst du so komisch?«, murmelte Arthur.
    Er nahm den kleinen Roboter in die Hand und betrachtete ihn, und dann verstand er, warum er so seltsam redete. All die Wörter, die er in seine Sätze streute, fand er auf den beiden Schachteln, der Pralinenschachtel und dem Waschmittelkarton. Sie beschrieben, was früher in den Kartons gewesen war, und die fremdartigen Wörter waren Übersetzungen in andere Sprachen, die Arthur nicht kannte. Aber sie standen auch auf den Kartons.
    »Wem melkchocolade wirst du mich schenken?«, fragte der kleine Roboter.
    »Melkchocolade…«, wiederholte Arthur und stellte sich eine Kuh vor, aus der man flüssige Schokolade herausmelkte. »Melkchocolade, hi. Ich werde dich meinem Vater zu Weihnachten schenken.«
    »Muss ich dann Einspülkammer hier weg?«
    »Vielleicht nimmt er dich mit nach China oder nach Amerika.«
    »Wo zart umhüllt ist das?«
    »Na ja, weit weg. Sehr weit weg.«
    »Ich stark verschmutzt will nicht weit weg. Ich Kochwäsche finde es traurig, weit weg von dir zu sein.«
    »Ich weiß. Das weiß ich.«
    »Wie kühl lagern soll ich dein Zimmer aufräumen? Duhast mich knusperzart programmiert, dass ich dein Zimmer aufräume.«
    »Dann
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