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Prada, Pumps und Babypuder

Prada, Pumps und Babypuder

Titel: Prada, Pumps und Babypuder
Autoren: Sophie Kinsella
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auch nur einen schiefen Blick auf mein Kind zu werfen.
    »Und hier ist die andere Hand«, unterbricht die Assistentin meine Gedanken.
    »Andere Hand«, sage ich erstickt. »Es hat zwei Hände?«
    »Ähm… ja.« Die Assistentin scheint befremdet. »Hier können Sie sie beide sehen.« Sie zeigt auf den Bildschirm, und zu meinem Erstaunen erkenne ich tatsächlich die kleinen, knochigen Finger. Alle zehn.
    »Tut mir leid«, bringe ich hervor und trockne mir mit dem Taschentuch, das sie mir reicht, die Augen. »Ich bin bloß so erleichtert.«
    »Soweit ich das sagen kann, sieht alles ganz prima aus«, versichert sie mir. »Und machen Sie sich keine Sorgen, es ist völlig normal in der Schwangerschaft, dass man etwas nah am Wasser gebaut ist. Die Hormone…«
    Also echt. Alle reden ständig von den Hormonen. Luke gestern Abend auch – nur, weil ich bei einer Fernsehwerbung mit einem Hundewelpen geweint habe. Dabei bin ich überhaupt nicht hormonell, ich bin vollkommen normal. Es war eben eine besonders traurige Werbung.
    »So.« Die Assistentin tippt wieder auf der Computertastatur herum, und aus dem Drucker kommt eine Reihe von schwarz-weißen Bildern. Sie reicht mir ein Bild, auf dem ich ganz deutlich den Umriss des Kopfes erkenne. Eine kleine Nase, einen Mund und alles.
    »Ich wäre dann jetzt fertig.« Die Assistentin dreht sich auf ihrem Stuhl wieder zu mir. »Jetzt fragt sich nur noch, ob Sie das Geschlecht Ihres Kindes wissen möchten.«
    »Nein, danke«, antwortet Luke lächelnd. »Darüber haben wir schon gesprochen, nicht wahr, Becky? Wir finden, es würde den Zauber der Geburt schmälern, wenn wir es vorher wissen.«
    »Gut.« Die Assistentin lächelt zurück. »Wenn Sie das so entschieden haben, dann sage ich nichts.«
    Dann sagt sie nichts? Das heißt ja wohl, sie hat schon gesehen, welches Geschlecht das Kind hat! Und sie könnte es uns jetzt sagen!
    »Ähm, das hatten wir aber noch nicht wirklich entschieden, oder? Ich meine, noch nicht definitiv?«, sage ich.
    »Doch Becky, hatten wir.« Luke wirkt verblüfft. »Weißt du nicht mehr? Wir haben den ganzen Abend über nichts anderes geredet, und wir waren uns einig, dass wir uns lieber bei der Geburt überraschen lassen wollen.«
    »Ach ja, stimmt.« Ich kann meine Augen nicht von den verschwommenen Umrissen des Babys lösen. »Aber wir könnten uns ja auch jetzt überraschen lassen! Das wäre doch genauso zauberhaft!«
    Okay, vielleicht nicht ganz. Aber möchte er es nicht auch unbedingt wissen?
    »Möchtest du das wirklich?« Ich sehe einen Anflug von Enttäuschung in Lukes Gesicht. »Möchtest du es jetzt schon wissen?«
    »Na ja«, zögere ich. »Nicht, wenn du es nicht auch willst.«
    Ich möchte Luke auf keinen Fall verletzen. Er war die ganze Schwangerschaft über so süß und liebevoll. In letzter Zeit hatte ich oft Heißhunger auf Dinge in den verrücktesten Kombinationen. Kürzlich zum Beispiel auf Ananas und einen pinkfarbenen Cardigan. Luke hat mich sofort in die entsprechenden Geschäfte gefahren, um beides zu kaufen.
    Er will gerade etwas sagen, als sein Handy klingelt. Er zieht es aus der Tasche, aber da hebt die Assistentin abwehrend die Hand: »Entschuldigung, aber das können Sie hier nicht benutzen.«
    »Ach ja.« Luke runzelt die Stirn, als er auf dem Display die Nummer erkennt. »Das ist Iain, den muss ich zurückrufen.«
    Schon klar, welcher Iain. Das wird Iain Wheeler sein, der Marketingchef der Arcodas Corporation. Luke hat seine eigene PR-Firma, Brandon Communications, und Arcodas ist ein neuer Großkunde. Es war ein riesiger Coup, als Luke den Auftrag von Arcodas bekommen hat, und seitdem geht es seiner Firma blendend. Er hat jede Menge neue Leute eingestellt und plant mehrere neue Niederlassungen in ganz Europa.
    Bei Brandon Communications läuft also alles wunderbar, aber Luke arbeitet mal wieder wie ein Besessener. Ich habe noch nie erlebt, dass er bei jemandem so Gewehr bei Fuß gestanden hat wie bei Iain Wheeler. Wenn Iain anruft, dann ruft Luke sofort zurück, und mit »sofort« meine ich »sofort«. Innerhalb von fünf Minuten, egal, ob er gerade in einem Meeting sitzt oder beim Abendessen, sogar mitten in der Nacht. Luke sagt, er ist nun mal Dienstleister, und Arcodas ist ein großer Kunde, der für genau so etwas viel Geld bezahlt. Ich kann dazu nur sagen: Sollte Iain Wheeler anrufen, wenn ich in den Wehen liege, dann fliegt das Telefon in hohem Bogen aus dem Fenster.
    »Kann ich hier irgendwo auf dem Festnetz
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