Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR2633-Der tellurische Krieg

PR2633-Der tellurische Krieg

Titel: PR2633-Der tellurische Krieg
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
sprach dagegen.
    Ein fürchterlicher Brummschädel machte ihm zu schaffen. Nur deshalb reagierte er so langsam, als etwas Raues über sein Gesicht tastete. Der Versuch, sich dagegen zur Wehr zu setzen, wurde von einem geschmeidigen Körper verhindert, der sich über ihn beugte. DayScha?
    »Wir haben die Medoeinheit in der Hazienda gelassen«, sagte sie. »Allerdings erinnere ich mich an Informationen über Notfallhilfe ...«
    Dazu gehörte bestimmt nicht, ihm die Nase zuzudrücken. Außerdem umfasste sie sein Kinn und zwang ihn, den Mund zu öffnen.
    Schlagartig war seine Erinnerung wieder da. Der Baumstamm, auf dem er balancierte ... Die heranwirbelnden Äste ... Er stürzte. Versuchte sich abzufangen ...
    Drahtwolle kratzte über sein Gesicht, und das war ein Gefühl, als würde ihm die Haut vom Fleisch geschabt. In der nächsten Sekunde drückte etwas auf seine Lippen. Es war hart und trocken und irgendwie hitzig. Ein heißer Luftschwall drang in seinen Rachen, als hänge er an einem Blasebalg.
    Geronimo riss beide Arme hoch. Seine Hände stießen auf Widerstand und verkrallten sich darin, doch ein heftiger Biss ins Handgelenk ließ ihn zurückzucken.
    »Du hast genug Lebensfeuer!«, stellte DayScha fest. »Ich bin erleichtert.«
    Geronimo ließ sich auf den Rücken sinken. Er sah die Cheborparnerin, vor Nässe triefend, neben ihm knien und tastete mit einer Hand über seinen Mund. Wenigstens blutete er nicht.
    »Ich habe dir das Leben gerettet.«
    Er schwieg. Sollte er sich bedanken? Dafür, dass DayScha ihn beinahe erstickt hätte?
    »In dem Notfallhilfe-Vid habe ich gesehen, wie wichtig das mit der Mund-zu-Mund-Beatmung ist.«
    Sag das nie jemandem!, ging es Geronimo durch den Kopf. Nie!
    Sicher, DayScha war eine Frau. Aber was für eine. Weit mehr als einen Kopf größer als er und schlank. Ihr Drahtfell raubte ihrem unverkennbar weiblichen Körper allerdings einen Teil seiner Anziehungskraft, auch wenn das meiste davon unter der eng anliegenden Kombination verborgen blieb. Die beiden Hörner auf der Stirn, die spitzen Ohren, das kräftige Kinn und vor allem die drei breiten Nasenlöcher mit den Greifzungen: Dayszaraszay Schazcepoutrusz war und blieb ein Exot – gleichermaßen anziehend wie abstoßend. Das Faszinierendste an ihr waren die großen, runden roten Augen. Vor allem wenn sie wie jetzt ihr Restlichtmonokel trug.
    Warum hatten seine Eltern ihm das angetan? Weshalb hatten sie nicht eine schnuckelige heimatlose Akonin in die Familie aufgenommen?
    Er schaute den mehrfach zersplitterten Stamm entlang. »Bin ich etwa von dort oben ...?«
    »... heruntergefallen – ja. Du hättest tot sein können.«
    »Trotzdem bin ich es nicht.«
    »Weil ich dich aufgefangen habe. Dass du dir den Kopf angeschlagen hast, konnte ich leider nicht verhindern.«
    »Na gut«, sagte Geronimo. »Unser Problem bleibt unverändert. Ich muss wissen, was es mit dem Riesen auf sich hat.«
    »Ist das alles?«, fragte DayScha.
    »Was willst du außerdem?«
    Sie streckte sich ein wenig, griff mit beiden Händen nach einigen Aststummeln, die aus dem Stamm ragten, und zog sich geschmeidig in die Höhe. Ihre Huffüße fanden leidlich Halt. Mit einer Hand versetzte sie das Restlichtmonokel zum anderen Auge.
    »Der Phassafulbuli ist verletzt!«, rief sie. »Ziemlich schwer sogar, wenn ich das von hier aus richtig erkenne. Wir müssen ihm helfen!«
     
    *
     
    Nachtaugs Beisohn schaffte es nicht, sich aufzurichten. Er war zu schwach, und die Bedingungen des Planeten machten es ihm nicht leichter. Ohnehin war er höchst selten einer natürlichen Atmosphäre ausgesetzt gewesen. Mit jedem Atemzug nahm er Myriaden schädlicher Organismen auf. Schon der kondensierende Wasserdampf brannte wie Feuer in den Wunden.
    Er horchte in sich hinein. Sein Leben war zu Ende. Ihm blieb nur wenig Zeit, denn die anderen Sternenschiffe hatten sich zurückgezogen. Sie würden nicht wiederkommen, und wenn, dann auf jeden Fall zu spät. Falls die Bewohner dieses Systems zu den Streitkräften des Metanats gehörten, würden sie ihn bald aufspüren und töten.
    Genau das hatte schon der Tresor versucht, der eigentlich dafür geschaffen worden war, ihn am Leben zu erhalten.
    Nachtaugs Beisohn verstand nicht, wie das hatte geschehen können. Der Tresor sollte ihn behüten, ihn schützen.
    Es sei denn ...
    ... der Tresor hatte die Wahrheit über diese Welt erkannt. Sie gehörte dem Metanat. Dann war es in der Tat besser, ihn gleich zu töten.
    Seine Sinne griffen in die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher