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PR2633-Der tellurische Krieg

PR2633-Der tellurische Krieg

Titel: PR2633-Der tellurische Krieg
Autoren: Hubert Haensel
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Weite hinaus. Er glaubte, fremde Schiffe zu spüren, doch er war sich dessen nicht sicher. Auch das Bild des eingekapselten Sterns entsprang eher seiner frischen Erinnerung, denn von der Planetenoberfläche aus spürte er wenig.
    Er konnte nicht einmal Einfluss auf die Aggregate nehmen, mit deren Hilfe ihm ein Entkommen möglich gewesen wäre. Die schützende Hülle des Tresors war ohnehin zerborsten, der Raum zwischen den Sternen blieb ihm verwehrt.
     
    *
     
    »Der Riese hat sich beruhigt.«
    Kopfschmerzen quälten Geronimo Abb. Er nahm an, dass sie eine Folge seines Sturzes waren, wollte das DayScha aber nicht eingestehen. Immer wieder bedachte er sie mit einem raschen Seitenblick und fragte sich, welcher Teufel sie geritten haben mochte, ihm ihren heißen Atem einzuhauchen.
    Wenn ich das versucht hätte ...
    Am besten gar nicht darüber nachdenken. Er gehörte nicht auf ihre heiße Höllenwelt, und für sie war Terra vermutlich eine viel zu feuchte Qual. Warum hatte sie sich das überhaupt angetan, als Au-pair-Mädchen ins Solsystem zu kommen? War es reine Abenteuerlust? Dann hatten sie einiges gemeinsam. Oder studierte sie Kosmopsychologie? Er hatte die Cheborparnerin nicht danach gefragt und wollte das auch nicht. Eine solche Frage würde ihr nur Oberwasser verschaffen.
    Die Hände im Nacken verschränkt, blickte Geronimo in die Höhe.
    In seinen Schläfen rauschte das Blut, das Herz hämmerte gegen die Rippen. Er war höchstens fünfzehn Meter von dem Giganten entfernt, der inzwischen nahezu ruhig zwischen Pflanzenresten und technischen Fragmenten lag. Mit zuckenden Armbewegungen hatte der Regenriese ein wenig freien Raum neben sich geschaffen.
    »Helfen?«, fragte Geronimo tonlos. »Hast du gesagt, dass wir ihm helfen sollen?«
    »Sieh ihn dir an! Er ist ein lebendes Wesen, wahrscheinlich sogar intelligent. Es ist unsere Pflicht ...«
    »Er könnte ebenso gut eine Maschine sein.« Geronimo deutete auf den monströsen Aggregatblock, aus dem der Oberkörper des Regenriesen hervorwuchs. »Ich bin sicher, dort verbergen sich Lebenserhaltungssysteme.«
    »Die ihm seine Beine ersetzen?«
    »Mag sein. Der Absturz scheint jedenfalls viel zerstört zu haben.« Geronimo spitzte die Lippen. »Das Ganze wirkt trotzdem, als wäre es Teil einer größeren Maschinerie gewesen. Dein Regenriese scheint außerdem aus einem Ei geschlüpft zu sein.«
    Mit ihren vierfingrigen Händen fuhr Dayszaraszay Schazcepoutrusz sich über den schlanken Körper. »So wie die Jülziish?«
    »Wir nennen sie Blues. Und falls du es nicht weißt: Blues legen keine Eier wie unsere terranischen Vögel, wir zählen sie zu den Lebendgebärenden. Trotzdem ist das Ei für sie ein bedeutsames Symbol, ein Zeichen ihrer Fruchtbarkeit.«
    »Ist dir auch bekannt, warum?«, fragte DayScha.
    Geronimo hob die Schultern. »Uninteressant. Der Riese scheint jedenfalls von einer eiförmigen Hülle umgeben gewesen zu sein.«
    »Für die Jülziish bildet das Ei die Mythologie vom Ur.« DaySchas Augen funkelten. »Der Dotter soll ihre Hauptwelt Gatas sein, die Splitter der aufgebrochenen Schale wurden zu den Sternen der Galaxis. Wenn der Regenriese in einem Ei gefangen war, hat ihn die Schale vor schädlichen Einflüssen beschützt.« Sie ließ ihn gar nicht wieder zu Wort kommen. »Ich denke, dass er sich demnach nicht an Bord eines Raumschiffs befunden hat, sondern außerhalb. Vielleicht als Fracht.«
    »Das Ei war ein Rettungsboot!«, behauptete Geronimo.
    »Das glaube ich nicht.«
    »Warum fragst du ihn nicht?«, schlug der Junge vor. »Es ist dein Regenriese.«
    »Das ist er nicht.«
    »Meiner ebenso wenig«, brauste Geronimo auf.
    DayScha bedachte ihn mit einem giftigen Blick. »Warum müssen Terraner stets das letzte Wort haben?«
    Geronimo reagierte nicht darauf. Er ging auf den Koloss zu, die Hände immer noch im Nacken verschränkt und den Blick in die Höhe gerichtet. Er hatte den Eindruck, dass er auf eine steile Felswand zulief, und für einen Moment war er versucht, an der Gestalt entlangzuschreiten. Wie groß mochte sie sein? Dreißig Meter? Bestimmt mehr.
    Wie eine Ameise fühlte er sich, genauso klein und unbedeutend. Aber wie viele Ameisen hatte er schon zertreten?
    Ungewollt?
    Eher absichtlich, gestand er sich ein.
    Verdammt. Geronimo blieb stehen. Das tue ich nicht. Oder?
    Wohl war ihm keineswegs dabei. Er befand sich am Ende der Wischspur, nahe am Kopf des Giganten. Falls die Arme wieder ausholten, blieb ihm etwas Zeit, sich mit einigen
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