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PR2610-Die Entscheidung des Androiden

PR2610-Die Entscheidung des Androiden

Titel: PR2610-Die Entscheidung des Androiden
Autoren: Christian Montillon
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eigenen Schiff?
    Etwas glitzert vor mir. Ein metallischer See, auf dem sich seltsam bunte Lichtreflexe spiegeln.
    Das müssen die Überreste des Wächterwesens sein, das mich in seiner Form als Roboter-Kaninchen hierher führte. Nur, warum leuchten sie in Farben, die so gar nicht zur Aura von Tod und Verderben passen wollen? Die Nekrophore bedeutet Schwärze, Dunkelheit und Tod.
    Das zähflüssige Metall reflektiert etwas. Ich werde nie erfahren, worum es sich handelt, wenn ich mich nicht umdrehe.
    Es ist so schwer. Denn ich habe solche Angst.
    Und trotzdem tue ich es.
    Ein Berghang eröffnet sich mir, weit, zerklüftet, kahl und tödlich spitz. Trist und trostlos. Weit unten steckt ein riesiges Etwas: ein schwarzes und doch fahles Ei, ein monströses Ding. Misst es hundert Meter oder tausend?
    Darauf gibt es keine Antwort, denn was ich sehe, ist ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit, das sich mein Verstand zurechtzimmert, und obwohl ich das genau weiß, kann ich es nicht ändern. Es gelingt mir nicht, hinter die Dinge zu blicken und die Realität zu sehen.
    Das Entsetzen ist zu groß, die Albtraumlandschaft wird immer bedrückender. Die Berghänge rundum rücken auf mich zu und drohen mich zu zermalmen. Über mir grollt und donnert es. Bald wird eine Lawine aus Gestein niederrollen und mich unter sich begraben.
    Das Ei, nun pechschwarz, pulsiert langsam. Kleine runde Blasen wölben sich auf seiner Oberfläche. Schlieriges Öl rinnt darüber. In und auf den Ausbuchtungen schimmert das Licht in allen Regenbogenfarben.
    Das ist es, was der Metallsee spiegelt. Doch woher es kommt, weiß ich nicht. Vielleicht aus dem Widerstreit der Kräfte. Immerhin ist dies ein Raumschiff der Kosmokraten, und das Ei ist das Abbild, das sich mein Geist von einer Nekrophore zurechtlegt.
    Die Kräfte des Chaos und der Ordnung liegen im Widerstreit miteinander. Die einander entgegengesetzten Prinzipien der Hohen Mächte bekämpfen sich im Großen wie im Kleinen, in Galaxien wie in jedem Lebewesen.
    Seltsame Gedanken, die durch meinen Verstand jagen.
    Ist es eine Botschaft, die die Kommandantin hinterlassen hat? Und bilde ich mir die Farben nur ein wie alles andere? Hoffnung inmitten von Tod und Vernichtung, ein Lichtblick?
    Nekrophore, denke ich und rufe ab, was ich weiß: Das effektivste Massenvernichtungsmittel, das den Chaotarchen bekannt ist, geeignet, um ganze Galaxien zu entvölkern. Gefüllt mit Koagulaten aus Milliarden von Bioziden, die die Nukleotide Pest verbreiten. In Wirklichkeit ein Behälter, ein Fass von fünfzehn Metern Länge und einem Durchmesser von acht Metern. So klein, und doch enthält es milliardenfachen Tod für unzählige Lebewesen. Nekrophoren haben bereits zahllose Galaxien zu toten Sternenhaufen verwandelt.
    Ich weiß das. Mein Verstand funktioniert, und doch ändert es nichts an dem Grauen und dem schrecklichen Anblick. Die Biozide, die die Nukleotide Pest auslösen, können nur in einer Negasphäre entstehen. Sie sind eine der ultimativen Waffen der Chaotarchen. Ein Produkt des Chaos, für das Heerscharen über Generationen und Jahrtausende arbeiten und sich zugrunde richten, bis es entsteht.
    Ich zwinge mich dazu, mich wieder umzudrehen und an Flucht zu denken. Was meine Entdeckung bedeutet, vermag ich nicht zu sagen. Noch nicht. Aber ich muss mich in Sicherheit bringen. Zurück in geordnete Gefilde in der LEUCHTKRAFT.
    Also stolpere ich los.
    Als ich die Oberfläche des kleinen Metallsees passiere, gerät sie in Bewegung. Wellen laufen darüber, am Ufer löst sich ein einzelner Tropfen, springt in die Höhe und klatscht zurück. Träge breiten sich konzentrische Kreise aus, und als sie das Ufer erreichen, spritzen Dutzende weitere Tropfen in die Höhe.
    Töne singen in meinen Ohren, und ein Stimmenwirrwarr treibt durch meinen Kopf.
    Zu meiner großen Verwunderung, höre ich Samburi Yura wieder die Worte sagen, die meine Existenz veränderten und mich dazu brachten, überhaupt in ihren privaten Bereich vorzudringen, sehe ich in dir ein Glimmen, aus dem dereinst eine kräftige Flamme erwachsen könnte. Deshalb höre meine Worte, Commo'Dyr: In der Not wirst du finden – aber nur, wenn du danach suchst.
    Ich gehe los, zwinge einen Fuß vor den anderen, doch ich komme nicht von der Stelle.
    Ich renne, doch ich verharre neben dem See.
    Die ersten Steine lösen sich von oben und schlagen krachend neben mir ein. Hinter mir ertönen ein Ächzen und das Geräusch, mit dem die Schale des Eies springt.
    Doch kein
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