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PR2607-Der Fimbul-Impuls

PR2607-Der Fimbul-Impuls

Titel: PR2607-Der Fimbul-Impuls
Autoren: Wim Vandemaan
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Ansprüche gefragt, ob er sie davon überzeugen könne, wenigstens kleinste Bruchstücke des Etats des Ministeriums für andere Forschungsprojekte als das ihre zu gönnen.
    Urs von Strattkowitz hatte offenbar gedacht, selbst Deb müsste den triefenden Sarkasmus seiner Äußerung bemerkt haben.
    » Andere Projekte? Wozu das denn?«, hatte Deb konsterniert zurückgefragt.
    »Weil wir nicht den größten Teil unserer Mittel für die Erforschung des eigenen Sterns verwenden!«
    »Warum nicht?«
    »Weil die Sonne ...«, er hatte nach einer Erklärung gesucht – und gefunden. »Weil die Sonne nämlich von selbst scheint.«
    »Interessante Theorie«, hatte Deb gemurmelt, in ihrem Irish Coffee gerührt und schließlich wieder einmal eine Zuwendung herausgeschlagen, die dem Staatsminister die Schamesröte ins Gesicht pumpte.
    »Die Kommandantin ist bereit«, meldete LAOTSE, die Biopositronik der Residenz.
    Shaveene Deb, eine korpulente, in sich ruhende Mittsechzigerin, erschien im Holo. Von Kaffeetasse keine Spur. Sie begrüßte die Anwesenden knapp und sagte: »Die Sonnennägel ...«
    »Die was?«, unterbrach von Strattkowitz sofort.
    »Die Sonnennägel – die fremden Schiffe eben – sind, soweit wir es überprüfen konnten, nicht ziellos in die Konvektionszone eingetaucht. Sie hatten ein definiertes Ziel. Sie haben die Zone angezielt, in der ARCHETIMS psi-materieller Korpus ruht.«
    »Wozu?«, fragte Ollaron.
    »Das wissen wir nicht. Wir wissen immerhin, dass diese Region nicht nur die Ruhestätte der toten Superintelligenz ist. Sie ist auch Quellzone der sechsdimensionalen Aura unseres Sterns.«
    »Also sind die Fremden vielleicht eine Forschungsexpedition?«, fragte von Strattkowitz.
    »Vielleicht. Einige meiner Leute jedenfalls deuten die Ereignisse bei allem Vorbehalt der mangelhaften Datenlage so: Die Fremden können versucht haben, den Korpus aus seiner Ruhezone zu extrahieren. Gesetzt, es gab diesen Versuch, sind sie gescheitert.«
    Bull wusste nicht, ob ihn das beruhigen oder beunruhigen sollte. Falls das Ziel die Herauslösung des Leichnams war, hatten sie jedenfalls ihr Vorhaben noch nicht aufgegeben. Sonst hätten sie Sol längst wieder verlassen können.
    »Exakter Zeitpunkt ihrer Aktion?«, wollte Ollaron wissen.
    »Der Versuch begann gegen 18.15 Uhr und endete um 18.34 Uhr.«
    Kurz darauf verschlechterte sich die Verbindung. Sie sahen, dass Deb noch den Mund bewegte. LAOTSE las ihre Worte von den Lippen und fügte den Wortlaut synthetisch hinzu. Demnach wollte der leitende Solarphysiker an Bord, ein gewisser Mofidul Huq, die Station in die Nähe einer der Nagelraumer manövrieren. »Das würde bedeuten«, hörten sie die künstliche Stimme leicht asynchron sagen, »dass wir tiefer in die Sonne abtauchen müssten, bis an den Rand der Strahlungszone.«
    »Noch nicht«, sagte Bull. »Die AMATERASU soll sich bitte bereithalten, ein paar Passagiere aufzunehmen.«
    Deb sah fragend aus dem Holo.
    »Ich komme selbst«, sagte Bull. »Unter anderem.«
    Das Holo waberte wie von heißer Luft bewegt und erlosch.
    Bull hoffte, dass Deb seine Anweisung noch verstanden hatte.
    Für einen Moment war es still.
    »Vielleicht ist es nicht der günstigste Zeitpunkt für den Terranischen Residenten, Terra zu verlassen«, gab Ybarri zu bedenken.
    »Danke!«, sagte Bull. »Aber die Residenz ist ja nicht verwaist, wenn ich für einige Zeit fort bin. Zurück zum Thema: Die Fremden haben mit ihrer Aktion um 18.15 Uhr begonnen. Um 18.27 Uhr Terrania-Standardzeit durchlief uns die psychische Schockwelle.«
    »Uns und jeden Bewohner der solaren Welten. Gleichzeitig, zeitverlustfrei. Also ein hyperphysikalischer Effekt«, sagte von Strattkowitz.
    »Es existiert also ein Zusammenhang zwischen der Operation der Fremden in der Sonne und unserer mentalen Reaktion«, stellte Bull fest.
    »Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt bei 98,71 Prozent«, bestätigte LAOTSE.
    »Dann können wir nicht ausschließen, dass die Fremden Sol in eine Waffe gegen uns verwandeln?«, fragte Bull.
    »Ich kann es nicht ausschließen«, sagte LAOTSE.
    »Die Frage ist, ob wir es verhindern könnten«, warf Ollaron ein.
    »Wir brauchen weitere Informationen«, sagte von Strattkowitz.
    Henrike Ybarri schüttelte andeutungsweise den Kopf. »Die Fremden werden sie uns nicht freiwillig geben.«
    »Dann holen wir sie uns«, sagte Bull. »Und zwar an der Quelle. In der Sonne.«
    »Bei allem Respekt, Bully«, sagte von Strattkowitz. »An Bord der AMATERASU sind die
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