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PR TB 217 Das Mittelmeer Inferno

PR TB 217 Das Mittelmeer Inferno

Titel: PR TB 217 Das Mittelmeer Inferno
Autoren: Perry Rhodan
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eines
Glutkreises, fast vier Ellen im Durchmesser. Über dem Feuer
drehten sich bronzene Spieße. Fleischstücke, zischende
Lauchstrünke, gedrittelte Zwiebeln, Speckscheiben, verschiedene
andere Brocken, die wir nicht kannten, die aber allesamt gut rochen,
steckten auf den Stangen. Es roch nach Wein. Mindestens fünfzig
Menschen saßen in mehreren Kreisen um das Herdfeuer. Zwischen
ihnen bewegte sich die junge Frau wie ein graziöser Schatten.
Heiseres Gelächter mischte sich in das Klirren von metallenen
Bechern. Als wir hereintraten und man uns sah, erstarben die Laute
und die Gespräche.
    Ich hob langsam die Hand und sagte mit schleppender Stimme:
    „Eure Fröhlichkeit soll nicht unterbrochen werden.
Trotzdem werden wir euch berichten, welche Botschaft wir mit uns
tragen."
    „Man darf uns trotzdem einen Becher Wein reichen",
fügte Ptah hinzu. Wir traten auf wie Zwillinge. Ptah war nur
einige Fingerbreit weniger groß als ich. Alle Gesichter waren
uns zugewandt, als wir in das rote, zuckende Licht des Feuers traten.
Hilaeira blieb vor uns stehen, injeder Hand einen silbernen Pokal.
    „Für euch!" sagte sie. „Der Ratgeber des
Königs ist ebenso hier wie zwei seiner Konkubinen." Wir
setzten uns in niedrige Gestelle, über die mehrere Lagen von
silbergrauen Wolfspelzen geworfen waren. Ein Mann in mittleren Jahren
mit schmalem Gesicht und einem Haarkranz, der an den Schläfen
begann und im Nacken endete, richtete nach einer Weile die erste
Frage an uns.
    „Ihr seid vom Orakel hierher getrieben worden, sagte man
mir. Und das Orakel spricht von Zerstörung, Vernichtung und Tod.
Werdet ihr dieses Orakel verkünden? Was sollen wir davon
halten?"
    Der Wein war kühl und wenig verwässert. Ich nahm einen
Schluck und hörte Ptah antworten. „Ein Gott hat uns dieses
Wissen eingegeben. Jeder, der zählen kann, soll nachzählen.
In fünf Monden, also in hundertvierzig Tagen..."
    Er schilderte knapp und ohne sonderlich großartige Worte,
was wir zu sagen hatten. Er sagte, daß ein riesiges Stück
Fels sich aus heiterem Himmel heruntersenken und eine Flutwelle
auslösen würde. Eine riesige Welle, die sämtliche
Küsten verwüsten würde, die Schiffe, Felsen, Strande
und Bäume umherwirbelte wie ein Windstoß die Federn eines
gerupften Huhnes.
    Selbst die Sklaven vergaßen, die Spieße weiter zu
drehen. Ein scharfer Zuruf der Hausherrin brachte sie aus der Lähmung
wieder heraus. Als Ptah endete, fügte ich hinzu:
    „Wir sind nur Werkzeuge. Wir wissen nichts. Aber wir
glauben, daß das Orakel die Wahrheit sagt, die Wahrheit über
das, was in fünf Monden geschieht. Fragt uns nichts, denn wir
ahnen nicht einmal, wie das Orakel zu erklären ist. Noch haben
wir alle rund fünf Monde Zeit, uns zu retten."
    „Wer sagt uns, wie wir uns retten können?" rief
aus einer Ecke eine Frau. In Griechenland dieser Zeit war die Frau
die Herrin des Hauses und hatte, von gewissen Aufgaben abgesehen, die
nur Männer leisten konnten, fast dieselben Rechte wie ihre
Partner.
    „Wie rettet sich ein Seemann vor dem Sturm? Wie rettet man
sich an Land vor Regen, Kälte und Wasserfluten? Ich weiß,
daß die Allmutter es keinem Menschen leicht macht. Aber jeder
soll nachsinnen und sich vorbereiten. Das ist es, was das Orakel uns
sagte - nicht mehr!"
    Ich leerte meinen Becher, und dann begann, von zahllosen Fragen
und Antworten unterbrochen, das Essen. Die Bratenstücke von den
Spießen wurden auf Holzbrettern gereicht. Blutjunge Sklavinnen
hielten uns Schalen mit grobkörnigem Meersalz entgegen.
    Verblüffender weise schmeckte die Mischung aus Fleisch und
gebratenem Gemüse gut. Alle Gäste rissen förmlich die
Brocken von den Spießen. Man aß mit Fingern und mit Hilfe
der Dolche.
    Trotz aller barbarischen Fröhlichkeit hatten unsere Worte
tiefen Eindruck hinterlassen. Wir rechneten mit einem
Vervielfältigungseffekt. Männer und Frauen von einigem
Einfluß hörten zu, waren möglicherweise beeindruckt
und trugen diese Botschaft oder Warnung weiter, sprachen darüber,
flüsterten und sorgten dafür, daß es viele andere
hörten. Unsere Warnung war deutlich und verhieß Tod und
Verwüstung. Niemand würde Grund haben, an der Aussage zu
zweifeln.
    Wir aßen dunkles, frisches Brot zu den Bratenstücken.
Eine Art Sekretär von Minoos lud uns ein, am übernächsten
Morgen zum Palast zu kommen und den Stiertänzerinnen zuzusehen.
Vielleicht würde auch Minoos anwesend sein und sein Wort an uns
richten. Ptah und ich musterten die Gesichter aller
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