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PR TB 193 Das Ende Der Duplos

PR TB 193 Das Ende Der Duplos

Titel: PR TB 193 Das Ende Der Duplos
Autoren: Perry Rhodan
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„Alles anhalten!"
Knirschend kam der Schlitten zum Stillstand. Von
    den Kufen waren zehn Zentimeter im Lauf der Fahrt
heruntergeschmirgelt worden.
    „Sehen Sie? Dort vorne? Das ist das Meer!"
    Templin deutete auf den grauen Fleck am Horizont. Er konnte sehen,
daß sich dort etwas bewegte - und im Winter gab es rings um
Lochny nur eines, das sich bewegte, das Meer.
    „Wir haben es tatsächlich geschafft", jubelte
Gaelyn. Sie hatte Tränen in den Augen. Die Frau lehnte sich an
Templin. Carruther und Cardon kamen langsam heran.
    „Endlich", murmelte Cardon. „Ich dachte schon,
wir würden es nicht mehr schaffen."
    Templin atmete schwer. Der Marsch bis zu diesem Punkt war hart
gewesen. Er hatte die Menschen gezwungen, sich bis an die Grenze der
Erschöpfung zu strapazieren, vielleicht sogar darüber. Der
Preis war hoch, den die Flüchtenden dafür zu zahlen gehabt
hatten. Carruthers glich nur noch dem Schatten seiner selbst. Gaelyns
Gesicht war hager und hart geworden, und das kleine Mädchen war
seit Tagen stumm. Joan war krank und zu schwach, gegen die Krankheit
anzukämpfen. Und Templin wußte, daß seine
Leistungsfähigkeit ebenfalls nahezu erschöpft war. Große
Reserven für Kraftanstrengungen hatte er nicht mehr. „Noch
einen halben Kilometer", keuchte Templin. „Dann ist der
Fluß wieder ein richtiger Fluß, mit Wasser, auf dem die
Kanus schwimmen können."
    „In vier Tagen können wir Lochaan erreicht haben",
rechnete sich Cardon aus. Er sah aus wie ein Skelett.
    „Vorwärts", murmelte Templin. „Wir sollten
das Meer erreicht haben, bevor es dunkel wird." Er stemmte sich
in die Gurte. Sein Rücken schmerzte vom Ziehen, seine Beine
waren bleischwer und bewegten sich nur langsam. Gaelyn seufzte leise,
dann zerrte auch sie an dem schweren Schlitten. Langsam bewegte sich
das Gefährt vorwärts. Es schien, als lägen
Tonnenlasten auf dem Schlitten, aber Templin wußte, daß
das eine Sinnestäuschung war. Der größte Teil der
Vorräte war verbraucht. Was auf der Ladefläche zu finden
war, würde noch für einige Tage reichen, dann waren alle
Reserven erschöpft.
    Es war ein Wettlauf mit der Zeit geworden, und nun stand nicht nur
die Bedrohung durch die CALCUTTA hinter der Gruppe. Jetzt mußte
sie sich auch beeilen, um das eigene Leben retten zu können.
    Während sich Cassiddu Templin vorwärtsschleppte, mußte
er an eine legendäre Gestalt aus der Geschichte denken, an den
zweiten Entdecker des Südpols, Robert Falcon Scott - und an sein
Ende. Seiner Expedition hatte nicht viel gefehlt, um erster werden zu
können. Es hatte auch nicht viel gefehlt, und Scott und seine
Männer hätten das rettende Depot erreichen können -
aber ein winziger Rest Kraft hatte gefehlt, die Expedition war
tödlich gescheitert. „Jetzt wird es kritisch",
murmelte Templin A „Wir müssen die Schlitten
umdrehen."
    Gaelyn blieb stehen, nickte schwer. Es war eine Strapaze, aus den
beiden Schlitten Wassergefährte zu machen. Die Glieder der
Menschen waren schwer, die Kälte kroch in den kleinsten Winkel
und lahmte jede Bewegung. Sie brauchten zwei Stunden, um den ersten
Schlitten auf den Rücken zu drehen, und vier Stunden waren
nötig, um auch den zweiten Schlitten in ein Kanu umzuwandeln.
    Was dann kam, war eine Folter. Der flache Boden der Kanus leistete
beim Ziehen einen erheblich größeren Widerstand als die
schmalen Kufen. Hundert Meter weit mußte jeder Schlitten
gezogen werden, nur einhundert Meter weit. Am Ende dieser Strecke war
das Eis des Murray-River knöcheltief vom Wasser bedeckt, von da
an konnten die Kanus schwimmen.
    Jeder Schritt mußte erkämpft werden. Zu viert zerrten
und stießen die Menschen das ungeschlachte Boot vorwärts.
In den Lungen brannte die Kälte der Atemluft, und immer wieder
glitt einer aus, fiel auf das Eis und handelte sich Prellungen und
blaue Flecke ein. Templin wurde buchstäblich schwarz vor Augen,
als endlich auch das zweite Kanu auf dem Wasser des Murray-River
schwamm. Der Schwächeanfall dauerte nur für ein paar
Sekunden, aber er zeigte Templin deutlich an, daß er sich nicht
mehr viel zumuten durfte.
    Als der Abend eine Fortsetzung der Reise unmöglich machte,
war das Meer erreicht. Als sich Cassiddu Templin schlafen legte,
wurde er vom gleichmäßigen Rauschen der Wellen in den
Schlaf gesungen.

8.
    „Vorbei", murmelte Gaelyn mit zuckenden Lippen. „Aus
und vorbei. Wir sind geschlagen."
    Sie lag auf dem Boden, am Rand des Meeres, das sich in dieser
Jahreszeit nur selten so
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