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PR TB 092 Der Ritter Von Arkon

PR TB 092 Der Ritter Von Arkon

Titel: PR TB 092 Der Ritter Von Arkon
Autoren: Perry Rhodan
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abgerissener Kleidung. Er fror stark,
aber er bemühte sich, es nicht zu zeigen. Ich blieb vor ihm
stehen und fragte:
    »Du kannst Bogenschießen und Pfeile herstellen,
Gromell?«
    Er antwortete nicht, aber ich spürte, wie ihn mein Wappen
neugierig machte. Kein normannischer oder sächsischer Ritter
schien einen dreidimensional wirkenden Wolfsschädel mit der
Devise: ZUR SEITE - ICH KOMME! zu tragen. Dann knurrte der Fletcher:
    »Ja.«
    »Kannst du reiten und kämpfen?«
    Einer der Bewaffneten sagte lachend:
    »Das kann von uns jeder, Herr. Notfalls gegen die
Normannen!«
    Ich drehte mich um und sagte scharf:
    »Aber ihr seid bei einem normannischen Herrn im Dienst! Wie
verhält sich das zu deinem Wort?«
    Der Soldat sagte:
    »Ehe wir verhungern, dienen wir unseren neuen Herren, Herr
Ritter. Aus Hunger hat Gromell gewildert. Viele wildern in dieser
Gegend, in ganz Britannien. Aber er ist ertappt worden.«
    Ich erwiderte:
    »Ich habe verstanden. Würdest du einem fremden Ritter
dienen, der einen Besuch in diesem Land macht? Ich brauche einen
Freund und einen Knappen. Es wäre gut, wenn du ein wenig mehr
reden würdest, Fletcher!«
    Er richtete sich halb auf und sagte:
    »Ihr müßt mich auslösen, Herr Ritter. Und in
diesen Zeiten ist Gold sehr selten. Außerdem will mich Ritter
Surrey hängen sehen! Ihr werdet ihn nicht umstimmen können.«
    Schon am ersten Abend spürte ich die verworrene
innenpolitische Situation dieses Landes und ihre Auswirkungen. Das
Volk war nichts anderes als ein gewaltiger Haufen Menschen, die
versuchten, in Frieden zu leben und ihre Äcker zu bestellen.
Aber sie wurden gezwungen, den neuen Herren zu dienen, die England
nach der Schlacht von Hastings beherrschten. Und wenn die Familien
verhungerten. auf Wilddiebstahl und verbotene Jagd in den gräflichen
Forsten stand die Todesstrafe. Aber ich kannte die Rechte der Ritter.
Schlimmstenfalls weigerte sich Surrey, und das bedeutete einen Kampf.
Der Sieger behielt recht.
    »Ich werde ihn umstimmen«, versprach ich grimmig. »Im
Guten oder vom Sattel aus. Willst du mein Knappe sein, Gromell?«
    Er nickte eifrig.
    »Alles andere ist besser als der Tod durch des Seilers
Tochter«, sagte er. »Ich werde Euch bis in den Tod
dienen.«
    »Der hoffentlich noch eine Weile auf sich warten läßt«,
murmelte ich und wandte mich an die Bewaffneten. Ich zog ein
Goldstück aus der Tasche, drückte es in die Hand des
älteren Mannes und sagte:
    »Bringt ihm zu essen und zu trinken und lockert seine
Fesseln. Sagt morgen dem Sheriff und dem Grafen Surrey, was ich
gesagt habe. Ich löse Gromell aus und werde auch mit Surrey
kämpfen, wenn er es will.«
    Die Männer nickten beide, überrascht und etwas
zuversichtlich.
    »Was vom Essen übrigbleibt, gehört euch!«
sagte ich. »Ich bin drüben im Gasthof zu finden. Warum
trägt das Haus einen solch düsteren Namen?«
    Der jüngere Soldat sagte:
    »In der Grafschaft Cardigan werden heutzutage viele Bogner
gehenkt, Herr. Ihr kommt aus einem fernen Land, Ihr wißt es
nicht. Die Normannen werden wohl kaum unsere Freunde werden. Aber wir
sind machtlos. Schlaft in Frieden, Herr. Ihr tut ein Werk der
Barmherzigkeit.«
    Der Wolf war bis jetzt im Schatten geblieben und schloß sich
mir an, als ich die Scheune verließ. Ich überquerte den
Platz, hörte jammernd ein Käuzchen schreien und sah hinauf
zur Mondsichel, die zwischen treibenden grauschwarzen Wolken
auftauchte und wieder verschwand. Als ich die Gaststube betrat, war
der Pferdehändler nicht mehr an seinem Platz. Der Wirt näherte
sich mir. Es war ein großer, häßlicher Mann von
herkulischem Wuchs. Sein Haar war dunkel, lang und zottig. Er hatte
eine gezackte, große Narbe über dem Backenknochen. Aber
seine Augen fielen mir auf; sie waren klein, hitzig,
leidenschaftlich. Irgendwie verkniffen. Ein spöttisches Grinsen
lag um seine Lippen.
    »Herr Ritter - Euer Zimmer ist bereit. Bona wartet auf
Euch.«
    Ich nickte kühl und erwiderte:
    »Du wirst mich morgen früh vor Sonnenaufgang wecken,
Wirt! Kann ich bei dir einen guten Sattel leihen?«
    »Ja, Herr. Wozu braucht Ihr ihn?«
    »Ich werde vielleicht gegen Ritter Surrey antreten müssen.
Sorgt dafür, daß eines der Pferde gesattelt wird. Ihr
bekommt Gold dafür, Wirt.«
    »Das wird alles geschehen, Herr«, sagte der Wirt mit
einer raschen Handbewegung.
    »Sehr gut.«
    Ich ging eine knarrende Treppe hinauf, entlang an weißgekalkten
Wänden, an denen die Fackeln breite, zungenförmige
Rußstreifen hinterlassen
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