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PR TB 071 Sturm Uber Babylon

PR TB 071 Sturm Uber Babylon

Titel: PR TB 071 Sturm Uber Babylon
Autoren: Perry Rhodan
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brauchte Sicherheit,
ehe ich eingriff.
    Am späten Nachmittag des folgenden Tages sahen wir die
Stadtmauern und darüber den kantigen Abschlußbau der
Zikkurat, des Tempelturmes.
    „Dort ist Marduk", ging es murmelnd und ehrfürchtig
durch den Zug, der sich entlang der Kanäle, entlang der breiten
Straße dem Stadttor entgegenwälzte. Die Menschen waren
hungrig, durstig und völlig verdreckt. Sie hatten mich, ohne
sich sonderlich an den beiden schweigenden Wölfen zu stoßen,
als einen der ihren angenommen. Ich war wie sie ein Pilger des
Marduk.
    Jetzt trennte ich mich von ihnen.
    In einer Herberge oder einer Karawanserei wirst du Menschen
treffen, die dir mehr erzählen können, kommentierte mein
Extrasinn.
    Genau das hatte ich vor.
    Babylon war eine Stadt von mehr als zwanzigtausend Einwohnern,
Soldaten und Sklaven mitgerechnet. Die Mehrzahl der Hütten und
Häuser gruppierte sich um das große Viereck, das von der
wuchtigen Mauer gebildet wurde. Sie bestand aus Lehmziegeln und war
außen mit Feldsteinen und Bruchgestein verkleidet. Das breite
Tor nahm einen Teil der Pilger auf; dreifache Wachen mit langen Bögen
und vollen Köchern betrachteten uns mißtrauisch. Ich ging
einige Schritte in das ummauerte Viereck hinein, blieb an einer
Haustreppe stehen und fragte einen Soldaten:
    „Bruder, ich bin Arzt. Ein Mann der schnellen Heilung. Wo
finde ich eine gute Herberge?"
    Der Soldat schien leicht angetrunken. Er rülpste, sah mich
von oben nach
    unten an und blickte dann zögernd auf die beiden Wölfe.
    „Geh zu Abi'enchu. Dort entlang. Der Wein ist gut, aber die
Sklavinnen sind ungezogen."
    „Ich danke dir, Vater des Schwertes", sagte ich leise
und ging in die bezeichnete Richtung.
    Die Straßen waren schmal, und sie bestanden im wesentlichen
aus Mauern, die durch aneinandergrenzende Häuser gebildet
wurden. Die Türen waren die einzigen Unterbrechungen; hin und
wieder sah ich eine Zeder, eine Palme oder einen anderen Baum.
Zwischen den Fugen der großen Steine, aus denen die Unterlage
bestand, wucherten Moos und Gras. Staub hing in der Luft.
Stimmengewirr erleichterte mir den Weg, und plötzlich stand ich
vor einem ungeheuer dicken Mann, der mit einem breiten Grinsen die
Wölfe anstarrte. „Vater", sagte er krächzend,
„willst du die räudigen Hunde unter deinen Sessel
schieben?"
    „Herr", erwiderte ich, „diese beiden Wölfe
sind besser erzogen als die Töchter, die du von deinen
Sklavinnen hast. Ich brauche einen Raum, ein Bad, Essen und
Unterhaltung. Ich zahle mit Gold."
    Der Dicke blies mir seinen stinkenden Atem ins Gesicht und riß
mit einer Hand die Tür auf.
    „Alles findest du dort drinnen. Ich bin nur ein armer Wirt,
Vater!" Gleichgestellte redeten sich hier mit „Bruder"
an, während „Vater" oder „Sohn" das
Verhältnis zwischen Herrn und Vasallen kennzeichneten.
Untergebene aber nannten sich selbst „Sklave" und jeden
anderen „Herr". Dadurch, daß man geschickt die
Anreden austauschte, konnte man gewisse Unterscheidungen zu seinem
Vorteil treffen.
    „Du wirst reicher sein, wenn ich bei dir wohne",
versicherte ich ihm. „Du bist Abi'enchu?" Der Wirt bahnte
mit seinen mächtigen Armen eine Gasse durch das Gewirr von
Körpern, Stühlen, Tischen und Bänken. Fackeln und
Öllampen erhellten die rußige Stube, ein offener Herd
verbreitete Flammen und betäubende Gerüche. Halbnackte
Mädchen huschten zwischen den Gästen umher und teilten Wein
und Tonkrüge aus.
    „Ja, ich bin es, Herr. Wer bist du?"
    „Arzt", sagte ich. „Von weither. Jenseits von
Ninive."
    Der Wirt blieb neben einem adlergesichtigen jungen Mann stehen und
deutete auf mich, dabei grinste er mich verschlagen an. Er erweckte
augenblicklich in jedem Menschen jenes Vertrauen, das einen glauben
ließ, er betrüge jeden
    anderen zum Vorteil des jeweiligen Gesprächspartners.
    „Sohn", sagte er salbungsvoll. „Dieser
Zusammenfüger der Knochen bekommt das schönste Zimmer, das
beste Essen und ein Bad. Führe ihn nach hinten!"
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Ich esse hier, später. Neben dem Feuer."
    Abi'enchu breitete die Arme aus, umarmte mich und sagte:
    „Du zahlst. Du befiehlst."
    Wir grinsten uns an, und der Junge brachte mich ent lang eines
Innenhofes, der fast ein Garten war, in den rückwärtigen
Teil des Hauses. Diese Herberge schien, ebenso wie die Stadt, von
einem hintergründigen Leben erfüllt zu sein; von einer
Gefahr hinter den Kulissen. Ich musterte das Zimmer, sah schweigend
zu, wie der Junge drei Öllampen
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