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PR TB 069 Menschen Aus Der Retorte

PR TB 069 Menschen Aus Der Retorte

Titel: PR TB 069 Menschen Aus Der Retorte
Autoren: Perry Rhodan
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die Bestände auffrischten.
    „Warum schweigst du, Stem?“ fragte Sidni-Calv nach
einiger Zeit.
    „Was sollte ich dir antworten, Calv“, erwiderte Stem
schulterzuckend. „Um Vater Lashron liegt ein Geheimnis, das
weißt du selber, Bruder.“
    „Die Alten müssen das Geheimnis gekannt haben“,
murmelte Calv und schaltete die Konturzeichner ein. Vor dem Alsatian
tat sich der Graben eines tiefen Bodenrisses auf. „Und ich
weiß, daß du dich dafür interessierst. Arbeitest du
nicht gerade an einem Buch über die Holle der Alten im ,Krieg
der Clone’?“
    „Ich interessiere mich eben für die Vergangenheit der
Clone“, erklärte Sidni-Stem mit gespielter
Gleichgültigkeit. „Schließlich bin ich das, was man
einen naturwissenschaftlichen Schriftsteller’ nennt, und
irgendein Gebiet muß ich schließlich zu meinem
Spezialgebiet wählen.“
    „Ach! Und warum hast du nicht ,Vater Lashron’ zu
deinem Spezialgebiet gemacht?“
    Anderson Sidni-Stem drückte den Alsatian tiefer. Links und
rechts huschten die Muschelbänke am Rand des Grabens vorbei,
dann erleuchtete nur noch der Bugscheinwerfer die Finsternis. Die
Distanzanzeigen der Laserortung flammten abwechselnd gelb und grün
auf, und Stem korrigierte den Kurs nach ihnen. Das Radarlot zeigte
die Entfernung des Grundes an. Er fiel steil ab - bis zu
viertausendneunhundert Metern Tiefe am anderen Ende des Grabens.
    „Du weißt, daß Vater Lashron tabu ist“,
erklärte Stem mit gedämpfter Stimme. „Ohne ihn hätten
sich die Clone gegenseitig ausgerottet, als sie um die Vorherrschaft
auf Refuge kämpften.“
    „Und warum schreibst du über die Rolle der Alten, wenn
Vater Lashron die Hauptrolle spielte? Kannst du mir das erklären?“
    „Du solltest besser schweigen“, gab Sidni-Stem zornig
zurück. Ihm hatten die ketzerischen Argumente seines Bruders
noch nie gefallen, und eigentlich war er verpflichtet, darüber
Vater Lashron zu berichten. Doch Calv hatte die gleiche Mutter wie
er, wenn auch vielleicht nicht den gleichen Vater.
    Das war überhaupt so eine Sache mit Calvs Zeugung gewesen.
Die übrigen Ehemänner von Andersen Guin-Sidni hatten damals
an einer Expedition in die Kristallwälder des Südens
teilgenommen. Stem war zu dieser Zeit erst fünf Jahre alt
gewesen, und er erinnerte sich nur noch dunkel an einen
hochgewachsenen, düsteren Mann, der einige Tage lang in der
Zimmerflucht seiner Mutter gelebt hatte, ein Mann ohne Clone-Zeichen.
Als Guin-Sidnis Ehemänner von der Expedition zurückkehrten
und sie ihnen erzählte, daß das Kind in ihrem Leib von
einem Außenstehenden war, hatten sie vergeblich versucht,
seinen Namen oder wenigstens seinen Clone zu erfahren, um ihn
einladen zu können. Wer Sidnis Freund war, war schließlich
auch ihr Freund. Doch Guin-Sidni hatte lächelnd abgewehrt, und
ihre Entscheidung gab den Ausschlag.
    Seit einigen Jahrzehnten beschäftigte das Rätsel von
Calvs Herkunft väterlicherseits seinen Bruder, obwohl so etwas
auf Refuge niemals mehr als flüchtiges Interesse erregte. Der
Vater eines Kindes ließ sich selten genau bestimmen; nur die
mütterliche Abstammung war ausschlaggebend. Aber seit er sich
intensiv mit den Alten beschäftigte, fragte sich Sidni-Stem
immer wieder, ob der flüchtige Bettgenosse ihrer Mutter nicht
einer der Alten gewesen sei. Nach dem „Krieg der Clone“
waren sie spurlos untergetaucht, was aber nicht heißen mußte,
daß sie irgendwo in der Wildnis umgekommen waren.
    „Paß auf!“ schrie Calv plötzlich in
höchster Erregung, beugte sich nach rechts und griff in die
Steuertastatur.
    Stem erkannte die Gefahr zu spät. Nur einige Sekunden lang
hatte er die Anzeige des Radarlots nicht beachtet, in der
erfahrungsbedingten Überzeugung, daß es keinerlei
gefährliche Hindernisse auf diesem Teil der Strecke gab.
    Als er aufblickte, starrte er auf die scharfgezeichneten Konturen
eines fremdartigen Fahrzeugs. Es schwebte in
    ungefähr hundert Metern Entfernung reglos in der
Unterwasserschlucht.
    Anderson Sidni-Stem stieß seinen Bruder zur Seite und
versuchte, den Alsatian nach oben zu reißen, um dem Hindernis
auszuweichen. Er hätte es zweifellos geschafft.
    Doch da tauchte im Scheinwerferkegel ein blinkendes Etwas auf -
und im nächsten Augenblick barst der Alsatian in einer
fürchterlichen Explosion.
    *
    Es war Sidni-Stems erster Tod.
    Der starke Wasserdruck hatte seine Hirnzellen irreparabel
geschädigt. Eindringendes Meerwasser hatte durch
Auflösungserscheinungen die Lungentätigkeit
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