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PR TB 069 Menschen Aus Der Retorte

PR TB 069 Menschen Aus Der Retorte

Titel: PR TB 069 Menschen Aus Der Retorte
Autoren: Perry Rhodan
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menschlicher
Bedürfnisse, doch sie waren nicht alles. Der Mensch - jeder
geistig rege Mensch - benötigte wenigstens ein Ziel, auf das er
hinarbeitet, um seinen Lebenswillen zu erhalten.
    Aber welches Ziel konnten sich sechs Männer auf einem
Planeten schon stellen, dessen hohe Schwerkraft sie an ein Gebiet
geringer räumlicher Ausdehnung fesselte?
    Die Selbstbehauptung bis zum unvermeidlichen natürlichen Ende
war kein verlockendes Ziel für wissenschaftlich gebildete
Menschen. Sie würden entweder
    auf die geistige Stufe von Neandertalern absinken oder sich früher
oder später gegenseitig bekämpfen.
    Wenn sie wenigstens die Möglichkeit hätten, einer
folgenden Generation bessere Ausgangspositionen zu erarbeiten! Das
wäre eine befriedigende Aufgabe gewesen.
    Bei diesem Gedanken durchzuckte den Geist des Wissenschaftlers ein
Lichtblitz.
    Sie hatten zwar keine Frauen - aber die Fortpflanzung war längst
nicht mehr auf die Verschmelzung weiblicher und männlicher
Erbmasse beschränkt. Bereits vor mehr als fünfhundert
Jahren war es einem terranischen Forscherteam gelungen, eine
ungeschlechtliche Vermehrung durch „cloning“
herbeizuführen. Man benötigte dazu nicht mehr als jeweils
eine Körperzelle, denn jede Zelle enthielt den genetischen Kode,
nach dem der Neuaufbau eines Individuums sich richtete. Und natürlich
benötigte man ganz bestimmte Umweltbedingungen, in denen die
Zellkultur gedeihen konnte.
    Innerhalb des Solaren Imperiums war Menschen-Cloning aus ethischen
Gründen untersagt.
    Aber auf Refuge sprachen ethische Gründe für seine
Anwendung.
    Professor Barghes erhob sich und schleppte sich mühsam vor
die Hütte, die aus Teilen des Explorerschiffes zusammengebastelt
worden war.
    Links neben dem Wrack der EX-4489 stieg soeben Ubigeir über
den Horizont. Es sah so aus, als tauchte die blaue Sonne nach einem
reinigenden Bad aus dem Meer. In Intervallen polterten und donnerten
faust- und kopfgroße schwarze Kiesel mit dem Rhythmus der
Brandung.
    Lashron Barghes lächelte befreit.
    Nein, diese Welt war eine gute Welt - geeignet als Heimat für
Generationen und aber Generationen von Menschen.

1.
    Tausend Jahre danach.
    Anderson Sidni-Stem steuerte den Alsatian zwischen den Klippen der
Halfmoon-Bay hindurch. Das sanfte Glühen der
Unterwasser-Leuchtkörper verwandelte die schwarzen Felsen in
geheimnisvoll glitzernde Vorhänge, hinter denen sich die Akteure
des Schauspiels bewegten: bunte Scheinpflanzen, vielarmige Kraken und
die mattsilbern glänzenden Leiber der Domesticals.
    „In diesem Jahr hatten wir zum erstenmal keine Seuche unter
den Domesticals“, erklärte Anderson Sidni-Calv, der bisher
schweigend neben Stem gesessen hatte.
    Anderson Sidni-Stem wandte den Kopf und musterte das Gesicht
seines Bruders eingehend. (Der Vorname Anderson bezeichnete die
Zugehörigkeit zum Anderson-Clone, der Geburtsname Sidni war der
Name der Mutter, und der Individualname - Stem, Calv usw. -
bezeichnete die einzelne Person.)
    Calvs Gesicht leuchtete. Er hatte den Beruf des Meeresfarmers
gewählt und ging vollkommen darin auf. Seit zweihundertvierzig
Jahren forschte er nach dem Erreger jener Seuche, die jährlich
einmal auftrat und die domestizierten großen Meeressäugetiere
befiel. Diesmal schien ihm der ersehnte Erfolg beschieden zu sein;
kein Wunder, daß er glücklich darüber war.
    „Gratuliere, Calv“, sagte Stem lächelnd. „Vater
Lashron wird erfreut sein, die Nachricht zu hören.“
    „Kann Vater Lashron sich überhaupt freuen, Stem?“
fragte Anderson Sidni-Calv mit seltsamer Betonung.
    Sidni-Stems Gesicht verschieß sich. Er steuerte den Alsatian
tiefer, bis im Licht des starken Scheinwerfers der grobkörnige
Meeresboden auftauchte. Tellergroße Krabben wühlten sich
ein, bis nur noch ihre Zangen hervorsahen. Eine Bohrkranzschlange
versuchte, aus dem Scheinwerferkegel zu entkommen, und bäumte
sich sterbend auf, als Sidni-Calv ihr einen Elektropfeil durch den
Kopf schoß. Bohrkranzschlangen waren eine Plage für die
Meeresfarmer. Mit ihren harten Bohrkränzen an der Vorderseite
des Kopfes pflegten sie sich in die Leiber der Domesticalr. zu
arbeiten, wo sie sich entweder über die Eingeweide hermachten
oder ihre Eier ablegten. Die energetischen Sperrgitter hielten sie
zwar von den Farmen
    fern, aber oft wurden sie als Eier oder Jungtiere von jenen
Domesticals eingeschleppt, denen man hin und wieder die Freiheit gab,
damit sie nach einiger Zeit mit einer Schule Weibchen und Kinder
zurückkehrten und
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