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PR TB 068 Die Säulen Der Ewigkeit

PR TB 068 Die Säulen Der Ewigkeit

Titel: PR TB 068 Die Säulen Der Ewigkeit
Autoren: Perry Rhodan
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zu kommen.
    Langsam stoben Schattenbilder umher; eine mystische Verklärung
bemächtigte sich meines Verstandes, und ich begann,
selbstgeschaffene Bilder zu sehen. Eine große Menge von Figuren
tauchte aus den Nischen der Dunkelheit zwischen Palmen und Tamarisken
auf, winkend, hocherhobenen Armes, klagend ... ich hörte einen
fernen Klang, wie das Tönen einer Doppelflöte, die von
einer Sklavin aus Nubien geblasen wurde. Dann wurde der Klang
dunkler, Trommeln waren zu hören. Symbole des Rhythmus, in dem
sich der Nil ergoß. Eine Wolke schob sich vor den Mond,
veränderte das Licht, löschte die Bilder aus.
    Ich kehrte zurück in meine Unterseekuppel.
    Ich ließ die Zeremonie des Einschläferns über mich
ergehen und versank in das wohltuende Vergessen eines langen
Schlafes. Die Erde drehte sich vierundfünfzigmal um die Sonne.
    Vierundfünfzigmal.
    Alle diejenigen, die ich jung gekannt hatte, waren alt, runzlig
oder gestorben. Vierundfünfzig Jahre nach meinem Verschwinden
rief mich das Signal. Menes hatte den Kopf des Wolfes nach rechts
geschoben, zu der Glyphe Not hin. Ich ließ den Robot Rico aus
rechnen, wo sich Menes befand, schickte meine Spionkugeln aus und
sah, daß Menes mit einer Mannschaft von zehn Ruderern auf dem
Nil segelte; er war unglaublich alt geworden, aber ich erkannte ihn
sofort. Ich wartete, bis mein Körper, der schlaff und weiß
geworden war in den neunzehntausendsiebenhundertund
    zehn Tagen, wieder richtig reagierte. Dann legte ich die
Leder-Stiefel an, den weißen Rock, den breiten Gürtel und
den Armschutz des Neter-Nacht, ließ von Rico den Kreisring des
teuren Halsschmuckes schließen und nahm Bogen und Köcher
mit mir.
    Ich stieg auf, schaltete den kugelförmigen Schutzschirm ein,
ließ das Flugaggregat anspringen und raste über das Meer,
über die Wüste und entlang des Nils auf den Ort zu, an dem
ich den Greis wußte, der Menes war.
    Es war Nacht.
    Nacht zwischen Memphis und Busiris auf dem Nilarm. Nacht zwischen
dem Schilf derßinsenJch flog eine Elle über dem Wasser,
näherte mich dem geschwungenen Achtersteven des Schiffes,
nachdem ich es in großer Höhe mehrmals umkreist hatte. Die
Ruderer lagen schlafend im Schilf, die Barke war an einem
schlammverkrusteten abgestorbenen Akazienstamm vertäut, auf dem
zwei Geier saßen. Zu den Füßen von Menes, der sich
in eine riesige, weiße Decke gehüllt hatte, lag eine
junge, ungemein reizende Sklavin und wärmte seine Sohlen. Auf
einem Glutbecken stand, längst erkaltet, aber noch immer stark
riechend, eine Kanne voll Würzwein. Ich senkte mich so
vorsichtig auf die Achterplattform, daß sich die Barke nicht
bewegte.
    Ich schnallte die technischen Dinge ab, steckte sie in den
Ledersack und schaltete das Widerstandsfeld an. Niemand würde
diesen Sack berühren können, ohne bewußtlos zu werden
bei dem Versuch, ihn zu öffnen. Als ich mich umdrehte, begann
eine leichte Erschütterung durch das Schiff zu gehen, und ich
sah, wie sich Menes aufgerichtet hatte und mit einem kurzen Speer auf
mich zielte, von dem eine lange, dünne Lederschnur
    herabhing und zu einer Rolle führte. Eine Harpune.
    Ich sah ihn an und fragte leise:
    »War es die Not des Körpers oder die des Geistes, Sohn
des Re?«
    Seine Stimme zitterte, als er rief:
    »Atlan! Du bist gekommen! Ich rief dich vor fünfzehn
Tagen!«
    »Ich bin etwas langsamer als der Strahl des Atum«,
sagte ich und schloß ihn in die Arme. Er war erschreckend mager
geworden. Aber noch immer stand er aufrecht da, jeder Zoll der
Gottkönig des Landes. Ich setzte mich neben ihn auf den anderen
Sessel, der sich auf dem Zedernholzdeck über den Kabinen befand.
    »Du hast mich gerufen«, sagte ich und nahm einen
tiefen Schluck aus der Kanne. »Was ist der Grund? Obwohl ...
ich bin gern gekommen.«
    Die Sklavin bewegte sich, und ich glaubte, im ersten Licht der
kurzen Morgendämmerung verwandte Züge mit Nefer-meryt zu
erkennen. Aber dies konnte eine Täuschung sein.
    »Ich wollte, ehe ich in wenigen Tagen sterbe«, sagte
der Me-nes langsam und nachdenklich, »noch einmal mit dem
einzigen Freund sprechen, den ich hatte in meinem langen Leben.
Siehe, ich habe viele Söhne. Einer, der älteste, ist Aha.
Er gleicht dir und mir, und er kennt als einziger die Geschichte, wie
wir dieses Land geschaffen haben und Memphis vergrößerten.«
    »Aha wird Pharao?«
    »Ja«, bestätigte er. Seine Stimme, einst
vibrierend und kühl, hatte sich in das seltsam unbetonte Murmeln
des Greises verwandelt. »Aber meine
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