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PR TB 042 Das Erbe Der Jahrtausende

PR TB 042 Das Erbe Der Jahrtausende

Titel: PR TB 042 Das Erbe Der Jahrtausende
Autoren: Perry Rhodan
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Geröll
geschüttet worden, und der kleine Stausee trieb eine Turbine an
und erfüllte Tage und Nächte mit eintönigem Rauschen.
Neben dem Boot aus Glasfiber blieb der Mann stehen und ließ
sich auf die Knie nieder. Eine Sekunde lang betrachtete er sein
Spiegelbild, spuckte ins Wasser und zog sich aus. Dann warf er sich
in den Fluß.
    Dreimal schwamm er von einem Ufer zum anderen und kletterte
schließlich wieder auf den Steg hinauf. Er schleuderte die
Wassertropfen von den Händen, suchte in den Taschen der Hose und
brachte eine Packung kurzer, schwarzer Zigarren zum Vorschein und ein
zerbeultes Energiefeuerzeug. Jede einzelne seiner Bewegungen zeigte,
wie gleichgültig ihm dies alles war - es gab nichts Wichtiges
mehr für ihn. Oder wenigstens fast nichts.
    Während er rauchte, betrachtete er seinen Körper.
    Es war noch etwas kühl; Dunst lag über dem Wasser. Die
Sonne, deren roter Ball direkt über dem Gleithang des Flusses zu
schweben schien, vernichtete mit ihren Strahlen den Nebel nur
langsam. Zwei blaue Fische standen unbeweglich nebeneinander, dicht
unterhalb des überhängenden Brettes, schlugen mit den
Schwänzen gegen die kreiselnde Uferströmung und schossen
davon, plötzlich, wie durch die Gedanken des Mannes erschreckt.
    Sein Körper war nicht mehr der eines fünfund
vierzigjährigen Elitekapitäns, sondern das Ergebnis von
langer Ruhe, von geringer Bewegung und von zuviel Alkohol.
Einhundertneunzig Zentimeter groß und leicht verfettet. Die
breiten Schultern und die Muskeln der Beine konnten nicht mehr
verbergen, daß unter der gebräunten Haut zuviel Fett war.
Ein nutzloser, aufgeschwemmter, schwerer Körper, der
Anstrengungen nicht mehr gewöhnt war.
    Wozu auch?
    Der Ehrgeiz, der einst das Leben Sherpa Carmichaels ausgefüllt
hatte, war geschwunden, als habe er niemals existiert. Seit den Tagen
auf Wollonggong. Alles war unwesentlich geworden; eine tiefe
Gleichgültigkeit lag über Sherpa wie eine Nervenkrankheit.
    Er legte sich jetzt auf die hellen Bretter des Steges, die im
Sonnenlicht warm wurden, um sich zu trocknen. Während er
rauchte, schob er schweigend das durchlöcherte Band der
Pilotenuhr hin und her, um die Wassertropfen wegzubringen. Er sah,
daß eine halbe Stunde vergangen war und wußte, daß
nichts auf ihn wartete - niemand auf ihn wartete. Außer
Alissar. Aber auch das war fast unwesentlich.
    Die runde Linse im Glas, hinter der die Kalenderzahlen kamen und
gingen, zeigte ein Datum: 12. IV. Der Tag, an dem das monatliche
Versorgungsschiff landen sollte. Vermutlich war das Schiff gekommen,
als er schlief, und er hatte die Geräusche nicht gehört.
Als er merkte, daß seine Haut wärmer und wärmer
wurde, stand Sherpa auf, zog die Hosen an und ging langsam zurück
zum Haus.
    Alissar war aufgewacht und deckte gerade den Tisch unter dem
Vordach.
    Sherpa trat den Rest seiner Zigarre mit dem Stiefelabsatz aus und
setzte sich in den Rohrstuhl. Er schlug nach einem Insekt und
betrachtete das Mädchen, das schweigend zwischen dem kleinen
Kocher und dem Tisch hin und her ging und das Frühstück
bereitete. Der Geruch starken Kaffees war zu spüren.
    »Alissar«, sagte Sherpa plötzlich. Das Mädchen
drehte sich um und sah ihn an. »Ja, Sherpa?«
    »Ich muß nachher nach Port McKinley reiten. Willst du
mitkommen?«
    Sie zögerte eine Sekunde, dann sagte sie:
    »Du machen lang Palaver mit Mister Kiston?«
    Sherpa lächelte müde.
    »Kein Palaver, Alissar. Ich hole Dinge ab, die mit dem
Schiff gekommen sind - oder vielleicht auch nicht gekommen sind.
Willst du mitkommen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »No«, sagte sie. Alissar hatte eine langsame, volle
Altstimme, eine Seltenheit unter all den lärmenden Eingeborenen
der Gebel al Ashdar hier in den Wäldern. Sie setzte sich Sherpa
gegenüber und goß seine Tasse voll. Schweigend betrachtete
sie der Mann. Obwohl sie ein unwesentlicher Teil seines jetzt
unwichtigen Lebens geworden war, liebte er sie. Liebte er sie
wirklich? dachte er dann. Aber auch das war nicht wesentlich - sie
war hier und würde nicht fortlaufen.
    »Also reite ich allein hinüber«, sagte er und
schüttete zwei Löffel Zucker in den Kaffee und goß
Kondensmilch hinterher. Dann trank er.
    »Ja. Ich gehen bißchen an Fluß. Fischen und
Schwimmen, savvy?«
    »Savvy«, sagte er mit vollem Mund.
    Dann langte er neben sich auf das Bord unter dem Fenster und
schaltete den kleinen Batterieempfänger ein. Die Stabantenne in
Port McKinley empfing mehrere galaktische Sender und strahlte
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