PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats

nach vorn, drückte gleichzeitig Hardiims Fuß nach unten. Sein Kopfstoß knallte gegen den ungeschützten Oberkörper seines Gegners.
    Fauchend entwich die Luft aus Hardiims Brustkorb. Seine Augen weiteten sich vor Schreck. Wie in Zeitlupe hob er die Arme.
    Das war das Signal für Novaal, für seine letzte Schlagkombination.
    Jetzt!
    Er tauchte unter Hardiim hindurch, machte eine 540-Grad-Drehung, riss den linken Fuß hoch, und noch bevor der Fuß wieder auf dem Boden landete, folgte ein Kick mit dem rechten Fuß, dann trat er mit dem linken zu – direkt gegen Hardiims Kopf.
    Wie ein gefällter Baum fiel der Waffenoffizier zur Seite und blieb verkrümmt auf dem Kampfplatz liegen. Novaal stürzte sich auf ihn, doch Hardiim lag reglos da.
    Von den Tribünen erscholl frenetischer Beifall, aber Novaal hörte das Tosen kaum.
    Was hatte er getan?
    Der Gedanke, dass Hardiim genauso wenig vor dem entscheidenden Schlag gezögert hätte, half auch nicht. Wie in Trance legten sich seine Hände um Hardiims Hinterkopf. Ein Ruck – und der Waffenoffizier wäre tot.
    Töte, oder du wirst getötet , so hieß es beim Militär schon in der Grundausbildung.
    Novaal zögerte. Es wäre für ihn ein Leichtes gewesen, aber ... Auch er konnte sich nicht über seine eigenen Regeln hinwegsetzen, obgleich er wusste, dass ihn niemand zur Verantwortung gezogen hätte.
    Ihn schauderte. Allein davor, dass er so dachte ...
    Langsam zog er die Hände zurück und atmete tief durch.
    »Einen Arzt!«, schrie er. »Holt einen Arzt!«
    Unwillkürlich musste er an Sayoaard denken, aber als ein Ara in Begleitung von zwei Medorobotern die Arena betrat, schüttelte er den Gedanken sofort wieder ab. Der Arzt legte dem Verletzten eine Medobox auf den Bauch, die schon kurz darauf ihre Diagnose stellte. Novaal konnte ihre Sprachausgabe nicht verstehen, dafür rauschte es in seinen Ohren zu stark, aber der Ara hob danach den Kopf.
    »Er wird es überleben«, rief er Novaal über die tobende Menge hinweg die Kurzfassung zu. »Eine Woche Medotank ...«
    Erleichtert atmete Novaal in einem heftigen Stoß aus. Er hatte seine eigene Regel nicht gebrochen.
    »Danke«, sagte er und hob die Arme.
    Augenblicklich verstummten die Zuschauer. Der Robotschiedsrichter erkannte seine Absicht und schaltete ein Akustikfeld vor seinen Mund.
    »Ich verneige mich vor meinem Kontrahenten, er war ein würdiger Gegner«, sagte er mit fester Stimme in das Feld. Er wusste, dass ihn nun alle seine Soldaten sehen und hören konnten. Sie alle hielten jetzt womöglich den Atem an. »Hardiim wird überleben.«
    Von den Antigravplattformen kam Applaus. Die Kommandanten auf der Tribüne standen auf und schlugen mit der Faust gegen ihre Anzüge. Selbst Belinkhar neigte ihren Kopf leicht in seine Richtung.
    Wieder hob er die Arme, und wieder war es sofort still.
    »Naats!«, rief er und war sich sicher, dass er seine Leute dort hatte, wo er sie haben wollte: unerbittliche Kämpfer, die bedingungslos hinter ihm standen. »Soldaten! Wir haben eine Aufgabe. Darum lasst uns aufbrechen!«
    Er stieß die Faust dreimal hoch in die Luft. »Wir werden siegen!«
    Die Soldaten hielt nichts mehr auf ihren Sitzen. Sie sprangen auf und wiederholten seine Geste.
    »Wir werden siegen!« Der tausendstimmige Schlachtruf hallte über die Gartenebene des Gespinsts.
    Novaal sah, wie Belinkhar kaum merklich zusammenzuckte, dann verließ er hinter den Medorobots als Letzter den Käfig.

2.
    Kontrollflug
    Tresk-Takuhn
     
    Tresk-Takuhn ließ die Magnetverschlüsse seines Kampfanzuges zuschnappen. Ein letztes Mal wollte er sich von den Fortschritten der Großbaustelle im Tatlira-System ein Bild machen. Er benötigte für seine Taktik die Informationen, worauf er sich bei einem Angriff der Arkoniden verlassen konnte und worauf nicht. Die Arkoniden würden kommen, das war so sicher wie Megh-Takarrs Wut, wenn er in diesem Krieg unterliegen sollte. Den ersten Vorgeschmack auf die bevorstehende Schlacht hatten sie in Gestalt eines Schweren Kreuzers erhalten, der sie testen sollte – um den Preis des Schiffes und seiner Besatzung ...
    Dabei wusste Tresk-Takuhn, dass der Abschuss des arkonidischen Aufklärers für seine Soldaten viel zu früh gekommen war. Die Festung war alles andere als fertig, aber was sollte er machen?
    Er gab einen missmutigen Grunzlaut von sich und verließ seine private Kabine, die sich in einer Tiefetage des einzigen fertiggestellten Bauwerks der Verteidigungsanlagen befand. Alle größeren Monde von