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PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats

PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats

Titel: PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats
Autoren: Gerry Haynaly
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spannend. Nur Angriffe gegen die Augen und das Töten des Gegners selbst waren in der Sportversion klarerweise verboten.
    Der legendäre Großmeister Muaal hatte den Freistil aus Selbstverteidigungstechniken im Straßenkampf entwickelt. Zu Tausenden waren die Zuschauer in die Arenen gepilgert, um Muaal und seine Gladiatoren kämpfen zu sehen. Erst später hatten die Militärs erkannt, dass man diesen Kampfstil auch in der Praxis einsetzen konnte. Er wurde auf aufwieglerischen Planeten eingesetzt, wo Waffengewalt allein keine Aufrührer beeindruckte. Aber geschickt gestreute Aufzeichnungen, in denen ein riesiger Naat einen Arkonidenabkömmling fertigmachte, konnte die Moral der Aufständischen schnell brechen, besonders wenn es sich bei dem Toten um einen ihrer Anführer handelte.
    Inzwischen war es längst Nacht auf dem Gespinst geworden. Nicht, weil die Station in den Schatten des Planeten eingetreten war, nein, das passierte auf dieser Umlaufbahn viel zu oft, sondern weil die Nanobeschichtung auf dem Glassit der Kuppel auf lichtundurchlässig geschaltet worden war. Die Mehandor simulierten damit den Tag-Nacht-Rhythmus eines echten Planeten, obwohl Novaal nicht wusste, auf welchen sie sich bezogen. Er kannte die Händler hauptsächlich von ihren Raumstationen und fliegenden Verkaufshallen ähnelnden Schiffen.
    Novaal sah auf seinen Kommunikator. Ein neuer Tag war angebrochen, und ein allerletzter Kampf stand noch auf dem Programm – sein Kampf.
    Er schritt auf den Käfig zu, der extra für die Kämpfe unter den Offizieren errichtet worden war. Für die gewöhnlichen Ringkämpfer reichte eine kreisrunde Fläche aus, die sie nicht verlassen durften. Beim Freistil gab es zusätzlich eine martialisch aussehende Absperrung aus Maschendrahtzaun, die überdies seitlich und oben durch ein energetisches Prallfeld gesichert wurde – deshalb der Name. Ein kreisrunder Käfig stellte andere taktische Anforderungen als ein eckiger Boxring, wo der Gegner leichter in eine Ecke gedrängt werden konnte. Zudem sollte er verhindern, dass einer der Kämpfer aus dem Ring geworfen wurde.
    Novaal überkam trotzdem ein Schauer. Der Maschendrahtkäfig suggerierte Gefahr – das beklemmende Gefühl des Eingesperrtseins, dem Gegner ausgeliefert zu sein. Dazu kam der mehr psychologische Effekt: Es gab keine Möglichkeit zur Flucht.
    Rund um den Käfig waren Tribünen aufgebaut worden, deren Sitzreihen von Holos gesäumt waren, damit jeder Besucher seine eigenen Zeitlupenstudien betrachten konnte. Bestimmt hatten sie auch ihre Virto-Schiedsrichter aktiviert, damit ihnen kein einziger Regelverstoß entging.
    Er konnte im Rund neben Tirkassul auch die anderen Kommandanten seiner Flotte sehen. Kendeel, der Kommandant der ENIAOS, war trotz seiner drei verschwollenen Augen, die ihm Novaal in einer der Vorrunden verpasst hatte, gekommen. Selbst Belinkhar, die Matriarchin der Station, hatte sich eingefunden, um dem letzten Kampf beizuwohnen.
    Täuschte er sich, oder sah die Mehandor ihn voll Mitleid an? Oder durchschaute sie den Sinn der Kämpfe zwischen seinen Leuten?
    Von den anderen Wettkampfarenen strömten die Zuschauer herbei. Novaal erkannte die Besatzung der KEAT'ARK III, die stumm grüßend an ihm vorbei zu den letzten freien Plätzen marschierte.
    Unvermittelt ging ein Dutzend Scheinwerfer an, die den goldenen Weg vor ihm aus der Dunkelheit rissen. Mammutwedel schienen sich vor ihm und seinem Gegner, Waffenoffizier Hardiim vom Schweren Kreuzer KATMAR, zu verneigen. Der Schiedsrichter, ein klobiger Robot mit spindeldürren Armen und Beinen, öffnete die Tür zum Käfig. Er musterte Hardiim und Novaal aus roten Sensoraugen und ließ sie eintreten.
    Novaal überschritt die Schwelle. Die beiden Plastiktonnen am Eingang ignorierte er, denn sie enthielten nur Handtücher – die eine frische, die andere blutige.
    Etwas zerrte an seinem linken Knie. Schon der erste Schritt im Inneren des Käfigs kostete ungewohnt viel Kraft.
    Das kann nur ein künstliches Gravitationsfeld sein , dachte er. Kendeel hatte ganze Arbeit geleistet und für heimatliche Verhältnisse gesorgt. Novaal war ihm dafür dankbar, denn bei seinem Training auf der KEAT'ARK benutzte er stets einen Mikrogravitator. Alles andere wäre ihm nur schwächlich vorgekommen.
    Novaal blieb stehen und atmete tief ein. In der Arena roch es nach Schweiß und Blut – viel Blut.
    Aber dies war nicht das Blut der Niederlage, sondern jenes der Ehre. Allein im Kampf Mann gegen Mann bei den Spielen
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