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PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats

PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats

Titel: PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats
Autoren: Gerry Haynaly
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pflegten – oder wie bei Tirkassul und ihm ein paar Hierarchieebenen tiefer, Dreiplanetenträger gegen Einplanetenträger. Was versprach sich Tirkassul von diesem Kampf? Dabei hatte Novaal selbst den Kommandanten der ITAK'TYLAM zu seinem Stellvertreter ernannt, nachdem er dem toten Krineerk die letzte Ehre erwiesen hatte. In einem Torpedo der KEAT'ARK hatte sein ehemaliger Stellvertreter seine letzte Reise in die orangefarbene Sonne angetreten.
    Hatte er Tirkassul jemals schlecht behandelt? Novaal konnte sich an keine Gelegenheit erinnern. Aber welche persönlichen Animositäten Tirkassul auch gegen ihn hatte – Novaal hatte nicht vor, ihn im Freiklettern gewinnen zu lassen.
    Tirkassul hatte seine Uniform gegen ein elastisches Sportoutfit getauscht, doch Novaal widerstrebte es, für diese harmlose Sportart die schwarzsilberne Uniform auszuziehen. Auch die gewöhnlichen Stiefel reichten für die lächerliche Gravitation völlig aus, da benötigte man keine Spezial-Adhäsionsschuhe, wie sie sein Stellvertreter und die Arbtanen trugen.
    Ein riesiger Scheinwerfer, der hoch über dem Felsen an den Streben der Außenhaut befestigt war, beleuchtete das Starterfeld. Das Flimmern rund um den Felsen verschwand und zeigte an, dass die Prallfelder, die zuvor kletternde Mehandor vor dem Absturz bewahrt hatten, abgeschaltet waren. Der umprogrammierte Kampfroboter an der Startlinie hatte es ebenfalls bemerkt, denn er aktivierte seine rot leuchtenden Sensoraugen.
    »Auf die Plätze!«, kommandierte der Roboter, der im Kampfeinsatz von den Soldaten die Befehle erhielt.
    Immer nur Krieg , dachte Novaal. War das die Quintessenz seiner Existenz?
    Er stellte sich am äußersten rechten Rand direkt neben dem Robotschiedsrichter auf. Damit erreichte er, dass nur zu seiner Linken ein Gegner Richtung Felsen lief und er selbst freie Bahn hatte. Er spannte die Bauchmuskeln an und atmete mehrmals tief ein, spürte dem Atem nach, wie er die Bronchien durchströmte und durch den Mund wieder austrat. Normalerweise reichten ihm fünf Atemzüge, um jenen Zustand der Ruhe zu erreichen, den er benötigte, um Körper und Geist auf die bevorstehende Aufgabe vorzubereiten. Aber diesmal wollte es nicht so recht klappen. Zu sehr hatte ihn Sergh da Teffrons Erpressung erschüttert. Der Arkonide hatte seinen Sohn Sayoaard in seiner Gewalt und zwang ihn, die topsidische Festung im Tatlira-System binnen einer Woche dem Erdboden gleichzumachen, sonst ...
    Der Arkonide plante etwas Großes, wenn er sich so versicherte, dass er das besetzte System auch wirklich überrannte.
    Novaal verzog den Mund. Er wollte nicht mehr an den hageren Alten denken, nein, er durfte nicht. Er musste seine Fassung wiedergewinnen, und das möglichst rasch, am besten noch, bevor die Flotte vom Gespinst ablegte.
    Konzentriere dich!
    Er atmete tief aus und suchte in seiner Erinnerung nach Gelassenheit, nach dem schmalen Grat zwischen Ruhe und Erregung, der Sieger ausmachte ...
    »Los!«
    Das Kommando des Roboters störte Novaals Konzentration, doch die Einheit von Körper und Geist, wie jeder Kampfsport es lehrte, war bereits erfolgt. Seine Beine bewegten sich wie von selbst, schoben ihn über das Moos vorwärts, das die Sohlen seiner Stiefel wie eine Sprungfeder abstieß.
    Tirkassul und Faluuan, ein Frischling, den ihm ein Rekrutierungsbüro beim letzten Zwischenhalt in einer Werft als Funkanwärter umgehängt hatte, hatten den besten Start hingelegt. Die geringe Schwerkraft ließ die Naats in einer Geschwindigkeit über den Boden gleiten, die sie in ihrer Heimat nie erreicht hätten. Der Kletterfelsen flog förmlich auf Novaal zu. Trotzdem hatte Tirkassul einen leichten Vorsprung herausgelaufen: Er sprang bereits auf den ersten Felsvorsprung hoch, der in Kopfhöhe aus dem Gestein ragte.
    Faluuan war noch immer auf gleicher Höhe mit ihm, während Tirkassul die Finger schon in den handbreiten Spalt zwängte, der bis zu einem Felsüberhang weit über ihnen reichte. Novaal konzentrierte sich auf seine eigene Route, aber es gelang ihm nur bedingt. Viel zu oft schielte er zu seinen beiden Gegnern hinüber, die weitaus leichtfüßiger als er die Wand hochkletterten. Zumindest kam es ihm so vor, als hätte er Trainingsgewichte an den Füßen.
    Seine Gedanken schweiften von der Wand ab und hin zu Sayoaard. Er kletterte nicht länger einen Kunstfelsen auf KE-MATLON empor, sondern den abgeschalteten Antigravschacht einer Spezialklinik auf Aralon hoch, wo sein Sohn auf ihn wartete.
    Verdammt!
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