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PR Andromeda 02 - Die Methanatmer

PR Andromeda 02 - Die Methanatmer

Titel: PR Andromeda 02 - Die Methanatmer
Autoren: Hubert Haensel
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ausschließlich von den unbekannten Angreifern ab.
     
     
    Eine unheimliche Stille lastete über dem Gelände der terranischen Botschaft. Es war die Stille des bevorstehenden Todes.
    Die Konsequenz erschien Grek-665½ unausweichlich. Bislang hatten die fremden Kriegsschiffe jeden Kampf siegreich beendet, hatten ausgeglühte Wracks, verbranntes Land und Tausende von Toten hinterlassen, eine Spur aus Blut und Zerstörung. Nahezu jedes Volk verzeichnete Verluste. Weshalb sollten sie ausgerechnet Chemtenz verschonen, die einzige diplomatische Niederlassung der Terraner in Andromeda?
    Die Menschen hatten ihre Botschaft verlassen, doch die nahe Hauptstadt allein zählte rund fünf Millionen Einwohner. Für eine Evakuierung hatte es weder die nötige Kapazität gegeben, noch eine ausreichend lange Vorwarnzeit. Die Bevölkerung floh hinaus aufs Land, auf See oder zog sich in die unterirdischen Anlagen zurück.
    Diese Welt war seit dem Augenblick, in dem die Kastun-Kriegsschiffe im äußeren Sonnensystem aus dem Hyperraum gefallen waren, zum Sterben verurteilt.
    Grek-665½ suchte den Himmel ab, ohne bereits eine Spur der Angreifer entdecken zu können. Lediglich ein leichtes, kaum wahrnehmbares Flirren spannte sich über das Firmament: die Kuppel des Paratron-Schutzschirms. Lange würde das Schirmfeld den Waffen der Invasoren jedoch nicht widerstehen.
    Sie kamen. Vier Schiffe hingen plötzlich hoch im Zenit. Grek-665½ konnte sich ausrechnen, wo die anderen Einheiten verblieben waren. Chemtenz hatte drei Kontinente, nicht alle so dicht besiedelt wie der nördlichste, doch Tefroder, Terraner, Arkoniden und sogar Twonoser hatten sich in der Wildnis niedergelassen.
    Die Kastuns kamen aus der Sonne. Mittlerweile betrug ihre Höhe nur noch 100 Kilometer. Angespannt wartete Grek-665½ auf den grellen Lichtblitz, der alles Leben auslöschen würde.
    Er fragte sich, ob der Tod Schmerzen bereitete. Aber das waren nicht seine eigenen Gedanken, der LemurEmotio-Simulator gab sie ihm ein. Menschen fühlten so, sie stellten sich solche Fragen, die ihre Entschlusskraft lähmten und nicht zur Lösung von Problemen beitrugen.
    Noch 90 Kilometer …
    Chemtenz hielt den Atem an. Kaum ein Gleiter war noch in der Luft.
    Sie wissen, was auf sie zukommt, aber sie wollen es nicht wahrhaben, dachte der Maahk. Sie ziehen sich zurück wie verwundete Tiere, fliehen in den trügerischen Schutz ihrer unterirdischen Anlagen oder in die Berge.
    Er näherte sich dem inneren Rand der Paratron-Kuppel. Das hochgespannte hyperenergetische Feld bot keinen wirklichen Schutz gegen die Intervallkanonen der Fremden. Deren Wirkung war ebenfalls fünfdimensionaler Natur und unterlief die Ableitungsfunktion des Schirmfeldes.
    Ein Blitz zuckte auf. Nur Millisekunden hatte er Bestand, und sein Ausgangspunkt war ohne Hilfsmittel nicht zu lokalisieren. Doch die Folgen des Einschlags blieben unübersehbar. Jenseits der Metropole, in der weit geschwungenen Bucht, kochte die See. Ein turmdicker Impulsstrahl hatte Millionen Kubikmeter Wasser verdampft und wirbelte eine apokalyptische Rauchsäule in die Atmosphäre. Die in das Vakuum zurückflutenden Wassermassen schossen in einer gewaltigen Eruption Hunderte von Metern empor, ehe sie nach allen Seiten abregneten. Und über allem hing flackernder Feuerschein.
    Der zweite Schuss aus mittlerweile nur noch 70 Kilometern Höhe zog eine glühende Spur der Vernichtung durch die Stadt und entfachte einen gewaltigen Feuersturm. Das war der Moment, in dem Grek-665½ den Paratronschirm durch eine Strukturlücke verließ. Sengende Hitze schlug ihm entgegen, aber er spürte sie nicht. Der Schutzanzug, den er gegen die giftige Sauerstoffatmosphäre trug, war weltraumtauglich. Auch der Sturm, der in Richtung Stadtzentrum fegte und Bäume wie dünne Hölzer knickte, konnte ihm nichts anhaben. Die Tornisteraggregate reagierten präzise auf alle äußeren Einflüsse.
    Grek-665½ regelte sein Flugaggregat hoch. Mit wachsender Geschwindigkeit entfernte er sich vom Botschaftsareal und gewann zugleich an Höhe, während hinter ihm vollends die Hölle losbrach. Die Kastuns feuerten im Sekundentakt, ihre Thermostrahlen pflügten das Land um, die Desintegratoren ließen selbst von widerstandsfähigem Baumaterial kaum mehr zurück als verwehende Staubschleier.
    Chemtenz starb. Zweifellos sah es in diesen Augenblicken auf den anderen Kontinenten ähnlich aus.
    Fünf Kilometer hoch flog Grek-665½ bereits über dem Land.
    Acht Kilometer … New Dillingen
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