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PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen

PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen

Titel: PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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fast hasserfüllte Blicke.
    Was war los mit ihm? Bull wollte umdrehen und den Mann mit dem prägnanten Schnurrbart zur Rede stellen. Doch er überlegte es sich anders. Seine ganze Konzentration musste den beiden Wesen gelten, die gut abgesichert in der Medostation lagen und behandelt wurden.
    Tephaya also. Ein Schwarzes Loch mit etwa 1300 Sonnenmassen, das wiederum das zentrale Black Hole der Milchstraße, Dengejaa Uveso, in einem Abstand von etwa 22 Lichtjahren umrundete. Es war Teil eines Systems von gravitationalen Verwerfungen, unbekannten Kräfteeinflüssen und hyperdimensionalem Wüten, vor dem sich jeder Raumschiffskapitän der Milchstraße fürchtete. Dort versteckte sich der Atop Chuv.
    Die Medostation war erreicht. Sei-bei-mir erwartete ihn bereits. Er knickte zwei seiner drei Körperteile als Geste eines höflichen Grußes ab.
    »Ich habe nicht sonderlich viel Zeit«, sagte der Lyrianer. »Wir haben mehr als sonst zu tun. Es hat sich offenbar herumgesprochen, dass wir nunmehr zwei mehr oder weniger ungebetene Gäste an Bord haben. Die Besatzungsmitglieder werden nervös. Kendrest hat Hochbetrieb in seiner Abteilung.«
    »Ich verstehe. Wie geht es Ghiyas Khosrau?«
    »Er wird es überleben.«
    »Kann ich ihn besuch...«
    »Abgelehnt«, unterbrach ihn Sei-bei-mir. »Die Chirurgen sind noch immer an der Arbeit. Sie versuchen, Teile seines Unterarms zu rekonstruieren, aber sie stoßen auf unerwartete Hindernisse. Das vorhandene Gewebe ist in verdammt schlechtem Zustand, zum Teil bereits schwer nekrotisch.«
    »Wann wird er ansprechbar sein?«
    »Ich informiere dich«, antwortete Sei-bei-mir knapp.
    »Sorgt dafür, dass er beständig unter Bewachung bleibt.«
    »Es stehen bereits mehr TARAS in der Medostation als Ärzte!« Unwillig schüttelte sich das kleine Wesen.
    »Und wie geht es dem Onryonen?«
    »Den Umständen entsprechend. Die angelegten Zellkulturen sind so weit ausgewertet, dass wir seinen Metabolismus nun in Ansätzen verstehen. Wir haben ihn versorgt, stabilisiert und einige kleine Eingriffe vorgenommen.«
    »Ich möchte mit ihm reden.«
    »Er schläft derzeit ...«
    »Das war keine Bitte, sondern ein Befehl, Sei-bei-mir!«
    Die drei Körperteile des Lyrianers erstarrten, das Fremdwesen gab helle, seltsame Geräusche von sich, die an einen achtlos geführten Harfenschlag erinnerten.
    »Na schön«, sagte er dann. »Gib mir eine Minute.«
    Bull wartete, bis Sei-bei-mir in einem Nebenraum einige Handgriffe getätigt hatte und ihm dann mit einem Pfiff zu verstehen gab, dass er nun den isolierten Raum des Onryonen betreten durfte.
    Er schlüpfte durch die Lücke im Energieschirm und betrat das Zimmer. Zwei TARAS standen stumm da. Ihre Waffenarme verfolgten in den ersten Sekunden seines Hierseins jede seiner Bewegungen. So lange, bis sie ihn überprüft hatten. Dann zogen sie sich in jeweils eine Ecke des Raumes zurück.
    Bull trat an die Liege des Onryonen. Sie war schmal und wirkte unbequem. Klebeheilgewebe war gegen einen Oberschenkel des Mannes geklatscht worden, um den Brustkorb wand sich ein Verband, die Narben im Gesicht waren mit einer Wundheilsalbe beschmiert.
    Bull betrachtete ihn genau und lange. Er horchte in sich und versuchte zu erahnen, was dieses Wesen für Gefühle in ihm auslöste. Empfand er Angst? Respekt? Widerwillen? Zorn?
    Gar nichts. Der Unsterbliche wusste nicht, was er vom Onryonen halten sollte.
    Der Fremde schlug die Augen auf, das Stirngewebe kräuselte sich. Er wirkte verwundert und desorientiert.
    Bull ließ ihm keine Zeit zum Wachwerden und zum Überlegen.
    »Willkommen an Bord meines Schiffes«, sagte er. »Wir werden einige Zeit miteinander verbringen und uns ausführlich unterhalten. Ich bin Reginald Bull. Ich freue mich auf unser kleines Spiel, Marshall Caileec Maltynouc ...«

Epilog
    Der Onryone
     
    Maltynouc starrte in das von kurzen roten Borsten umrahmte Gesicht des Terraners. Er sagte etwas, das ein irgendwo im Raum installierter Translator höchst mangelhaft übersetzte.
    Er schloss die Augen und würdigte den Mann keiner Antwort.
    Er hatte es geschafft, er war an Bord der JULES VERNE.
    Er war zufrieden.
     
    ENDE
     
     
    Die JULES VERNE wird von den Onryonen gesucht, und allem Anschein nach ist es nur eine Frage der Zeit, wann sie das mächtige Raumschiff und mit ihm Reginald Bull in ihre Hand bekommen werden. Dieser wiederum möchte eines Atopen habhaft werden ...
    In Band 2706 befasst sich Michael Marcus Thurner mit den weiteren Abenteuern von Perry
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